Willi Vogt. Mennonitische Ahnenforschung

 

Buch: Mennonitisches Jahrbuch 1911-12. D. Epp. 1913. Halbstadt
Artikel: Wirtschaftliches.
 
   
 
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die Leiter der Bewegung doch nicht Argentinien ins Auge fassen! Argentinien im allerletzten und allerschlimmsten Falle.
Warum nicht Argentinien?
Ich bin freilich nicht dort gewesen und kenne weder die wirtschaftliche noch die kulturelle Lage des Landes. Ein Weizenland ist es, man kaeme somit nicht aus der Gewohnheit, und der goldene Weizen mag dort schon manchen ohne grosse Muehe reich, sehr reich gemacht haben. Doch unsere Vorfahren stellten den Glauben hoeher als den irdischen Besitz, und das Festhalten am alten Bekenntnisse bezahlten sie nicht selten mit der Drangabe aller Habe. Darum waren sie stark und darum wurden sie von Gott dem Herrn auch immer wieder und an jedem neuen Orte ueber die Massen gesegnet. Wollten wir nun, umkehrend, bin des irdischen Segens willen ein Land aufsuchen, in dem Wenig oder gar keine Aussicht auf volle Gewissensfreiheit und Anerkennung unseres Wehrlosigkeitsprinzips ist? Man rufe sich doch in Erinnerung, was K. Martens in Nr. 85 der "Friedensstimme" vom Jahre 1912 aus seiner Unterredung mit dem Vizekonsul von Argentinien in St. Petersburg (21. Okt. 12). mitteilt: "Argentinien hat allgemeine Wehrpflicht und mit Glaubensgemeinschaften wird keine Ausnahme gemacht. Familienrechte gibt es dort auch, aehnlich denen in Russland." Als wir auf unsere Verguenstigungen bei der russischen Regierung hinwiesen, so versprach er uns, einmal mit dem Gesandten nach dessen Rueckkehr darueber zu sprechen. Nach unserer Ueberzeugung ist in dieser Beziehung entweder gar nichts, oder nur wenig loszukriegen."
So weit Hr. Martens, und seine Ueberzeugung duerfte ihn nicht truegen. Der deutsche Kolonist von den Steppen Suedrusslands, und nicht zum wenigsten der Mennonit, wird als Traeger der landwirtschaftlichen Kultur durchaus hoch eingeschaetzt, und mit Recht. Mennoniten in das noch wilde Argentinien zu ziehen, duerfte die dortige Regierung sogar zu weitem Entgegenkommen veranlassen. Und dennoch ist das roemisch-katholische Argentinien, mit der spanischen Reichssprache, nicht das Land der Zukunft unserer Gemeinschaft. Roemische Unduldsamkeit wird sich auf die Dauer nie und nimmer zu den Gewissensnoeten einer Hand voll Ketzer bekennen; selbst wenn die Regierung es wollte, die roemische Kirche duldet's

 

         
 
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Zuletzt geaendert am 25 Mai 2008.