Bittbriefe von Mennoniten nach Europa und Amerika 1933, unter anderem Benjamin Unruh Karlsruhe
Dies sind einige Beispiel Briefe von insgesammt 146 Schreiben von Bittsteller. Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe 7/Nl Unruh - mit freundlicher Erlaubnis.
l. Num.: 1: Bittbrief von Katharina Jakob Penner 16 Feb 1933 Sagradovka Rawnopole N4 den 16 Feb 1933
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l. Num.: 4: Bittbrief von Aganeta Bergmann 14 Feb 1933 Spat den 14 Febr 1933 Unser naheliegender Tarksin ist Simpferopol Unsere Adresse ist: russisch |
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l. Num.: 8: Bittbrief von Maria Hildebrand Hierschau 13 Februar 1933 Hierschau 13 Februar 1933 Da wier hier in grosser Bortnoht sind und keine Aussicht haben durchzukommen denn zu kaufen ist hier nirgends als nur im Torgsien Laden, und das ist nur für ausländisches Geld oder Gold, darum bitte Ich Ihnen sehr, vielleicht kann mir wer eine kleine Mithilfe schicken, so klein kann sie nicht sein, das ich nicht dankbar bin. Gott lohne es Ihnen. Den Inniegsten Dank im vorraus unterzeichnet sich Maria Hildebrand und Kindern |
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l. Num.: 23: Bittbrief von Witwe Katharina Jacob Fast aus Tige / 1933 Swetlobka den 11 Februar Da ich mich in einer üblen Lage befinde von Haus und Hof gejagt, bin eine Wittwe und habe elf Kinder, davon ist eine verheiratete Tochter auch ihr Mann ist Gefangener kann uns mit nichts helfen. Habe ein Sohn 20 Jahre alt. Er kann uns aber nicht alle versorgen. Es wird ihnen vielleicht wundern wenn ich schreibe fast alles kleine Kinder. Aber es sind zusammengebrachte Kinder. Mein erster Mann und Sohn wurden im Hungerjahr umgebracht auf dem Wege nach Brot, und dieser ist jetzt den 16 Dezember auch im Gefängnisse umgekommen. Und jetzt komme ich mit der inniegsten Bitte zu ihnen um Hilfe und Erbahrmen. Man hört das noch Mittleid da ist und einem manchem von Ausland geholfen wird. Denn hier im Torgsinn ist für Ausländisches Geld alles zu kaufen. Darum bitte ich nochmals möge Gott geben das unser Notschrei ihnen möge zu Herzen gehen und uns so schnell wie möglich helfen denn Hunger thut sehr weh, das erfahren wir Täglich. Ein vergellte Gott und ein voraus Dankende Wittwe und Kinder. Katharina Jakob Fast Unsere Anschrift: |
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l. Num.: 130: Bittbrief von Johann Liese Kröker und Kinder Rudnerweide An dem Hilfskomitee für Hilfsbedürftige. Mit schwerem Herzen greife ich zur Feder, möchte Ihnen in Kurzen Zügen unsere Lage schildern. Bin mit meiner Familie seit 1930 obdach d.h. Heimatlos. Längere Zeit fand ich Arbeit in den Kohlenschachten wodurch ich die Möglichkeit hatte für meine Familie das tägliche Brot zu verdienen. Meine l. Familie besteht aus meiner Gattin u 4 Kindern wovon das älteste 12, das jüngste 4 Jahre zählt. Seit längere Zeit habe ich meinen Posten müssen aufgeben, hatte nun nicht mehr die Möglichkeit für meine Familie das Brot zu verdienen. Zumal bei uns die Lebensmittel nicht zu erschwingen sind, der Hunger vor der Türe ist. Komme daher mit Kindlicher Bitte zu Ihnen, sollten Ihnen irgendwelche Mittel zur Verfügung stehen die von l. Geschied für Bedürftige gespendet worden sind, auch anderer nach er Leitung des Hlg. Geistes zu gedenken. Der Herr wird Vergelter sein. Der weg um uns etwas zu kommen zu lassen dürfte folgende sein. Die Anweisung wäre an unseren nächsten Torgsien welcher in der Stadt Bredjansk ist auf unsere folgende d.h. unsere adresse zu ….[russisch] Für erwiesene Wohltat würden sich stets dankbar erzeigen Johann Liese Kröker und Kinder Rudnerweide 1933 … |
