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                   Abr. Unger und Jak. Koslowski, wurden hierauf 
                    aufmerksam und befragten sich darueber beim Oberschulzen. 
                    Dieser sagte, wir sollten Bittschriften einreichen, um es 
                    rueckgaengig zu machen. Hierauf kam die Gemeinde zusammen 
                    und beschloss, dass Abr. Unger und Aron Lepp die Sache untersuchen 
                    sollten, ob wir noch Mennoniten bleiben koennten. Die Brueder 
                    haben ihr Moeglichtes getan, grosse Reisen gemacht, was nicht 
                    geringe Kosten verursachte, und brachten endlich die Nachricht, 
                    es sei notwendig, unser Glaubensbekenntnis in russischer und 
                    deutscher Sprache bei der Obrigkeit einzureichen. Dieses wurde 
                    von der Gemeinde bewilligt. Aber wo sind die Brueder, die 
                    diese Aufgabe loesen koennen? Da fiel die Wahl auf Br. Johann 
                    Wieler, der damals in Halbstadt Lehrer war. Br. Wieler uebergab 
                    es dem Lehrer der russischen Sprache Peter Friesen. So wurde 
                    das Glaubensbekenntnis nebst dem Anhange, welcher vorher von 
                    etlichen verworfen wurde, in welchem naemlich klar auseinandergesetzt 
                    ist, in wie weit wir mit den Mennoniten stimmen, und in wie 
                    weit wir es mit den Baptisten halten, nun zum zweiten mal 
                    an die Regierung abgesendet. Und Dank dem erwaehnten Anhange 
                    haben wir bei der hohen russischen Regierung als Mennoniten 
                    unsere Anerkennung erhalten. Nach einiger Zeit bekam das Chortitzer 
                    Wolostamt von der Regierung ein Schreiben, in welchem gesagt 
                    war, dass wir ebenso wie auch sie, die als Mennoniten geboren, 
                    geduldet seien und als Mennoniten anerkannt werden. Dagegen 
                    hat die Molotschna-Behoerde klueger gehandelt, indem sie angab, 
                    da seien keine Baptisten.*) 
                    So wie wir aus Vorstehendem ersehen, ist so manches vorgekommen, 
                    sowohl von den Mitgliedern, als auch vom Vorstande der Gemeinde. 
                    Alle Dinge muessen ja zum Besten dienen denen, die nach dem 
                    Vorsatz berufen sind. 
                    Im Jahre 1880, am 19. Februar, erkrankte Bruder A. Unger. 
                    Er bekam naemlich Brustentzuendung und sein  
                   *) Die Molotscnaer M.-Br. Gemeinde ist vom Anfang uns in 
                    ihrem fernern Verlauf mehr selbstaendig vorangegangen und 
                    zeigt weniger den Einfluss direkter baptistischer Einwirkung. 
                     
                   
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