Willi Vogt. Mennonitische Ahnenforschung

 

Buch: Mennonitisches Jahrbuch 1906. H. Dirks. 1907. Halbstadt
Artikel: Aus den Aufzeichnungen eines Alten. (von Aeltesten H. Dirks )
 
   
 
Seite 87
 
         
 

87

Brueder mit ihren Familien kamen. Die Kleidung ihrer Quartiergeber war mitunter der Kleidung der Russen gleich; im grauen Girjak seien sie einhergegangen, und dem entsprechend sei auch der ganze Anzug gewesen.
Das den Mennoniten angewiesene Land war eine Terssa-wiese. Das Gras mit seinem weissen, flachsartigen Wedel wurde uebe eine Arschin hoch, die Nadeln darin (Steppnadel) drangen den Schafen durch die Wolle und das Teil bis ins Fleisch hinein. Die Pferde wurden geweidet. Viele Woelfe hausten in dem hohen Grase. Ein Jaeger, ein starker, gesunder Mann, fuhr oft auf einem Schlitten vor den nur ein Pferd gespannt war, auf die Jagd. Manchen Hasen und Wolf brachte er als Jagdbeute heim. Eines Abends wurde dieser Jaeger von einem Rudel Woelfe angefallen. Er, reich mit Munition versehen, erlegte einen nach dem andern von den ihn verfolgenden Woelfen auf der Fahrt nach dem nahen Dorfe, in welchem er wohnte. Des Morgens fuhr er aus und holte sich die zehn von ihm erlegten Woelfe. Im Dnjepr gab es auch Fischottern. Heppner von der Kamp und sein Genosse A. Klaassen jaegerten auch, und zwar des Nachts: sie trafen manchen Wolf und manche Fischotter, fuer deren Baelge in Ekaterinoslaw ein schoener Preis bezahlt wurde.
Die vielen Zieselmaeuse machten grossen Schaden, sie vernichteten das Getreide zum grossen Teile, so dass sich die Ansiedler nur kuemmerlich und arm behelfen mussten. Wie aermlich es bei den Ansiedlern einherging, ist auch daraus zu schliessen, dass ihr erster Aeltester, Behrend Penner, als er die erste Taufe vollziehen sollte, keine Stiefel hatte, und ihm von drei etwas besser gestellten Bruedern ein paar neue Stiefel verehrt wurden. Doch der liebe Gott half; sie verloren nicht den Mut, und mit der Zeit besserte sich ihre Lage, und Wohlhabenheit und Reichtum stellten sich gar im Laufe der Zeit ein.
Ich fuehre, schreibt der Alte D. W., den werten Leser beim beginnenden Fruehjahr 1804 nach dem von der Krone den Mennoniten angewiesenen Landstueck von 120.000 Desjatinen am Flusse Molotschna und am Tomak-Flusse, welch letzterer weiter oben Kajikulakfluss und weiter ostwaerts Beschemschukrak heisst. Dort, wo die Doerfer Sparau und Konteniusfeld angesiedelt wurden, ist der Anfang des Kurujuschan-Flusses, welcher bei Rueckenau und Ohrloff vorbeigeht und zwischen Blumstein und Muensterberg in die Molotschna muendet.

         
 
Seite 87
 

 

 


Zuletzt geaendert am 27 Mai 2008.