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lang wie er ist, im kuehlen Schatten der Eiche
zur Ruhe gestreckt. An seinem Geiste ziehen traumhaft seine
letzten Heldentaten vorueber. Von dem gebissenen Fohlen hat
er noch einen leichten Geschmack im Rachen und denkt nun darueber
nach, wie das morgens verletzte Tier nachts schon ziemlich
steif sein und krank neben der Mutter im Grase liegen wird.
Diese wird ruhig weiter grasen und er ist seiner Beute so
ziemlich gewiss. - Zuerst die Gurgel heraus - natuerlich ist
die Stute auf den Schrei ihres Jungen sofort dabei - ich mache
rasch kehrt; denn ein Schlag mit dem Hufe koennte selber meinen
alten Wolfsschaedel "einbucken" und dann ade lustiges
Leben auf der Wanderschaft. - Weiss gar nicht wo mein Bruder
so lange bleibt. Vorletzte Woche bekam er hier ein paar Kartaetschen
in seinen Pelz, und um sich auszuheilen zog er sich dann fuer
ein paar Tage in die Russendoerfer zurueck, die weniger gute
Schuetzen haben, und wenn's hoch kommt, bloss mit Sperlingsdunst
schiessen, was fuer unsere Sorte nicht gefaehrlich ist. Und
noch ist er nicht wieder da. Hat auf mein Heulen diese Nacht
nicht geantwortet, wie wir doch verabredet hatten. - Aber
nun will ich ein wenig schlafen, vielleicht beruhigt sich
dann auch mein knurrender Magen bis zum Abend, wo ich mir
das Fuellen zum Nachtessen hole. Aber was ist denn das? "Hola!
Hui! Wolf-Wolf-Wolf!"
Dacht ich mir's doch. Kaum hab ich das dumme Tier etwas angebissen,
und sofort geht die Hetze wieder los. - Na, noch ist nicht
aller Tage Abend. - Vom Dnjepr bin ich augenscheinlich abgeschnitten,
wie ich hoere, muss also noch ein wenig warten, bis die Treiber
um die Buesche kommen, um mich dann sachte fortzuschleichen
und das freie Feld zu gewinnen, bevor die Reiter mich sehen.
Ja, es ist Zeit, alter Suender Isegrim, willst du noch davon,
so mach dich auf die Socken!
Doch schon ist er bemerkt worden. Und schon kreischt jemand
aus Leibeskraeften: "Dort, dort - an der aendern Seite
des Tales laeuft der Wolf -
Wolf -l'-----!"
"Wo? Wo?"
"Hei! Hurra! - Dort! Vorwaerts!" Und die Reiter
setzen ihm nach. Bald ist die ganze Linie in Unordnung. Alles
eilt den Reitern hinteran, wie die wilden Gaense beim herbstlichen
Fluge ein grosses
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