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Aus den Aufzeichnungen eines
Alten.
von Aeltesten H. Dirks
Der Alten, die von der Zeit der Einwanderung
unseres Mennonitenvolkes in Russland und seiner Ansiedlung
auf den von der Krone ihm angewiesenen Laendereien und von
den Erfahrungen und Erlebnissen bei der Ansiedlung und dem
Leben in den ersten Jahren noch etwas wissen auf Grund dessen,
dass sie selbst, wenn zum Teil auch noch jung an Jahren, mit
dabei waren, oder es ihnen von ihren Eltern ueberliefert worden
ist, -werden immer weniger. Die lieben Alten sterben aus,
und da ist es hoechste Zeit, dass ihre Mitteilungen aus der
Vergangenheit schriftlich festgelegt werden fuer den Nachwuchs
unseres Volkes, und dafuer moechte gerade in diesem Jahrbuche
der geeignetste Platz sein. Ich greife daher aus den Aufzeichnungen
eines Alten, dessen Person- und Familiennamen mit D.W. beginnt,
das Wichtigste heraus und ruecke es ins Jahrbuch ein, in der
Hoffnung, dass es auch von der juengeren Generation mit Interesse
wird gelesen werden. Im folgenden Jahrbuch werden weitere
Mitteilungen von Alten folgen.
Der betreffende Alte schreibt, dass seine Grosseltern dem
Aufruf der verewigten Kaiserin Katharina gefolgt waeren und
in Gemeinschaft mit andern Familien per Achse bzw. per Pferde
und Wagen aus Preussen, wo sie bei Elbing herum wohnhaft waren,
nach Russland ausgewandert waeren, aber nicht mehr zu Lebzeiten
der Kaiserin Katharina, sondern 1803 unter der Regierung des
Kaisers Paul. 1) Sie waren vier Wochen auf der Reise. Beim
Reisen mussten sie sich an der von der Regierung vorgeschriebenen
Marschroute halten und wurden von der Regierung geschuetzt.
Bei den schon frueher angesiedelten Chortitzern haetten sie
im Winterquartier gelegen. Sie wurden von denselben mit Freuden
aufgenommen in ihren armseligen Wohnungen (Semljanken), denn
es war ihnen sehr lieb, dass mehr mennonitische
1) Bekanntlich starb Kaiser Paul 1801, der
Satz enthaelt also einen Fehler, entweder in der Angabe des
Regenten oder in der Jahrzahl
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