Willi Vogt. Mennonitische Ahnenforschung

 

Buch: Mennonitisches Jahrbuch 1903. H. Dirks. 1904. Halbstadt
Artikel: Die wichtigen Ereignisse des Jahres 1903 unter uns Mennoniten. (Von Prediger H. Janzen).
 
   
 
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betrifft, so geben dieselben den aelteren, aus denen sie hervorgegangen, nichts mehr nach und haben die Unzulaenglichkeiten einer neuen Ansiedlung laengst ueberwunden. Mit ihren huebschen Gaerten und den schoenen, zu beiden Seiten der Strasse befindlichen mit Pfosten versehenen Buergersteigen machen sie den Eindruck frischen Lebens und behaglicher Wohlhabenheit. Das Wolostdorf Tiege macht mit seinem Wolostgebaeude, dem seit 1900 daselbst bestehenden Postamte, der Apotheke, vier grossen Laeden, einem Holzhofe, einer grossen, dreistoeckigen Dampfmuehle und der Bruderkirche am suedlichen Ende des Dorfes besonders den Eindruck weit gefoerderter Entwickelung. - Unter den Halbwirtsdoerfern werden ja freilich auch solche sein, die, fuer sich allein betrachtet, noch nicht den guenstigen Eindruck machen, welchen das Gesamtbild der Kolonien oder gar der Vollwirtsdoerfer im Besonderen macht; doch schwindet der unguenstige Eindruck auch hier je mehr und mehr.
Ein Besuch Se. Excellenz des Herrn Gouverneurs von Chersson in Begleitung mehrerer Gouvernementsbeamten und des Landvogts Welitschkowsky brachte eine erfreuliche Abwechslung in das Wolostleben; um so erfreulicher, da der hohe Besuch nach laengerer umstaendlicher Revision der Bezirksverwaltung dieser seine volle Zufriedenheit ausdrueckte. Nach der Revision wurde beim Wolostschreiber Herrn Bernh. Fast diniert, waehrend vor den offenen Fenstern des Speisezimmers ein gemischter, 36 Mann starker Saengerchor deutsche und russische patriotische Lieder vortrug. Nach der Tafel besuchte Se. Excellenz noch eine Pferde- und Rinderausstellung im Wolosthofe, wo auch landwirtschaftliche Geraete und Maschinen oertlicher Fabrikation ausgestellt waren.
Es wurde schon weiter oben erwaehnt, dass die Taetigkeit der landwirtschaftlichen Vereine nicht wenig zur Hebung der Landwirtschaft, besonders der Viehzucht, beitraegt. Und dasselbe gilt auch zur Aufrechterhaltung und Hebung der Ordnung bei und in den Ansiedlun-gen. Durch aufmerksame Besichtigung derselben und Bekanntmachung des Ergebnisses dieser Besichtigungen in den Doerfern werden die Bewohner aufgemuntert, ihr moeglichstes zu tun, um nicht zu weit in den Hintergrund gestellt zu werden. Das Ergebnis einer solchen Besichtigung in der Gnadenfelder Wolost im Berichtsjahr war folgendes: Es wurde in 2 Doerfern alles ausgezeichnet gefunden, in 7 alles gut, in 6 alles zufriedenstellend. Zu wuenschen lassen uebrig in 2 Doerfern die Zaeune, in 2 die Waelder, in 2 der Kirchhof, in 1 Dorfe der Buergersteig, in

         
 
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Zuletzt geaendert am 12 November 2006.