Willi Vogt. Mennonitische Ahnenforschung

 

Buch: Mennonitisches Jahrbuch 1906. H. Dirks. 1907. Halbstadt
Artikel: Aus den Aufzeichnungen eines Alten. (von Aeltesten H. Dirks )
 
   
 
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der vor ihnen hier wohnenden heidnischen Skythen oder Goten sind, ist wohl noch nicht wissenschaftlich festgestellt.
Das Land wurde von der Krone verpachtet fuer einen sehr geringen Preis. Die Paechter legten dann da und dort Chutore an, trieben Viehzucht und Ackerbau, und mancher ist dabei wohlhabend oder gar reich geworden. Auch verlieh die Krone einigen von dem den Mennoniten gegebenen Landstuecke Anteile zur Anlage von Musterwirtschaften. So wurde dem ersten Oberschulzen Klaas Wiens 390 Desjatinen zuerkannt, worauf sich das Vorwerk Steinbach bildete, aus sechs Wirtschaften bestehend. Der spaetere Besitzer war der Schwiegersohn von K. Wiens Peter Schmidt, Vater der jetzt auf Steinbach wohnenden Geschwister Peter und Nikolai Schmidt und Jakob Duck.1) Peter Schmidt und seine Gattin waren einfache, biedere, glaeubige, treukirchliche Mennoniten und haben mit ihrem grossen Reichtum manchem Armen unter die Arme gegriffen und hunderte, ja Tausende fuer die Mission gespendet, und haben Juenglinge zu Lehrern, Predigern und Missionaren ausbilden lassen.
Ein zweites Landstueck, 500 Desjatinen, genannt Juschanle, wurde Herrn Johann Cornies aus Ohrloff zur Musterwirtschaft uebergeben. Seine Aufgabe war, Gaerten und Wald anzupflanzen, wie auch die Viehzucht zu haben durch Einfuehrung von Rindvieh besserer Rasse und echten, spanischen Merinoschafen aus Sachsen und Zuchtboecke zur Verbreitung im Sueden Russlands. Der tuechtige Oberschaefer war ein Russe, namens Luka, welcher auch die in Sachsen gekauften Schafe brachte. Man zahlte fuer ein Mutterschaf bis 40 Rubel, Boecke kosteten das Stueck 40 bis 100 Rubel und mehr, aber in Banko; es ging ueber in Silberrechnung erst nach dem Krimkriege, nach 1856. Die Wolle von den Schafen ging ins Ausland in die Fabriken, Butter und hollaendische Milchkuehe nach Odessa oder in die Krim. Es wurden von dem betreffenden grosse Einnahmen erzielt. Auch zum Zweck des Betriebes einer Tuchfabrik in Fabrikerwiese wurde ein Stueck Land von der Krone bewilligt.

1) Dem oben erwaehnten Pet. Schmidt folgte im Besitze von einem Teile Steinbachs erst sein Sohn Pet. Schmidt der eine Reihe von Jahren Vereinsvorsitzender in der Molotschna war. Dieser war der Vater der jetzigen Gebrueder Pet. und Nik. Schmidt, und von ihm gilt auch das im letzte weiter Gesagte, nicht von seinem Vater.

         
 
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Zuletzt geaendert am 27 Mai 2008.