Topografische Karten von Mennonitenkolonien in Russland ca. 1865 und 1990

Im zaristischen Russland war die Zusammenstellung von Karten eine Aufgabe des Militärs. Beim Generalstab wurde 1822 eine Einheit der Militärtopografen gegründet. 1846 wurden die ersten topographischen Aufnahmen westlicher Gouvernements durchgeführt. Von 1850 Jahren und bis zu dem Ende der 19. Jahrhunderts war von der topographischen Aufnahme das ganze Europäische Russland und auch ein bedeutendes Teil des Asiatischen Russlands abgedeckt. Während des Zaren Alexander II (Regentschaft 1855-1881) wurden die sogenannte 3-Werst-Karten (Massstab: 3 Wersten in 1 englischem Zoll, entspricht 1:126.000: in 1 cm - 1.260 m) im Handel angeboten. 1 Wersta war ein russisches Längenmass von 1,067 Kilometer oder 0,66 Meilen. Diese schwarz-weisse Karten mit guter Detaillierung, es sind Kirchen, Mühlen, Friedhofe, das Relief und Typ des Geländes aufgezeigt.
Leider wird das Jahr der Aufnahme und das Datum wann sie gedruckt sind nur selten angegeben. Diese Karten wurden auch noch in den ersten Jahren nach der Revolution gedruckt.
In der Sowjetzeit wurde die Topographie auf das metrische System umgestellt, und alle Karten, einschliesslich denen, die vor der Revolution gemacht wurden, als geheim eingestuft und aus dem öffentlichen Gebrauch entzogen. Nach 1990 wurde die Geheimhaltung von den Karten im Massstab 1:100.000 aufgehoben, und bald sind sie im Verkauf, und später auch im Internet erschienen.
  Wie schon gesagt, ist es bei Karten die 1850-1890 erstellt wurden, schwierig das Erstelldatum herauszufinden. In den hier vorgestellten Karten ist das bei Molotschna die leichteste Aufgabe. Auf dieser Karte sind Dörfer die 1857 und später angelegt worden nicht verzeichnet, aber das 1854 gegründete Kleefeld ist vorhanden. Daraus kan mann annehmen das diese Karte ca. 1855-56 angefertigt wurde.
  Bei Chortitza fällt auf dass diese Karte und die Karte "Chortitza Kolonie Atlas 1867" von Heinrich Bergen (2004) einen gemeinsamen Ursprung haben. Ein anderer Anhaltspunkt ist, das wir nordlich von Chortitza Kolonie kein Dorf von Yazykovo Kolonie (gegründet 1869-72) finden, nur Petersdorf (gegründet 1833). William Schroeder datiert eine änliche Karte auf 1865. Deswegen nehmen wir mal vorsichtig das Datum ca. 1865 an. Auf einer anderer 10-Werst-Karte die unter anderem auch Chortitza Kolonie beinhaltet steht eine Aufschrift: "Die topografische Aufname dieses Gebiets wurde am Ende 1868 abgeschlossen".
  Bei Kronsgarten steht eine Bemerkung, das der Verlauf der Eisenbahn nachträglich 1875 und 1888 eingetragen wurde. Dass heisst die Karte selbst, und alle Informationen die sie enthält, sind älter.
  Bei Judenplan ca. 1865 wurden, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht existierende Dörfer der Kolonie Baratow-Schlachtin, von Viktor Petkau angezeichnet.
   
  All diese Karten und "Bemerkungen, Symbole und Bedeutungen ..." wurden von Viktor Petkau vorbereitet.
   
  
Topografische Karte Chortitza Kolonie ca. 1865.
  
 
  
Topografische Karte Chortitza Kolonie 1990.
  
 
  
Topografische Karte Kronsgarten und Umgebung ca. 1888.
  
 
  
Topografische Karte Kronsgarten und Umgebung 1990.
  
 
  
Topografische Karte Molotschna Kolonie ca. 1856.
  
 
  
Topografische Karte Molotschna Kolonie 1990.
  
 
  
Topografische Karte Bergtal Kolonie ca. 1870?.
  
 
  
Topografische Karte Bergtal Kolonie 1989.
  
 
    
  Topografische Karte Judenplan Kolonie ca. 1865? und die zu diesem Zeitpunkt noch nicht existierende Dörfer der Kolonie Baratow-Schlachtin wurden von Viktor Petkau angezeichnet.
    
  Topografische Karte Judenplan und Baratow-Schlachtin Kolonien 1990
    
  
Bemerkungen, Symbole und Bedeutungen auf den topografischen Karten. (russisch)
    
    

Zuletzt geändert am 25 Mai, 2013