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Auszug aus einem Privatbrief von Peter Abram Wittenberg, Donskoje, Neu Samara, in der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 6. September 1922, Seite 13  | 
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 Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 6. September 1922, Seite 13. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau). 
 
 "..Ich will versuchen, Ihnen  die gegenwärtige Lage hier am Ort vor Augen zu führen. Seit der Zeit wo sie  wegfuhren, hat sich viel in der Natur geändert, anstatt Regen, nur heiße und  trockene Winde. Man ist im vollsten Mähen, es wird Roggen, Weizen, Hafer und  Gerste gemäht. Die Aussichten auf eine gute Ernte von dem wenigen, das man  gesät, sind gänzlich geschwunden. Das in das Pflugland gesäte Getreide, welches  zudem noch früh gesät wurde, steht einigermaßen gut. Ich komme soeben vom Felde  heim, besah meinen Weizen, welcher spät eingesät und dazu noch in Stoppeln und  ich taxiere ihn auf 10 Pud pro Deßjatine. Der Hafer scheint am Meisten zu  versprechen. Der Roggen sah sehr gut aus, aber, oh weh, er ist  zusammengeschnuurrt. Viele Aehren sind ganz leer. Könnte jetzt Herr Miller hier  sein, er würde ohne Weiteres sich fest entschließen, noch ein weiteres Jahr für  uns zu sorgen. Die Hungersnot wird hier auf vielen Stellen viel früher  auftreten als im verflossenen Jahr. Ob man Naturalsteuer erheben wird, ist  nicht festgestellt, sollte es aber werden, dann wird die Lage in vielen  Familien ohne amerikanische Mithilfe unmöglich werden. Das einzige Gute hier in  diesem Jahr ist das viele Futter, welches es gegeben hat, Kartoffeln, die so  schön aussahen, vertrocknen schon sehr, und höchstens zwei Wochen kann man sie  noch stehen lassen, dann müssen sie ausgegraben werden. Arbusen, Melonen u.s.w.  vertrocknen; Kürbisse gibt´s wenig, und dazu nur ganz kleine. Die Hirse ist mit  wenigen ausnahmen alle kaput, und kann nicht einmal zu Futter gemäht werden,  ja, stellenweise finden sie sogar nicht  einmal die Spur von der gesäten  Hirse. 
 
 Bemerkungen von Lydia Friesen (Esau): Peter Abram Wittenberg (31.01.1881, Danilowka, Krim - 11.10.1937, Sorotschinsk, bei Neu Samara) (#1058587). Brief von Cornelius Klassen in der "Mennonitische Rundschau" vom 6.09.1922, Seite 13 Abgeschrieben von Lydia Friesen (geb. Esau).  | 
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| Zuletzt geändert am 28 August, 2019 | |