|
91
der vor ihnen hier wohnenden heidnischen Skythen
oder Goten sind, ist wohl noch nicht wissenschaftlich festgestellt.
Das Land wurde von der Krone verpachtet fuer einen sehr geringen
Preis. Die Paechter legten dann da und dort Chutore an, trieben
Viehzucht und Ackerbau, und mancher ist dabei wohlhabend oder
gar reich geworden. Auch verlieh die Krone einigen von dem
den Mennoniten gegebenen Landstuecke Anteile zur Anlage von
Musterwirtschaften. So wurde dem ersten Oberschulzen Klaas
Wiens 390 Desjatinen zuerkannt, worauf sich das Vorwerk Steinbach
bildete, aus sechs Wirtschaften bestehend. Der spaetere Besitzer
war der Schwiegersohn von K. Wiens Peter Schmidt, Vater der
jetzt auf Steinbach wohnenden Geschwister Peter und Nikolai
Schmidt und Jakob Duck.1) Peter Schmidt und seine Gattin waren
einfache, biedere, glaeubige, treukirchliche Mennoniten und
haben mit ihrem grossen Reichtum manchem Armen unter die Arme
gegriffen und hunderte, ja Tausende fuer die Mission gespendet,
und haben Juenglinge zu Lehrern, Predigern und Missionaren
ausbilden lassen.
Ein zweites Landstueck, 500 Desjatinen, genannt Juschanle,
wurde Herrn Johann Cornies aus Ohrloff zur Musterwirtschaft
uebergeben. Seine Aufgabe war, Gaerten und Wald anzupflanzen,
wie auch die Viehzucht zu haben durch Einfuehrung von Rindvieh
besserer Rasse und echten, spanischen Merinoschafen aus Sachsen
und Zuchtboecke zur Verbreitung im Sueden Russlands. Der tuechtige
Oberschaefer war ein Russe, namens Luka, welcher auch die
in Sachsen gekauften Schafe brachte. Man zahlte fuer ein Mutterschaf
bis 40 Rubel, Boecke kosteten das Stueck 40 bis 100 Rubel
und mehr, aber in Banko; es ging ueber in Silberrechnung erst
nach dem Krimkriege, nach 1856. Die Wolle von den Schafen
ging ins Ausland in die Fabriken, Butter und hollaendische
Milchkuehe nach Odessa oder in die Krim. Es wurden von dem
betreffenden grosse Einnahmen erzielt. Auch zum Zweck des
Betriebes einer Tuchfabrik in Fabrikerwiese wurde ein Stueck
Land von der Krone bewilligt.
1) Dem oben erwaehnten Pet. Schmidt folgte
im Besitze von einem Teile Steinbachs erst sein Sohn Pet.
Schmidt der eine Reihe von Jahren Vereinsvorsitzender in der
Molotschna war. Dieser war der Vater der jetzigen Gebrueder
Pet. und Nik. Schmidt, und von ihm gilt auch das im letzte
weiter Gesagte, nicht von seinem Vater.
|
|