Über den ersten sowjetischen Traktor "Saporoshez" Von Willi Vogt
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zum
ersten mal habe ich vom ersten sowjetischem Traktor bei Johann Epp in [1]
1998 und dasselbe in [127 S. 20] 2003 gelesen. Er schreibt folgendes: Leonhard Unger
kam nach seinem Studium in Mannheim 1912 zurück nach Hause als ausgebildeter
Maschinenbauingenieur. Er arbeitete mit großem Erfolg in Vaters Fabrik.
Seit 1912 wurden hier Zweitaktmotoren hergestellt und ab 1914 die Vorbereitungen
zum Autobau getroffen. Seit 1914 gab es eine Änderung. Doch 1921 war sein
erster Traktor "Saporoshez" fertig, und er wurde als Autor der Konstruktion
des ersten sowjetischen Traktors "Saporoshez" anerkannt. Seit 1923 wurde
dieser Traktor serienweise hergestellt. Leonhard ging zur Hochschularbeit über.
Er war als Professor der Landwirtschaftlich-Maschinenbauhochschule tätig. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Dr. Viktor Krieger schreibt 2006 "in Einlage entwickelten Ingenieure Leonhard Unger und Gerhard Rempel den ersten sowjetischen Traktor der in Serie ging. Es wurden im ganzen 500 davon gebaut (nach anderen Quellen 800)" [3]. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Im Juli 2023 schreibt Dr. Krieger: "Aufgrund von neuen Informationen, v.a. der Strafakte von Leonhard Unger u.a., könnte weitere Einzelheiten über den Erfinder und seines "Kindes" in Erfahrung gebracht werden, siehe: https://bkdr.de/dokument-des-monats-06-2023" | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bild
1. Der erste sowjetische Traktor "Saporoshez". | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
In der Zeitschrift "Technika-Molodeshi" aus dem Jahre 1975 Nr. 7 [4] finden wir folgende Information: "In einer der Fabriken Kitschkas (Einlage WV) wurde noch vor dem ersten Weltkrieg ein Traktor, nach dem Vorbild des amerikanischen " Flour-Citi" gebaut. Und die Fabriken von A. Koop im Süden Ruslands bauten ein Paar Traktoren mit deutschen Motoren 35 PS. 1921 bauten Ingenieure G. (russ.) Rempel und A. Unger einen einfachen Traktor ohne Zeichnungen und aus Teilen, die da waren. Im Protokol der offiziellen Komission vom 12 Juli 1922 steht: "Um 9.30 Uhr fuhr der Traktor aus der ehemaligen Koop-Fabrik auf das 2 km enfernte Feld, in 4 Stunden 17 Minuten pflügte er 220 Quadrat-Sashenj Land." Die Komission war zufrieden und empfiel den 3 Ingenieuren Zeichnungen anfertigen und ein entgültiges Exemplar zu bauen. Der Traktor wurde in der Fabrik "Krasnyj Progress" seit 1923 bis 1925 in Serie gebaut. Es wurde der Motor "Triumph", der ehemaligen Fabrik "Brüder Sagoreliny" in Gross-Tokmak, verwendet, dieser wurde seit 1909 gebaut." | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
In [5] dieselbe Information (auch erstmal A. Unger genannt), aber weiter im Text steht dass Ingenieur L. A. Unger die Entwicklung von "Saporoshez" leitete und mit dem Motor "Triumph" 12 PS von der Fabrik Nr. 8 in Gross-Tokmak ausgestattet war. Der Traktor pflügte 1,5-3 Dessjatin Land am Tag, je nach Pflugtiefe. Am 23 September 1923 kam der Prototyp in der Fabrik "Krasnyj Progress" um in Serie zu gehen an. Im Herbst 1923 hat "Saporoshez" den Wettbewerb mit dem amerikanischen Traktor "Holt" (in Obuchowo gebaut) gewonnen, weniger Spritt verbraucht. Im Frühjahr 1925 hat "Saporoshez" (schon mit 16 PS) 1 Dessjatine Land 25 Minut schneller gepflügt als der amerikanische "Fordson" und weniger Spritt verbraucht. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
In [7] 2005 steht auch, dass L. Unger - einer der Entwickler vom ersten sowjetischen Traktor "Saporoshez" später an der technischen Universität Saporoshje unterichtete. Der Traktor wurde 1923 auf der Austellung in Moskau ausgezeichnet. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
