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Der Steppenfluss Juschanle nimmt seinen Anfang
ganz an der Ostgrenze des von der Regierung den Mennoniten
angewiesenen Landes, hat verschiedene Kruemmungen und auf
Stellen steile Felsenufer; er muendet dicht an der Suedwestgrenze
des den Mennoniten gegebenen Landes in die Molotschna. Die
Reihe von Doerfern von Ladekopp bis Altenau wurde zuerst angelegt
(1804). Die Krone gab den Ansiedlern Vorschuesse, welche aber
mit Zinsen zurueckgezahlt worden sind.
Noerdlich von dem Lande, das die Mennoniten erhalten hatten,
lagen und liegen noch eine Reihe
Doerfer deutscher Kolonisten, lutherischer und katholischer
Konfession, suedlich dagegen finden sich Nogaier, ein tartarischer
Volksstamm, der groesstenteils von Viehzucht lebte. Sie hassten
die Mennoniten als Eindringlinge und fuegten ihnen durch Raeubereien
viel Schaden zu, ermordeten sogar einige. Dafuer liess die
Regierung sie entwaffnen, und spaeter mussten sie das Land
raeumen.
Auch sonst hatte die neue Ansiedlung mit Schwierigkeiten zu
kaempfen. Das Bauholz musste man weit vom Dnjepr holen. Als
Heizmaterial musste Gras, Stroh und getrockneter Mist dienen.
Lange fehlte es an einem Markte. Man brachte die Produkte
erst nach Taganrog, spaeter, als Berdjansk gegruendet war,
dorthin.
An der Grossen Poststrasse von Charkow, die ueber Ekaterinoslaw,
Orechow, (damaliger Kreisstadt), Kisljar (Melitopol) in die
Krim ueber Achmedsched (Simferopol) nach Bachschissarai, dem
Sitz des frueher in der Krim regierenden Chans ging, und die
sich auch durch die Reihe der Mennonitendoerfer an der Molotschna
von Ladekopp bis Altenau zieht, mussten an den Grenzen des
Mennonitenlandes bei Tokmak und Altenau auf Befehl der hohen
Obrigkeit je ein von Ziegeln bemauerter Pfeiler mit Ruppel
errichtet werden. An der der Poststrasse zugekehrten Seite
war eine Tafel angebracht, die unter dem Symbol Zweier ineinander
fassender Haende die Inschrift traegt: Semlja Mennonitksago
bratswa, (Land der Mennonitenbruederschaft), wo denn oefters
hohe Herrschaften, die auf ihren Karossen nach dem Sueden
der Krim reisten, Halt machten, den Pfeiler besahen und die
Inschrift lasen; denn Eisenbahnen gab's zu jener Zeit noch
nicht im Sueden Russlands. Die Doerfer von Halbstadt bis Altenau
wurden der Nummer nach angesiedelt -Halbstadt war No. 1 -
Altenau, das letzte in der Reihe, war No. 9, und die zwischen
Halbstadt und Altenau liegenden Doerfer sind die Nummern zwischen
1 und 9.
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