Meldung von Jakob Funk aus Newton, Kansas USA mit einem Briefauszug von Cornelius Reimer aus Aulie-Ata in "Mennonitische Rundschau" Nr. 9, vom 2 März 1892, S. 1

 

Zugeschickt von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung „Mennonitische Rundschau“ Nr. 9, vom 2 März 1892, S. 1. (gotisch) von Elena Klassen.

 

 

Kansas.

Newton, 20 Februar. Es ist mir in jüngster Zeit wichtig geworden, daß ich abermals Dank sagen sollte für das mir geschenkte Reisegeld, welches es mir ermöglichte, von Asien nach Amerika zu kommen. Ich habe jetzt, da ich für Andere sammle, erfahren, was es heißt, Geld für arme Leute zu erhalten. Wohl glaube ich, daß es früher nicht so schwer gewesen ist als jetzt, doch hat es jedenfalls auch in guter Zeit Arbeit und Mühe gekostet. Ich sage nochmals allen Gebern Dank, die mir durch ihre Gabe herüber geholfen haben, besonders aber auch den Sammlern sage ich Dank. Es ist mir nicht leid, daß ich in Amerika bin. Wenn ich auch im Anfange anders gesprochen, so müssen die Leute dies nicht übel deuten. Wenn man fremd und unbekannt ist und dann an die Heimath denkt, so spricht man auch gerne davon. Es geht mir hier gut, ich bin immer ziemlich gesund gewesen und habe bis vergangenen Herbst immer viel Arbeit gehabt. Im Sommer habe ich gezimmert und im Winter deutsche Schule gehalten. Ich bin schon sechs Jahre hier; die letzten zwei Winter habe ich keine Schule gehalten. Ich kann nicht sagen, daß ich je Mangel gehabt habe. Meine Klage war gewöhlich, daß ich nicht mein eigen Haus habe, und dieses macht mir auch heute noch manchmal schwere Stunden.
Ich bin nun zehn Tage umher gefahren, von Haus zu Haus, um Geld zu sammeln, indem mehrere Familien von Asien nach Amerika ziehen möchten, wenn sie Hilfe bekämen. Ich sage allen Gebern Dank. Bis heute, den 17. Februar, habe ich $ 136 bei den Alexanderwohlern gesammelt. Einige haben versprochen später zu geben. Sie sind hiermit gebeten nicht zu vergessen. Die betreffenden Leute in Asien sind in großer Bedrängniß. Einige Briefe sind wieder eingelaufen und in allen wird um Hilfe gebeten.
Im Nachstehenden gebe ich einen Auszug aus einem Briefe, den Cornelius Reimer von Aulieata, Asien, geschrieben hat:
„Geliebte Brüder! Da unsere Bedrängnisse noch schwerer geworden sind als früher, so bitten wir sehr, daß ihr in Amerika noch ein Mal die Hand aufthun möchtet um etwas zu helfen, denn wir glauben hier in der Zukunft nicht bestehen zu können. Mit der Bewässerung ist es schwer und wird noch immer schwerer, weil Jeder sein eigenes Recht haben will. Das Land will nicht mehr tragen, es ist zu mager und um diesem anzuhelfen fehlt Mist. Wo sollen wir den aber hernehmen? (Das Land soll nur alle drei Jahre besäet werden. Die Eingebornen befolgen diese Regel, wir Deutschen aber dachten das Land besser zuzubereiten und glaubten, dann würde es wohl tragen. Unsere Meinung hat aber nicht lange vorgehalten. – Bemerkung des Einsenders.) Ferner sollen wir jetzt noch 10 Dessj. Land von unsern 20 Dessj. abgeben. Es ziehen Colonisten von Europa her und siedeln hier bei uns an. Unsere Freijahre sind auch bald aus und dann werden wir wohl den Waffendienst annehmen müssen. Die jetzt von uns verlangte Kronsarbeit wird auch von Zeit zu Zeit mehr. Wir sollen die Berge jetzt mit Wald bepflanzen. Die Wirthschaften werden wir jetzt nicht verkaufen können, denn ein Jder schaut mit Bedenken in die Zukunft. Wagen, Ackergeräthschaften und Möbel werden auch sehr billig verkauft werden müssen, denn solches brauchen die Kirgisen nicht. Mehrere würden gerne nach Amerika ziehen, Einige sprechen auch von Amur. Was aber geschehen wird, weiß man noch nicht.“
Da ich von der Gemeinde den Auftrag bekommen habe, für die Geschwister in Asien zu sammeln, so bitte ich herzlich, wenn irgendwo Jemand ist, der etwas thun kann, der möchte nicht säumen. Ich bin zu jeder Zeit bereit Gaben in Empfang zu nehmen.
Mit unserem kleinen Samuel, 1 Jahr, 2 Monate alt, haben wir schon schwere Zeiten durchgemacht. Er ist schon drei Mal operirt worden und jetzt soll eine große Operation an ihm vorgenommen werden. Unser Trost, ist dieses: nicht ein Haar soll von eurem Haupte fallen ohne den Willen des Vaters. Wir wohnen jetzt noch auf Peter Richert`s Farm und besorgen sein Vieh, währen er mit seiner Familie in Kansas City (?? – E.K.) wohnt und Medicin studiert. Im März kommen sie zurück.
Jacob Funk.

 

 

Vermerk von E. Klassen - Es handelt sich wahrsch. um die Familie Jakob Funk s. Bericht und Bericht.

   
Zuletzt geändert am 7 April, 2019