Willi Vogt. Mennonitische Ahnenforschung

 

Buch: Abraham Unger, Gruender der "Einlager Mennoniten Bruedergemeinde". Heinrich Epp. Halbstadt 1907
 
 
 
 
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Ende schien nicht fern zu sein. Die Geschwister besuchten ihn
Oft, auch Br. Lepp nahm herzlichen Anteil an seiner Krankheit, wiewohl zwischen ihnen so manches vorgekommen war und die Liebe mitunter beiderseits geschwaecht war, denn ein jeder wollte seine Ansicht behaupten. Trotzdem war ihr letztes Beisammensein, eine herzliche, liebe und ernste Stunde; ihre letzte Unterredung ist dem Schreiber nicht bekannt, weil sie unter vier Augen geschah. Sein Ende kam immer naeher, obzwar es zuweilen schien, als wuerde er noch gesund werden, ws er auch selbst glaubte, aber der Herr hatte es anders beschlossen. In seiner letzten Nacht, 8 Uhr des Abends, merkte er, dass sein Ende nahe sei. Ein Bruder, der von ferne gekommen war und bei Br. A. Unger uebernachtete, teilte mit, dass ihm die Nacht nicht lange geworden sei. Br. Unger begehrte von allen seinen Arbeitern Abschied zu nehmen. Abraham, seine aeltester Sohn, als Werkfuehrer, liess alle 16 Mann nach der Reihe einzeln hineingehen. Die ersten ermahnte er mit etlichen Worten und bat alle, ob sie ihm verzeihen wollten, wo er gefehlt habe, denn er werde jetzt sterben. Die Russen weinten, drueckten und kuessten ihm die Haende. Darauf nahm er Abschied von seinen lieben Kindern, die einzeln eines nach dem anderen eintraten. Der juengste Sohn David, der in der Zentralschule zu Chortitz war, wurde geholt. Mit den Worten: "David, mein Liebling, auf dich habe ich meine Hoffnung gesetzt, kann es jetzt aber nicht ausfuehren, dich weiter zu bringen," nahm Br. Unger Abschied. Dieses war 11 Uhr nachts. Seine Kraft war jetzt ganz erschoepft. Er hatte mit vollem Bewusstsein gesprochen und wollte nun schlafen. Um Mitternacht wurde es in seinem Inneren dunkel, es schien, als ob ihm alles geraubt sei. Er war in dem Bewusstsein, dass der Herr das Erloesungswerk vollbracht habe, fuehlte aber, wie er so gar nichts sei und so wenig fuer den Herrn getan habe, daher wurde er unruhig im Bett. Als er so eine Stunde in Finsternis zugebracht hatte, forderte er seine Schwiegertochter Louise auf, das 10. Kapitel im Ev. Johannes vorzulesen, wo es heisst: "Niemand wird sie mir aus meiner Hand reissen." Sie las es ihm langsam vor, darauf sagte er: "Niemand;

 

         
 
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Zuletzt geaendert am 21 Dezember 2008.