Willi Vogt. Mennonitische Ahnenforschung

 

Buch: Abraham Unger, Gruender der "Einlager Mennoniten Bruedergemeinde". Heinrich Epp. Halbstadt 1907
 
 
 
 
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ferner ob sie ihre fruehere mennonitische Religion verlassen und eine besondere Sekte gegruendet haetten, zu welcher sie schon mehr den 35 Familien verleitet haetten. Auf alle diese Fragen gaben die Brueder genuegend Bescheid. Unter anderem sagte Br. Heinrich Neufeld folgendes: "Ich, Mennonit, Heinrich Neufeld, habe mich keineswegs von der mennonitischen Konfession losgesagt, sondern ich bekenne, dass der Reformator Menno Simon Taufe und Abendmahl nach dem Worte Gottes eingefuehrt, welches aber im Verlaufe der Jahre so verfallen ist, dass es heutzutage nicht mehr nach dem Worte Gottes gehandhabt wird. Weil wir nun mehrere Mennoniten durch den Geist Gottes zu dieser Erkenntnis gekommen sind, so sind wir bestrebt, wieder dem Worte Gottes gemaess zu handeln und da haben uns, naemlich mich und A. Unger, unsere Mitbrueder als Lehrer erwaehlt."
Nach dieser Angabe durften sie heimkehren und waren noch zwei Tage zu Haufe, wohl ahnend, dass etwas nachkommen werde, was auch nicht ausblieb. Nachts vom 2-ten auf den 3-ten Tag wurden die Brueder Neufeld, Unger und Isaak von der Dorfsbehoerde in das Chortitzer Volostgefaengnis gefuehrt, wo die Fenster verdeckt wurden, damit sie ja nicht lesen koennten. Von hier ging es den 7. Mai 1862 zu Stanovoj des 2. Stans, der sie in ein russisches Dorf, namens Tschernitschev, fuehrte, wo sie unter Wache kamen. Da aber die Bewohner des Dorfes neugierig waren zu den Gefangenen Deutschen und kamen und sahen, dass sie Gottesdienst hielten, wunderten sie sich, was das noch fuer Gefangene seien und fragten, warum man sie festgesetzt habe. Mit Freudigkeit gaben die Brueder ihnen zu verstehen, dass sie um Christi und ihres Glaubenswillen gefangen seien. Die Brueder waren froh unter russischer Botmaessigkeit zu stehen, denn die Wache, da sie merkte, dass die Deutschen nicht entfliehen wuerden, gab ihnen Freiheit, sich nachts in das 10 Verst entfernte Staedtchen zu begeben, um sich dort Speise zu kaufen. So mussten sie dort 7 Wochen sitzen; aber nicht im Kerker, sondern sie durften sich frei bewegen und vom Worte Gottes reden, was sie natuerlich auch taten. Der Weg von Einlage in dieses Dorf wurde oefter gefahren, wiewohl es 50 Verst entfernt war und alle, die sich in dieser Zeit

 

         
 
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Zuletzt geaendert am 21 Dezember 2008.