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l. Num.: 132: Bittbrief von Isaak Isaak Dück Den 25 Januar 1933 Geehrter Herr! Lasset uns aber Gutes tun und nicht müde werden, denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne Aufhören. Epheser 6k 9vers Bei uns im Lande ist Teure Zeit, mit unseren Lebensmittel geht zu Ende, so bitte ich wenn es möglich ist uns auch was zukommen lassen. Ja bitte ich um eine kleine Mithilfe das wir nicht den schrecklichen Hungertode Sterben. Wir haben einen kleinen Jungen der ist immer sehr hungrig ich möchte ihm so gerne was gäben, bitte denn Hilfe tut Not. Unsere Adresse: Ukraina USSR Post Orloff Halbstädter Rajon Münsterberg |
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l. Num.: 133: Bittbrief von Helene u Karl Klassen. Altonau Wehrter Herr Unruh Altonau 30 Januar 1933 Geerter Herr! Da ich u meine Familie in grosser Not sind d.h. mit Brot, mus ich mich an Sie Herr wenden in der Hoffnung, dahs unsre Gebete erhört werden u. der Himmlische Vater uns Hilfe sendet. Geerter herr, es fällt schwer eine Bitschrift zu schreiben, aber wen man, die kranke Frau u die drei kleinen Kinder ansieht, zu dem habe ich jetzt schon drei Monate das Fieber u. komme dafon nicht los, weshalb ich auch schon die Zeit über Arbeitslos bin, u. meine Familie dem Hungern preis gegeben ist. Ich bitte sie Herr wenn es möglich ist uns zu helfen tun Sie es um des Gerechten Gotts Willen, er wird unsere Gebete erhören, u es Ihnen vergelten was Sie an uns tun, den wir können nichts wie Flehn u. Beten, u Hoffen dahs wir erhört werden. Haben Sie erbarmen Herr mit meiner Familie u. helfen Sie uns, Gott der Herr, wird ihr Werk sehn u. es Ihnen Lonen u Segnen. Betend und Hoffend verbleiben wir Helene u Karl Klassen. Unsere Adresse ist: (Russisch) |
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l. Num.: 142: Bittbrief von Maria Heidebrecht 10 Februar [1933] an Benjamin Unruh Karlsruhe Wehrter Herr Unruh Ich bin so frei u komm noch einmal zu Ihnen u. bitte Sie ob Sie sich unser können erbarmen, es wird hier immer traurieger, wir haben nichts mehr die Kinder gehen so hungirch umher und sind schon ganz krank, haben schon lange nur Rüben gegessen u jetzt sind die auch alle, ich weiß mir keinen Rat mehr, ich warte von Tag zu Tag aber immer vergebens, ich wolte schon wieder an meinen Bruder Indien? Joh Penner schreiben, aber ich habe nicht den Mut, den wenn er die Mittell hätte dann glaub ich hätte er schon wieder etwas geschickt. jetzt dachte ich vielleicht könnten Sie uns etwas schicken von ihrem Hilfskomitee, der Herr möchte sie und ihre Arbeit segnen u. Ihr[e] Hände füllen das sie noch vielen helfen könnten, bei uns wohnen noch eine Familie denen geht es auch so arm vielleicht können Sie Ihnen auch was schicken, wir beide Frauen stehen dann u. fragen, "was werden wir jetzt wieder den Kindern kochen"? Ach wie ist es doch so schwer, so lange ohne Brot sein, aber uns ist ales genommen, u die Produkte im Torgsien werden auch immer teurer da kostet das Mehl 3 R. 80K 2 Pud u die Grütze 3 R 30 K d. Pud. früher war es alles viel billiger, wer weiß ob Ausland das so haben will??? wenn hier nicht bald im großen Hilfe kommt dann sind wir verlohren denn es ist schrecklich wie es hier zugeht, das können sie sich garnicht vorstellen, nun bitte ich nochmal lassen sie mich nicht umsonst warten, im vorraus dankent unterzeichne ich mich Maria Heidebrecht. |
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Quelle: Stadtsarchiv Karlsruhe
Bestandes 7/Nl Unruh - Nachlass Heinrich Benjamin Unruh