N. W. Wenger (Ostaschewa) zitiert 2009 ein Gewerkschafts-Dokument: 1921 hat die Leitung der Fabrik Nr. 11 (früher Unger Fabrik) in Einlage vorgeschlagen die Ingenieure Leonhard Abram Unger, Abraham Peter Unger und Jakob Gerhard Rempel, die den Prototyp des Traktors "Saporoshez" entwickelt und gebaut haben, auszeichnen. [150 S. 470] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wenn wir all diese Namen in einer Tabelle darstellen, dann sieht es so aus: | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wir haben wieder, wie auch beim ersten sowjetischen Mähdrescher [12], verschiedene Quellen geben verschiedene Namen an. Es scheint sicher zu sein, dass Leonhard Unger bei der Entwicklung von Saporoshez dabei war. Verwunderlich nur das die Quelle [4], die eigentlich die wertvollsten Informationen liefert mit genauer Beschreibung und Zeichnungen, im nicht erwähnt. Es ist auch wahrscheinlich das Abraham Peter Unger dabei war. Mir dem Rempel wird es schwieriger, es konnte Gerhard oder Jakob Gerhard sein. Zu beiden habe ich mögliche Kandidaturen. Zum ersten konnte es Rempel, Gerhard Jakob (1885-1937) (#146860) aus Osterwick, Chortitza sein. Er war Ingenieur und Mühlbesitzer. Sein Schwiegervater Peter Abram Koop (1865-1936) (#146870) war Leiter der Koop- Fabrik in Einlage, von wo laut [4] der Traktor auf das Feld fuhr [21]; [14]. Der zweiter konnte Rempel, Jakob Gerhard (1860-1922) (#146858) sein, Sohn der Fabrikbesitzers Gerhard Rempel in Rosental, er leitete zeitweise auch die Fabrik seines Vaters. Aber ob er überhaupt studiert hat ist mir unbekannt, bekannt ist nur das 2 seine jüngere Brüder Peter und Johann in Deutschland studiert haben. [21]; [14]. Dieser Johann Rempel hat aber schon 1912 in Millerowo einen viel fortschritlichen Traktor gebaut (siehe unten). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Über Abraham Peter Unger habe ich keine Informationen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Leonhard Abram Unger (#467625) geb. 19.03. 1884 in Einlage, verbannt 16.12.1933, gest. 1941 in Sibirien. Sohn des Fabrikbesitzers in Einlage Abram Unger (1850-1919) (#707378). Heiratete 1927 in Einlage Margaretha Penner (1887-1950) (#467624) Tochter von Lehrer und Prediger Abram Penner (1861-1920) (#467620) aus Kronstal, Chortitza. Kind: 1. Louise (Lilli) geb. 1928 in Einlage, verh. mit Joh. Redford, sie wohnen in den USA. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Fabrik "Krasnyj Progress" in Gross-Tokmak wurde aus 2 Fabriken Kleiner und Fuchs (keine Mennoniten) zusamengelegt. Aber Friesen, David Jakob (1891-) (#neu) geb. in Olijewe, Wilnja, Hochschulbildung, Ingenieur der Fabrik "Krasnyj Progress" in Tokmak. Verhaftet am 11.11.1933, am 24.02.1934 für 3 Jahre Haft verurteilt, 1999 rehabilitiert [21]; [6]. Ob dieser Friesen oder andere Mennoniten 1923-26 in der Fabrik tätig waren ist unbekannt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
P66162. Foto von Leonhard Abram Unger (1884-1941) (#467625) mit Text "Унгер Леонард Абрамович (1884-1933). Конструктор первого отечественного трактора "Запорожец." Auf deutsch "Unger Leonhard Abram (1884-1933). Konstrukteur des ersten sowjetischen Traktors "Saporoshez". Auf englisch "Unger Leonard Abramovich | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
