Willi Vogt. Mennonitische Ahnenforschung

 

Buch: Mennonitisches Jahrbuch 1906. H. Dirks. 1907. Halbstadt
Artikel: Aus den Aufzeichnungen eines Alten. (von Aeltesten H. Dirks )
 
   
 
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Tiflis. Bei Tage sei eine grosse Hitze in den kaukasischen Taelern bis zum Verschmachten beim Grasmaehen: dagegen sei des Nachts der Wetzstein eingefroren. Spaeter sind die Genannten nach Amerika ins Kanadische ausgewandert. Diese Sekte hatte mit der orthodoxen Kirche ausser Sprache nichts gemein. Sie hatten ihren eigen gewaehlten Oberen (Fuehrer), benutzen das Gemeindehaus zur Andacht, beteten am Berge beim Garten und der beruehmten Quelle in Terpinie; verliessen alles und fuhren in langen Reihen russischer Wagen, mit guten Pferden bespannt, nach dem Kaukasus. Ich war als Knabe noch Augenzeuge ihres Abzuges. Dass es wahr sei, was von den Duchoborzen gesagt wurde, dass sie alte und gebrechliche Personen umgebracht haetten, ist doch wohl nicht anzunehmen, waren sie doch sonst fleissige, nuechterne, auf ihre Art fromme Leute.
Was die oben erwaehnten Nogaier betrifft, so ist von Basel aus frueher unter ihnen Mission getrieben worden. In Burkut bei einem tuechtigem Nogaier, namens Ali, hatte sich ein Missionar, ein Schweizer, Schlatter mit Namen, einquartiert; lernte die nogaische Sprache und gab in derselben auch ein Buch heraus mit dem nogaischen Alphabet und mehreren Uebersetzungen
von Abschnitten aus anderen Buechern und Beschreibungen der Sitten und Gebraeuche der Nogaier mit Abbildungen von ihnen. Habe Gelegenheit gehabt es im Vaterhause zu lesen; es gehoerte der Lesebibliothek in Tiegenhagen an. Ein dickes Buch in nogaischer Sprache und Schrift hat der Herausgeber dieses Jahrbuches vor Jahren im Hause des verstorbenen Heinrich Reimer in Ohrloff gesehen; er meint es war die Bibel, auch von Missionar Schlatter uebersetzt. D. Wiens schreibt, dass Herr Schlatter in seines Vaters Hause einmal zu Gast gewesen sei. Auch im Kaukasus arbeiteten Baseler Missionare. Das Dorf Karas ist eine urspruengliche Missionsstation.
Nach dem Krimkriege 1853-55 wurden unter den Mohammedanern die Meckareisen haeufig; die Zurueckgekehrten verstanden ihrem Volke die heilige Pflicht zu predigen und zu lehren, aus Russland auszuwandern und in die Tuerkei, das Land ihrer Glaubensgenossen, zu ziehen, Der ganze Nogaierstamm im Berdjansktischen Kreise machte sich auf und zog in die europaeische Tuerkei; haben es aber dort sehr bereut; denn bei ihren Bruedern, den Tuerken, war Raub und Diebstahl zu Hause. Sie waren dort bald ganz verarmt. Aus dem Dorfe Akker-

         
 
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Zuletzt geaendert am 27 Mai 2008.