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                  ihn mit lautem Schreien und Knuettelschwenken 
                    davon, jedoch bevor die Jaeger mit den Flinten ankamen, war 
                    er laengst fort. Doch wurde er an demselben Tage in dem wild 
                    verwachsenen Tale der "Haidaschen" erschossen. Heute 
                    jedoch ist auch die "Haidasche" beinahe ganz holzleer. 
                    Doch kehren wir zu unserer angekuendigten Wolfsjagd zurueck. 
                    Die jungen Maenner und erwachsenen Burschen sitzen bereits 
                    zu Pferde, ein stattliches, tatendurstiges Heer. Damals wurde 
                    ueberhaupt viel geritten und von manchen mancherlei Gewandtheit 
                    in dieser Kunst erreicht. Heute ist das Stahlross mehr in 
                    die Mode gekommen. 
                    Die aelteren Maenner, die nicht als Schuetzen mit der Buechse 
                    erschienen, die Maedchen und kleineren Knaben, die doch bereits 
                    ueber flinke Beine, starke Stimmen und gute Lungen verfuegten, 
                    kamen mit Knuetteln und Schnarren bewaffnet zuhauf. Versammlungsplatz 
                    ist, wie immer bei solchen Gelegenheiten, der Hof des Jakob 
                    Hoeppner, der bei allen Wolfstreiben den Oberbefehlshaber 
                    der Armee macht. - Auch der Schulze mit seinen beiden Beisitzern 
                    sind am Platz. Tatsaechlich bleiben nur Greise, Kranke, Frauen 
                    und kleine Kinder daheim. 
                    Das riesiglange Wolfsnetz mit der Pritke*) wird auf den Wagen 
                    gelegt. Dieses Netz, von so genannten "Marling" 
                    fest geknotet, war Gemeindeeigentum und wurde bei Hoeppners 
                    aufbewahrt. Um nicht von Nagetieren zerstoert zu werden, bedurfte 
                    es einer besonders wachsamen Obhut. Als es spaeter keine Schafe 
                    und auch keine Woelfe mehr auf der Insel gab, wurde das Wolfsnetz 
                    aufgeknotet und saemtliche Wirte der Insel hatten fuer viele 
                    Jahre Sackbaender davon. 
                    Hoeppner, der Dorfschulze und seine beiden Beisitzer besprechen 
                    noch den Feldzugsplan. Bei dem Winde, der soeben einzusetzen 
                    beginnt, muss man besonders vorsichtig sein, damit der Wolf 
                    keine Witterung von den Jaegern bekommt. Also soll mit dem 
                    Winde gejagt werden, von der Niederung her dem Hochlande zu. 
                    Das Wolfsnetz soll hinter dem Strauchzaun, der die frei weidenden 
                    Pferde von den Aeckern trennt, neben der "General siegte" 
                    aufgestellt werden. Die Treiber duerfen nicht saeumen, doch 
                    mit aller noetigen  
                  *) Einen Faden lange Pfaehle, die zum Aufstellen 
                    des Wolfnetzes dienten 
                   
                   
                   
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