(1884-1933). The designer of the first domestic tractor "Zaporozhets" By the decision of the Ukrainian Bureau of the Supreme Council of the National Economy in the early 1920s, all the Aleksandrovsky agricultural machinery enterprises were nationalized. They received the corresponding names - the former plant "Lepp and Wallman" were named "Plant No. 1", "Copa" - ... "Bormann-Swede" - No. 16 "Kopp and Gelker ..." Foto und Übersetzung ins englische von Dmitry Shostak-Schroeder. Nach unseren heutigen Informationen ist Leonhard Unger 1941 gestorben, und nicht 1933. [14]; [156] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Traktor "Saporoshez" in Technika Molodeshi" aus dem Jahre 1975 Nr. 7 [4]. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sicht von oben. 1920 war die Industrie in Russland so gut wie tot. Deswegen war die Konstruktion des Traktors auch sehr einfach. Um nicht einen komplizierten in der Fertigung Differential zu benötigen, haben die Konstrukteure ein einziges hinteres Antriebsrad verwendet. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sicht von der Seite und von vorne. Das breite Rad mit Sporen zertrampelte gut das Gras und so wurde der Pflug nicht mit Gras verstopft. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Detailierte Zeichnung und Masse [5]. Auf dem Flügel, der das Rad bedeckt , ist der Tank, aus dem Öl durch Schwerkraft in dem Motor zugeführt wird. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der erste sowjetische Traktor "Saporoshez". [5] Der Traktor hatte auch kein Schaltgetriebe, nur einen Gang (3,6 Km/St.), Gewicht 1.920 Kg. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zeichnung "Bau des ersten sowjetischen Traktors". Laut [4] wurden 1923-26 in der Fabrik "Krasnyj Progress" 500 Traktoren gebaut. In der Geschichte der Fabrik werden aber 800 Stück genannt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zeichnung von oben. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Traktor "Saporoshez" wärend der Arbeit. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
10 марта 1923 «Запорожец» № 1 был готов и после испытания отправлен в подарок В.И. Ленину. Вскоре Кичкасский завод вместе с Токмакским заводом течение 1923-1924 гг выпустил 200 тракторов. [17 S. 82-83) |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Saporoshez" als Denkmal in Tokmak, wo von 1923 bis 1927 800 Traktoren gebaut wurden. Foto 2011. Родина дизелей и тракторов. Tokmak, bei Molotschna. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
P64179. Werbung Taktor "Saporoshetz" vom "Южно-Украинский "Сельмаштрест". Früher Fabriken Kopp, "Lepp und Wallmann", Unger, Neufeld und andere. [424] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Im Buch "Mennonites in the cities of imperial Russia" Band 1 von Helmut Huebert S. 41 finden wir folgendes Foto | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Einer von 2 Prototypen des Traktors entwickelt vom Ingenieur Thiessen
1915. Fabrik "Lutsch" in Barwenkowo, Besitzer Bernhard Bernhard Dyck
(1879-1941) (#110791), Johann Peter Froese (1878-1949) (#110629) und Johann
Johann Klassen (1869-1841) (#364822). [10, 11]; [14] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Für mich hat dieser Traktor eine sehr ähnliche Konstruktion. Auch ein breites hinteres Rad, Öltank auch über dem Rad, der Fahrer auch an der rechten Seite, nur um den Design hat man sich hier noch keine grosse Gedanken gemacht. Der Traktor ist mit einem Pflug ausgestattet, wahrscheinlich hatte Russland 1915 andere Sorgen als einen Traktor in Serie zu bauen. Ich vermute stark, dass den Ingenieuren in Einlage diese Konstruktion bekannt war, da Barwenkowo eine Tochterkolonie von Chortitza ist. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Errinern wir uns was Wenger N. (Ostaschewa) schrieb: das Ingenieure, die den ersten sowjetischen Mähdrescher konstruirten, eine Idee weiterentwickelten, die ein anderer Mennonit K. Thiessen (Leiter der Fabrik in Barwenkowo, Charjkow) 1913 vorgeschlagen hat" [150 S. 472]. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Dieser Ingenieur K. Thiessen scheint ein sehr begabter Mann zu sein. Schlägt 1913 eine Idee für einen Mähdrescher vor, der (mit Modifikationen) von 1930 bis nach 1950 in 5 Werken in Russland gebaut wurde [12]. Baute 1915 2 Prototypen vom Traktor, die den ersten sowjetischen Traktor von 1921 verdächtig ähnlich sind [131 S. 41]. Und Henry Schapansky schreibt dass ein Thiessen bei der Entwicklung des ersten sowjetischen Mähdreschers ausgezeichnet wurde, ob er diesem meint ist unbekannt [144 S. 137]; [145 S. 307]. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Noch viel interessanter ist dieses Foto aus [94 S. 23] beschriftet "Johann Rempel in seiner Fabrik in Millerowo 1912". Hier sehen wir einen Traktor mit 2 hinteren Rädern (was einen komplizierten Differential voraussetzt), optisch sehen die hintere und vordere Räder dem, ab 1917 gefertigten "Fordson" sehr ähnlich, was zur dieser Zeit nicht selbstverständlich war. Der Träger, auf dem alles aufgebaut ist, und der Rahmen über den Motor, zeigen, dass dies ein Prototyp (eigene Entwicklung) ist, und nicht ein Traktor aus dem Ausland zur Erforschung ist. Wer ist dieser Johann Rempel? Sein Vater Gerhard Gerhard Rempel (1834-1888) (#146856) gründete die erste Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen in Rosental. Sein Sohn Rempel, Johann Gerhard (1778-1957) (#163301), Ingenieur in der "Martens, DeFehr und Dyck Maschinenfabrik" in Millerowo, studierte in Deutschland. Besitzer der Fabrik waren Кornelius Jakob Martens (1876-1974) (#213444), Cornelius Abram Defer (1881-1979) (#201720) und sein Schwiegervater Wilhelm Isaak Dyck (1854-1936) (#238989) [16]; [14] |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ein Überblick wie es mit Traktoren in dieser Zeit im Ausland aussah ist hier und hier. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quellen: | 1. Gedenke des ganzen Weges ... . Johann Epp. Band 1. Lage. 1998. S. 98 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
3. Deutsche aus Russland gestern und heute. Volk auf dem Weg. Viktor Krieger. Stuttgart. 2006. S. 44 Russische Übersetzung. Moskau. 2010. 4. "Saporoshez - der erste sowjetische Traktor" in "Technika-Molodeshi"1975 Nr. 7. (russisch) 5. Traktor "Saporoshez" (russisch) 6. Liste der Verbannten Mennoniten im Gebiet Saporoshje. 7. Saporisskij Nazionalnyj Technitschnyj Univesitet 1900-2005. Saporoshje. 2005. S. 28 (ukrainisch) 21. Mennoniten in Russland, die an Hochschulen und Universitäten studiert haben. 9. Traktor "Saporoshez" in Vikipedia. (russisch) 12. Über den ersten sowjetischen Mähdrescher und Lenin-Orden. 14. Grandma Datenbank.
CMHS Fresno, USA. 2017. Beschreibung.
16. Liste der mennonitischen Industrie- und Handelsunternehmen in Russland. 17. Історія міст і сіл Української РСР в двадцяти шести томах. Запорізька область. История городов и сел УССР. Запорожсkая область. Головна редакція Укратнськоі Радянськоі Енциклопедії Академіі Наук УРСР. Киiв - 1970. (ukrainisch) 19. Die ersten Experimentier-Traktoren ... 20. Oldtimer Traktoren. 94. Rempel, Peter Gerhard. Forever Summer, Forever Sunday: Peter Gerhard Rempel's Photographs of Mennonites in Russia, 1890-1917. St. Jacobs, ON: Sand Hill Books, 1981. 127. Erwecket euren lauteren Sinn. Johann Epp. Lage, Deutschland. 2003. 131. Huebert, Helmut T. Mennonites in the cities of imperial Russia. Vol. 1: Barvenkovo, Berdyansk, Melitopol, Millerovo, Orechov, Pologi, Sevastopol, Simferopol. Winnipeg: Springfield Publishers, 2006. 144. The Old Colony (Chortitza) of Russia. Early History and First Settiers in the Context of the Mennonite Migrations. Henry Schapansky. New Westminster. 2001. 145.The Mennonite Migrations (and the Old Colony). Henry Schapansky. Manitoba. 2006. 150. Меннонитское предпринимательство в условиях модернизации Юга России: между конгрегацией, кланом и российским обществом (1789-1920): монография. Н. В. Венгер. Днепропетровск, 2009. (russisch) 424. Berichte, Fotos und Informationen von Max Shtatsky, alle seine Berichte. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zuletzt geändert | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
am 7 Juli, 2023 |