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Separatismus zu verfallen. - Besonders traurig
tritt der Mangel an Einigkeit im Ohrloffer Gemeindestreite
zutage, welcher nun schon acht lange Jahre gewaehrt und viel
Schaden angerichtet hat. Aus der urspruenglichen Ohrloff-Halbstadt-Neukircher
Gemeinde unter einem Aeltesten sind infolge des Streits drei
Gemeinden entstanden: die Halbstaedter unter einem eigenen
Aeltesten, die Gemeinde Neukirch unter dem frueher gemeinsamen
Aeltesten und die Ohrloffer Gemeinde, welche aber nicht zum
Frieden kommt, da zwei streitende Parteien sich gegenueberstehen,
von welchen die eine den Aeltesten behalten, die andere ihn
durchaus nicht haben will. Der Kirchenkonvent hat auf Ansuchen
beider Parteien eine Einigung erzielen wollen; es ist ihm
aber nicht gelungen, und er hat fuer seine Bemuehungen, die
Parteien miteinander zu versoehnen, wenig Dank geerntet, vielmehr
Verkennung. Nach dem die Aeltesten erkannt hatten, dass eine
Vereinigung der Gegner unmoeglich sei, gaben sie dem frueher
gemeinsamen Aeltesten Goerz den gutgemeinten Rat, auf Ohrloff
friedenshalber zu verzichten und davon abzusehen, dass eine
Partei in der Ohrloffer Gemeinde ihn ferner zu ihrem Aeltesten
haben will. Dieser aber befolgte nicht den Rat, weil er es
fuer Gewissenssache hielt, Seelsorger derer zu bleiben, die
ihn als geistlichen Hirten behalten wollen. Die Aeltesten
rieten deshalb ferner, seine Anhaenger moechten sich der Neukircher
Gemeinde anschliessen, da sie auf diese Weise ihren Aeltesten
behielten und der wuenschenswerte Friede zustande kommen wuerde.
Doch auch dieser Vorschlag wurde nicht von den Anhaengern
des Aeltesten Goerz in Ohrloff angenommen. Inzwischen verlor
die . Predigerpartei manche ihrer Glieder, die es vorzogen,
anderen Gemeinden beizutreten. Nun ist die traurige Angelegenheit
in Ohrloff unter Gottes Zulassung bereits zur Kenntnis der
weltlichen Obrigkeit gelangt. Der Kirchenkonvent aber wird
nicht die Hoffnung sinken lassen, dass endlich auch die streitenden
Personen in der Ohrloffer Gemeinde die Wahrheit folgender
zwei Sprichwoerter aus Erfahrung kennen lernen werden: "Friede
ernaehrt, Unfriede verzehrt" und "Summum jus summa
injuria" (d. h. das strengste [auf die Spitze getriebene]
Recht [ist oft] die groesste Ungerechtigkeit).
Laesst das Geistesleben so manches zu wuenschen uebrig, duerfen
wir doch nicht unerwaehnt lassen, dass andererseits wirklich
eine Erneuerung der alten Mennonitengemeinden von innen heraus
erstrebt worden ist und - wir bekennens mit Lob und Dank gegen
Gott, der durch seinen
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