Brief von Jakob und Elisabeth Janzen, Krassikow, Neu Samara, in der "Mennonitische Rundschau", vom 11. März 1903, Seiten 4-5

 

Abgeschrieben von Lydia Friesen (geb. Esau) (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 11. März 1903 Seiten 4-5. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau).

 

 

Kraßikow, Samarische Ansiedlung, den 25. Jan. 1903. Werter Editor und Leser der "Rundschau"! Schon lange fühlte ich die Aufgabe, ein wenig von hier zu schreiben, aber da ich mich als einen unvollkommenen Schriftsteller erkenne, so wurde es immer aufgeschoben. Aber als ich in der "Rundschau" (No. 2) einen Aufsatz von meiner l. Schwägerin Agatha Buller fand, wo dieselbe auch meines lieben noch einziegen Onkels David Buller erwähnt, daß derselbe noch lebt, so fielen mir alle l. Geschwister und Freunde, die wir in dem fernen Amerika haben, bei,  und wurde dadurch aufgemuntert, von unserm Befinden etwas zu berichten.
Was nun unsere persönlichen Familienverhältnisse betrifft, sei erwähnt, daß wir gegenwärtig ziemlich gesund sind, nur leidet meine liebe Frau bisweilen große Schmerzen an ihren kranken Fuß. Uebrigens ist sie von Herzen gesund. - Berichte noch, daß unsere Tochter Anna Schröder, sich mit Jakob Dikken Sohn, Hermann, von Plischanow, verehelicht hat. Die Hochzeit war den 26. September 1902, sie wohnen bei uns.
Will noch in aller Kürze etwas von der Ernte berichten: Es hätte vorigen Sommer eine mittelmäßig gute Ernte gegeben, aber der Hagel hat etliche unsrer guten Hoffnungen niedergeschlagen, einer hat mehr, der andre weniger darunter gelitten. - Uns wurden 17 Deßj. Weizen und 3 Deßj. Gerste zerschlagen. Bekamen von 35 Deßj. 105 Tschtw. Weizen, und Gerste von 10 Deßj. 50 Tschtw. Nun, man muß sich schon wieder mit dem Wenigen sehen durchzuhelfen, nur das Futter wird manchem unsrer Ansiedler knapp genug werden. Wir glauben uns zur der Hoffnung berechtigt, daß die künftige Ernte gut ausfallen dürfte, indem es sehr viel geregnet und geschneit hat. - Aber der Mensch denkt und Gott lenkt.
Muß noch etliche Sterbefälle berichten: Im Dorfe Klinock sind eine ziemliche Anzahl Kinder gestorben. - Und weiter ist hier vom 5. auf 6. Januar ein Jakob Janzen (gebürtig aus Petershagen) plötzlich gestorben, ging des Abends gesund zur Bette, und 1 Uhr nachts war er eine Leiche. - Janzen war seiner Zeit ein ziemlich wohlhabender Gutsbesitzer, kam auch hierher, und verlor durch zu große Unternehmungen sein schönes Vermögen, und war genötigt, sich auf ein ganz kleines Pachtgut in dürftigen Verhältnissen zurückzuziehen, um sein Leben fristen zu können. - Will noch einen Sterbefall erwähnen: Wir waren Gestern, Freitag, zu unsern Kindern auf Besuch gefahren, und erfuhren als wir heimkamen, daß die liebe Schwester Boschmann bedenklich krank sei, und so ging ich 8 Uhr abends hin, und mußte Augenzeuge sein, wie die Mutter in den letzten Zügen lag, und wie ihre sechs Kinderchen, samt ihrem Gatten und Vater weinend das Sterbebett umstanden. Mir blutet noch fast das Herz, wenn ich mich des Anblicks vergegenwärtige. - 9 Uhr war sie eine Leiche. Ihre Krankheit war Kindbettfieber. Sie wurde den 18. Januar von einem Söhnlein entbunden, welches, während ich dieses schreibe, der Mutter nachgefolgt ist, und wird, wie ich denke, im Arm der Mutter zur Erde bestattet werden. - Da Frau Boschmann in Oklahoma, Amerika, eine Schwester hat, nämlich Witwe Voth, so diene derselben dieses als Nachricht. Frau Boschmann ist eine geborene Katharina Neufeld aus Liebenau. Sie ist alt geworden 35 Jahre 8 Monat. Br. Boschmann ist unser Prediger. Frau Boschmann hat gesagt, sie gehe zum Heiland, welches für ihn ein großer Trost ist.
Noch herzliche Grüße an alle Geschwister meiner l. Frau, wie auch an meine l. Schwester Franz Wiens, den l. Onkel David Buller samt allen seinen Kindern, wie auch an den lieben Editor, und an alle, die Jesum lieb haben.
Euer aller Freund und Freundin, Jakob und Elisabeth Janzen.

 

 

Bemerkungen von Lydia Friesen (Esau):

 

Jakob Johann Janzen (Ca. 1841, Pastwa, Molotschna, South Russia - 4.10.1910, Krassikowo, Neu Samara, Russia) (#39436).
Elisabeth Benjamin Janzen (geb. Buller, verw. Schroeder)(Ca. 1848, Landskrone, Molotschna, South Russia - Sep 1905, Sorotschinsk, bei Neu Samara, Russia) (#32754), in der erste Ehe verheiratet mit:
David David Schroeder (Abt 1838, Landskrone, Molotschna - ?) (#49411)

Brief von Jakob und Elisabeth Janzen, Krassikov, Samara. In der "Mennonitischer Rundschau" vom 1. März 1899.
Brief von Jakob Janzen, Kraßekow, Samara. In der "Mennonitischer Rundschau" vom 6.12.1899.

Brief von Jakob und Elisabeth Janzen, Krassikow, Neu Samara, in der "Mennonitische Rundschau" vom 26. April 1905, Seiten 5 und 6.

 

unsere Tochter Anna Schröder:

Anna David Schroeder (3.12.1883, South Russia - 7.02.1915, Krassikowo, Neu Samara) (#1030664)
Hermann Jakob Dyck (4.01.1880, South Russia - 26.03.1922, Krassikowo, Neu Samara) (#1030665)

 

daß die liebe Schwester Boschmann:

Katharina Heinrich Neufeld (1868, Liebenau, Molotschna - 24.01.1903, Krassikowo, Neu Samara)(#1153613)
Daniel David Boschmann (24.07.1866, Fischau, Molotschna - 1933, Sibirien) (#1152199; #640598)

   
Zuletzt geändert am 1 April, 2019