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auch hoehere Toechterschulen, an jedem Orte
je eine. Die Gruendung zweier Asyle fuer alte Leute wird geplant.
Auf die obrigkeitliche Erlaubnis eines Predigerseminars wird
noch immer vergeblich gewartet. Die Summen zum Bau und zur
Unterhaltung sind bereits von wohlhabenden Mennonitenbruedern
garantiert. Alle diese Anstalten, welche teils schon in segenverbreitender
Taetigkeit stehen, teils im Entstehen begriffen sind, beweisen
augenscheinlich, dass der Herr dem Mennonitenvoelklein trotz
der Neigung zur Zersplitterung bei vielen den Geist der Einigkeit
erhalten hat, weshalb Ihm allein auch die Ehre fuer alles
gebuehrt. - Predigern und auch andern sind die Bibelkurse
und biblischen Besprechungen, welche bald hier, bald dort
zur Vermehrung der Bibelkenntnis, Vertiefung der Erkenntnis
und Staerkung des Glaubens in den Kirchen stattfinden, nur
foerderlich. Auch in Hinsicht auf die Gemeinschaftspflege
sind sie nuetzlich, und da auf ihnen Kirchliche und Separatisten
Gemeinschaft mit einander haben, sind sie allianzfoerdernd,
allerdings fuer zu vertrauensselige Glieder aus den kirchlichen
Gemeinden auch nicht ungefaehrlich, insofern ihre Zugehoerigkeit
zur Muttergemeinde dadurch gelockert werden kann, weil sie
da ihre eigenen Aeltesten und Prediger mit solchen geistliche
Gemeinschaft pflegen sehen, die sich separiert haben, und
daraus leicht den Schluss ziehen koennten: Die Separation
muss doch nicht so unrecht sein, da ja unsere eigenen Seelsorger
mit Separatisten Gemeinschaft haben. Hier gilt das Wort des
Apostels: "Pruefet alles, und das Gute behaltet!"
(1. Thess. 5, 21).- Hinsichtlich der Schulen haben die Mennoniten
in Russland nicht mehr das fruehere Selbstbestimmungsrecht.
Ihre Lehranstalten (Dorf- lind Zentralschulen) sind laut kaiserlichem
Ukas vom 28. April 1877 nicht mehr dem Ressort der Reichsdomaenen,
sondern dem Ministerium der Volksaufklaerung unterstellt,
und zwar sind sie mit ihren Grundkapitalien und allem Vermoegen
unter die neue Administration gekommen. Jedoch hat der geistliche
Stand das Recht behalten, die religioese Erziehung und Bildung
der Jugend zu beaufsichtigen, d. h. darueber zu wachen, dass
die Lernenden mennonitischevangelisch erzogen werden, und
am Ende des Schuljahrs die Schulkinder zu pruefen, ob sie
sich die Kenntnisse in Religion und deutscher Sprache laut
Programmen angeeignet haben. Zwei Drittel der Unterrichtszeit
wird auf die Erlernung der Landessprache und auf Arithmetik
verwandt, ein Drittel (zehn Stunden woechentlich) bleibt fuer
Religion und Deutsch. Ueberhaupt ist uns eine
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