Willi Vogt. Mennonitische Ahnenforschung

 

Buch: Mennonitisches Jahrbuch 1906. H. Dirks. 1907. Halbstadt
Artikel: Aus den Aufzeichnungen eines Alten. (von Aeltesten H. Dirks )
 
   
 
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tendoerfern sich befanden, ein, so dass ihr Geld unter die Mennoniten kam, kauften von den Mennoniten manch altes, fettes Pferd, schlachteten es und verzehrten das Fleisch.
Die Waren, die die mennonitischen Kaufladenbesitzer verkauften, bezogen sie aus den fernen Staedten Charkow oder Poltawa. Zweimal im Jahre machten sie gemeinschaftlich Einkaufsreisen per Achse zu Messen bzw. grossen Maerkten in den genannten Staedten. Sie blieben dann wohl zwei bis drei Wochen weg und erlebten auf denselben manches Abenteuer. Die auf der Messe gekauften Waren wurden auf Fuhren russischer Fuhrmaenner geladen und von denselben, meistens sicher und unvermindert, an den Ort der Bestimmung gebracht. Drei mennonitische Kaufleute, die Herrn Duck, Wiens und DeBuhr und ein Knabe sind auf einer solchen Reise in einem Walde von einer Schaika (Truppe) Juden ermordet worden.
Wolfsjagden fanden frueher oefters statt. An ein und demselben Tage sandte jedes Dorf eine Anzahl mit Kantschu oder Knitteln bewaffneter Reiter aus auf die Wolfsjagd. Wurde irgendwo ein Wolf aufgetrieben 1), so wurde derselbe verfolgt von den Reitern, mit dem Kantschu oder Knittel bearbeitet, bis er vor Muedigkeit oder Schmerzen niedersank, nicht weiter konnte und getoetet wurde. Die Woelfe richteten aber unter den Schafen, die die Doerfer hielten, eben auch grossen Schaden an, weshalb ihre Ausrottung erforderlich war.
Auch die vielen grossen Schaden verursachenden Zieselmaeuse wurden ausgerottet, entweder in der Weise, dass man in ihre Loecher Wasser goss und sie ersaeufte, oder vergiftetes Korn oder Teig in die Loecher streute und stopfte, infolge dessen die Maeuse krepierten. Die abgehackten Schwaenze der getoeteten Maeuse mussten bei der Polizei vorgezeigt werden, und es gab per Stueck fuenf Kopeken Belohung. Da ist es auch vorgekommen, dass faule und betruegerische Leute die Obrigkeit mit gefaelschten Schwaenzen betrogen.
Auch die Heuschrecken, die in frueheren Jahren oefter in grossen Zuegen aus Asien kamen, wurden vertilgt in der Weise, dass die noch nicht flueggen mit von Pferden gezogenen kammartigen Quetschen zerquetscht wurden; oder die wandernden Heuschrecken mit langen Besen in gezogene Graeben dirigiert und dort schnell begraben wurden. Die

1) Oft war's freilich auch nur ein grosser, herrenloser grauer Hund.

         
 
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Zuletzt geaendert am 27 Mai 2008.