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Als erst die erste Doerferreihe an der Molotschna
bestand, war der uebrige Teil des empfangenen Landes noch
eine weite Urwiese. Hohes Terssagras (Steppnadelgras), vermengt
mit dem hochstaengligen, blaufleckigen Feldsalbei und Tymian
und wilden Klee, bedeckte den Boden. Im Fruehjahr bluehte
auf dem Felde die Kuhblume (Niesswurz), weisse und gelbe und
blaue Lilien, gelbe und rote Tulpen, Rittersporn, Butterblumen
(Loewenzahn) Nelken, Osterviolen (Vergissmeinnicht), die Koenigskerze
- aber auf Stellen auch ein Vergissmeinnicht uebler Art, die
Stachelklette. Im Getreide, wo es bereits gebaut wurde, wuchs
auch manche Art Unkraut: Disteln, Hedrich, Rade, die Winde,
Kurai, die Windhexe, milder Mandelstrauch, Perie usw.
Im Herbste wuchs, und das ist ja mehr oder weniger noch jetzt
der Fall, auf den Stoppelfeldern Kurai, der junge und gruen
ein gutes Futter ist, alt und trocken aber zu strachlich ist,
als dass das Vieh ihn fressen sollte, der aber als Brennmaterial
sehr gut zu brauchen ist und, abgeeggt und in Haufen gebracht,
Fuhrenweise von den Armen zu ihren Wohnungen gebracht und
im Winter verheizt wird. Der Kurai gerade dient in Jahren,
wo Missernte gewesen ist, zum Notbehelf als Brennung oder
gar als Futter. Mancher Kuraibusch oder Windhexenstaude, vom
starken Winde oder sonst wie entwurzelt, rollte im Herbste
werstenweit ueber das Stoppelfeld oder ueber die abgeweidete
und erstorbene Weidesteppe, in der Einbildung eine wandelnde
Hexe, daher der Name Windhexe. Auch der so genannte Schwanzzabel
(weisse und schwarze Maddel) waechst auf den Aeckern, wo Getreide
geerntet ist, zwischen den Stoppeln nach und ist ein herrliches
Gruenfutter.
Als die Doerfer noch nicht angelegt waren, war das Land eine
oede Steppe, auf der man meilenweit fahren konnte, ohne Haus
oder Baum zu sehen, auf der grossartige Tatamorganas (Luftspiegelungen)
zu sehen waren. Viele kleine und manche hoehere Erdhuegel,
von den Russen Mogilen, d.h. Grabhuegel, genannt, befanden
sich auf der Steppe in kurzen Abstaenden von einander; die
kleinen aber sind nicht Graeber, sondern von Baibacken (eine
Art Murmeltier) aufgewuehlte Erhoehungen; die grossen sind
allerdings Graeber, naemlich Hunnengraeber. Die Zuege der
Hunnen sind hier seiner Zeit, aus dem Osten kommend, westwaerts
gezogen. Ob die Steinfiguren in Menschenform, und die noch
da und dort aufgestellt sind, Goetzen der Hunnen oder
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