|
9
Dnjeprflusse. Das Eis wurde vom Dnjepr weg geschoben
und so wurden 18 Seelen in die Flut gesenkt. Nur ein fremder
Zeuge, ein Fischer Hoeppner war zugegen, der es spaeter dem
Gebietsamte mitteilte. A. Unger und H. Neufeld tauften beide,
um schneller fertig zu werden. Nach der Taufe zogen wir unsere
Strasse froehlich weiter, was uns auch jeder ansah. Das Haeuflein
der getauften Brueder mehrte sich schnell, im Monat Mai des
Jahres 1862 waren schon 76 Seelen getauft. Da wurde man allgemein
aufmerksam, und die Dorfbehoerde suchte dem Treiben Einhalt
zu tun und so fing die Verfolgung abermals an. Ein Bruder,
namens Wilhelm Janzen, wurde mit Ruten geschlagen. Man nahm
6 Reiser zusammen und nachdem man ihm die Hosen heruntergerissen
und ihn auf ein Bund Stroh geworfen, wurde er von einem Manne,
der sich es uebernommen hatte, den Leuten die "Frommheit"
in zwei Wochen auszutreiben, sehr gepeitscht. Da er aber nicht
widerrufen konnte, noch wollte, so wurde der Dorfsaelteste
so erzuernt, dass er den Straefling in eine feuchte, kalte
Sommerstube, die den Winter hindurch nicht geheizt war, einsperren
liess. Dazu nahm man ihm auch noch den Pelz weg, nur einen
Klotz zum Sitzen warf jemand hinein, aber da er so zerschlagen
war, konnte er auch nicht sitzen. Jede Spalte, durch welche
Licht in die Sommerstube eindringen koennte, wurde verdeckt,
auf dass er dort nur ja nicht noch lesen koenne. Seine Speise
war halbgebackenes Brot ohne Salz. Da er es auf solche Art
nicht lange haette durchmachen koennen, so brachte man ihn
in ein anderes Gefaengnis, wo er besser behandelt wurde. Er
bekam satt zu essen, auch ein gutes Nachtlager, aber alles
nur heimlich. Dieser menschenfreundliche Mann hiess Johann
Neufeld, wohnhaft in Kronsweide, er war der Vater des verstorbenen
Fabrikanten Jakob Neufeld, dem Erbauer und gewesenen Besitzer
der Fabriken in Andreasfeld und auf der Station Sofijevka.
Wilhelm Janzen wieder rum ist der Vater des Fabrikanten Jakob
Janzen, Sergejevka. Nach 10-taegiger Haft wurde er wieder
frei gelassen, aber die Verfolgung im allgemein nahm zu. Bruder
Neufeld, Unger und G. Wieler, die als Hauptfuehrer angesehen
wurden, was sie
|
|