Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 10. August 1904, Seite 10. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau).
Samara, den 23. Juni 1904. Werte "Rundschau"! Wünsche dem Editor und allen lesern das beste Wohlergehen und den Frieden Gottes. Es ist von hier jetzt nichts besonders zu berichten, aber weil ich mich schuldig fühle, dem Editor etwas zur Verfügung zu stellen, um es in die Spalten der "Rundschau" zu schieben, will ich denn einiges berichten.
Sonntag, den 20 Juni, hielt Aeltester David Dörksen, von Schönthal, Krim, im Pleschanower Bethause eine gesegnete Ansprache; möge Gott auch seinen Segen dazu geben, daß das geredete Wort auch möge Frucht bringen für die Ewigkeit. D. Dörksen hat in Pleschanow von P. Riediger das halbe Land (40 Deßj.) gekauft, und von K. Neufeld hat er sich die halbe Wirtschaft nebst Gebäude gekauft. Sein Sohn wirkte hier auch eine zeitlang im Segen, indem er die Kranken bediente und kurierte, schade, daß seine Zeit so rasch abgelaufen ist, und er wieder zurück an seine Arbeit muß; doch wir wollen hoffen, daß er um ein Jahr uns wieder besuchen wird. Heute, den 24. Juni, feierte Gerhard Becker von Pleschanow und die Tochter eines Thießen von Lugowsk, Hochzeit.
Will noch einiges vom Wetter berichten. Es ist jetzt ziemlich warm, das Getreide steht gut, das heißt, wer den Acker gut bearbeitet hat, der bekommt auch wieder Getreide, aber wer den Pflug im Sommer hat rosten lassen, dessen Getreide steht nur sehr mittelmäßig. Der Acker läßt sich nicht betrügen, und das Schriftwort sagt nicht umsonst in der Bibel: "Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen!"
Sterbefälle sind von hier, aus unserer Ansiedlung, jetzt keine zu berichten. In Soroka hatte ich Gelegenheit zu sehen, wie Mittags zwei Leichen in die russische Kirche getragen wurden, um 4 Uhr wurden noch hier Leichen hineingetragen, und so lehrt es uns, daß wir hier keine bleibende Stätte haben, sondern die zukünftige suchen sollen. Ein Mädchen von 17 Jahren war nach Hause gekommen und legte sich, da ihr unwohl wurde, nieder, des Morgens war sie eine Leiche. Es wird Vergiftung vermutet.
J. Wall baut seine zweite Wassermülle, es soll etwas Großartiges geben. Es wird auch auch noch ein Krankenhaus auf seinem Chutor gebaut. Die Maschinen fangen auch wieder lustiger an zu klappern, den die Heuernte ist da, und es wird wieder schön Heu geben; wenn der Herr unser Getreide vor Schaden bewahrt, können wir dem Winter getrost
entgegengehen und werden genügend Nahrung und Kleidung haben.
Nun, für diesmal genug; werde ein andermal mehr berichten.
Editor und Leser herzlich grüßend, A.W.
Bemerkungen von Lydia Friesen (Esau):
Der Autor des Briefes ist höchtwarscheinlich:
Abram Abram Wittenberg (14.02.1874, Karassan, Crimea, South Russia - 19.02.1955, Curitiba, Parana, Brazil) (#267169)
Brief von Abram und Justina Wittenberg, Samara, aus der "Mennonitische Rundschau" vom 26. Dezember 1900, Seite 7.
Brief von Abram und Justina Wittenberg, Donskoj, Neu Samara, in der "Mennonitische Rundschau", vom 5. Juni 1901, Seite 2.
Aeltester David Dörksen, von Schönthal, Krim:
David Gerhard Duerksen (1850, Alexanderthal, Molotschna - 29.07.1910, Spat, Crimea, South Russia)
Bericht von David Dürksen, Margenau, Molotschna, über seine Reise nach Samara und Ufa, aus der "Mennonitische Rundschau" vom 19. Dezember 1894, Seite 2.
Heute, den 24. Juni, feierte Gerhard Becker von Pleschanow und die Tochter eines Thießen von Lugowsk, Hochzeit:
Gerhard Johann Becker (20.09.1874, Klippenfeld, Molotschna - 6.01.1929, Orenburg Kolonie, Russland) (#516393)
Maria David Thiessen (22.07.1880, Apuchtin, Schoenfeld, South Russia - 8.09.1972, Boqueirao, Curitiba, Parana, Brazil) (#516392)
J. Wall baute seine zweite Wassermülle:
Johann Kornelius Wall (24.06.1852 - 15.02.1915) (#604741)
Mühle am Tock, bei Neu Samara Kolonie. Von Andreas Tissen. |