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Ende schien nicht fern zu sein. Die Geschwister
besuchten ihn
Oft, auch Br. Lepp nahm herzlichen Anteil an seiner Krankheit,
wiewohl zwischen ihnen so manches vorgekommen war und die
Liebe mitunter beiderseits geschwaecht war, denn ein jeder
wollte seine Ansicht behaupten. Trotzdem war ihr letztes Beisammensein,
eine herzliche, liebe und ernste Stunde; ihre letzte Unterredung
ist dem Schreiber nicht bekannt, weil sie unter vier Augen
geschah. Sein Ende kam immer naeher, obzwar es zuweilen schien,
als wuerde er noch gesund werden, ws er auch selbst glaubte,
aber der Herr hatte es anders beschlossen. In seiner letzten
Nacht, 8 Uhr des Abends, merkte er, dass sein Ende nahe sei.
Ein Bruder, der von ferne gekommen war und bei Br. A. Unger
uebernachtete, teilte mit, dass ihm die Nacht nicht lange
geworden sei. Br. Unger begehrte von allen seinen Arbeitern
Abschied zu nehmen. Abraham, seine aeltester Sohn, als Werkfuehrer,
liess alle 16 Mann nach der Reihe einzeln hineingehen. Die
ersten ermahnte er mit etlichen Worten und bat alle, ob sie
ihm verzeihen wollten, wo er gefehlt habe, denn er werde jetzt
sterben. Die Russen weinten, drueckten und kuessten ihm die
Haende. Darauf nahm er Abschied von seinen lieben Kindern,
die einzeln eines nach dem anderen eintraten. Der juengste
Sohn David, der in der Zentralschule zu Chortitz war, wurde
geholt. Mit den Worten: "David, mein Liebling, auf dich
habe ich meine Hoffnung gesetzt, kann es jetzt aber nicht
ausfuehren, dich weiter zu bringen," nahm Br. Unger Abschied.
Dieses war 11 Uhr nachts. Seine Kraft war jetzt ganz erschoepft.
Er hatte mit vollem Bewusstsein gesprochen und wollte nun
schlafen. Um Mitternacht wurde es in seinem Inneren dunkel,
es schien, als ob ihm alles geraubt sei. Er war in dem Bewusstsein,
dass der Herr das Erloesungswerk vollbracht habe, fuehlte
aber, wie er so gar nichts sei und so wenig fuer den Herrn
getan habe, daher wurde er unruhig im Bett. Als er so eine
Stunde in Finsternis zugebracht hatte, forderte er seine Schwiegertochter
Louise auf, das 10. Kapitel im Ev. Johannes vorzulesen, wo
es heisst: "Niemand wird sie mir aus meiner Hand reissen."
Sie las es ihm langsam vor, darauf sagte er: "Niemand;
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