|  | 97 fliegenden oft meilenlangen, die Sonne verdunkelnden 
                    Heuschreckenschwaerme hielt man, soweit als moeglich, durch 
                    Schreien und Schiessen und durch Blechgetrommel oder durch 
                    den uebel riechenden Dampf von angezuendetem, feuchtem Gnuell 
                    oder Stroh von dem Siechniederlassen ab. Wo sie sich aber 
                    dennoch niederliessen, da frassen sie alles Gruene weg: Getreide, 
                    Gras, Gemuese, das Kartoffelkraut, ja selbst die Blaetter 
                    von den Baeumen. Es setzten sich oefters so viele auf einen 
                    Ast, dass derselbe unter der schweren Last abbrach. Wo die 
                    tradenden Heuschrecken, mit dem Hinterende in die Erde gebohrt 
                    ihren Samen legten, da mussten die Eier eingesammelt und vernichtet 
                    werden, was sehr muehsam war und viel Zeit erforderte.Schalte noch ein, dass suedlich vom Mennonitenlande, doch 
                    an dieses angrenzend, die unter die Nogaier verbannten Molokanen 
                    in ihren drei Doerfern Astrachanka, Wasieljewka und Schawkai 
                    wohnen. Die Molokanen bilden eine Sekte, haben freie Gemeinden 
                    mit Predigern aus ihrer eigenen Mitte, essen kein Schweinefleisch, 
                    dafuer aber viel Hammelfleisch und trinken viel Milch; daher 
                    der Name Molokanen (Milchleute). Taufe und Abendmahl nehmen 
                    die Altmolokanen geistlich. Die Molokanen sind ein sehr wirtschaftliches 
                    Volk, sind reich geworden, namentlich durch Vieh- und Schafzucht. 
                    Aeusserlich recht religioes, kommt unter ihnen aber auch viel 
                    Schwindel und Betrug vor; davon wissen besonders die mennonitischen 
                    Ladenbesitzer zu erzaehlen, bei denen die Molokanen Einkaeufe 
                    machten auf Borg, so dass sie bei den mennonitischen Kaufladenbesitzem 
                    tief in Schulden gerieten, dieselben aber grossenteils, den 
                    Nogaiern gleich, nicht berichtigten.
 Spaeter zersplitterten sich die Molokanen in mehrere Gemeinschaften, 
                    so dass es jetzt ausser den Altmolokanen Neumolokanen und 
                    baptistische Molokanen gibt.
 Neben Altenau, fuenf Werst ab von diesem Ort, waren die Doerfer 
                    Terpinje, Troitzki, Bogdanowka, Dubowaja Balka und Tombowka, 
                    wo die aus Russland verwiesene Sekte der Duchoborzen (d.h. 
                    Geisteskaempfer) wohnten. Hinter dem Korniessen-Lande hinter 
                    Melitopol an der Taschenak waren noch vier weitere Duchoborzendoerfer: 
                    Duchoborzi, Radionowka, Garsloj und Damidowka, welche 1842 
                    nach dem Kaukasus, Achalziek und Tiflis als von der orthodoxen 
                    Kirche Abtruennige zum zweiten Mal verwiesen wurden. Von dort 
                    zurueckgekommen, erzaehlten sie meinem Vater von der ungesunden 
                    Gegend bei
 
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