Willi Vogt. Mennonitische Ahnenforschung

 

Buch: Mennonitisches Jahrbuch 1911-12. H. Dirks. 1913. Halbstadt
Artikel: Zur Jahrhundertfeier der Kolonie Neu-Osterwick, jetzt Pawlowka. Nach D. H. Rempel, Pawlowka
 
   
 
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ner, Klassen, Schulz Rempel, Neudorf, Winter, Sawatzky, Doerksen. Harms u. s. w. Sie kamen nach Moeglichkeit den Noeten der Schule entgegen, Wiederholt wurde die innere Einrichtung umgebaut, um sie moeglichst zweckmaessig zu gestalten. Was die Gagezahlungen anbelangte, war man nie knausrig; eine Zeitlang hatten wir sogar eine dreiklassige Schule, wozu der leitende Lehrer als drittes Klassenziinmer eine seiner drei Wohnstuben abtrat, - und dabei noch beide Gehilfen bei sich in Logis hatte, kurz es waar schon damals ein rechtes Schulleben dort, wie muss es erst heute sein!
Noch eines Uebels moechte ich erwaehnen, das dank der kraeftigen Unterstuetznng seitens der zahlreichen Schulfreunde wenigstens teilweise beseitigt werden konnte. Sobald die Saatzeit begann, verliessen somehr alle Knaben der Oberabteilungen die Schule, um auf dem Felde zu helfen, und die Maedchen mussten gleichfalls der in Haus und Gemuese-garten auch mehr als sonst beschaeftigten Mutter helfend zur Hand geben. Wenn dann die drei Wochen der Fruehjahrsarbeiten um waeren, lohnte es sich nach der Meinung der Eltern schon nicht, die Kinder nochmals in die Schule zu schicken, und so blieben sie dann schon bis zum Beginne des naechsten Schuljahres daheim. Natuerlich gab das arg lange Ferien, in denen wieder verstreut wurde, was man in den Wintermonaten gesammelt hatte. Doch, es wurde besser. Nicht nur, dass einzelne besonders einsichtsvolle Vaeter ihre Kinder ueberhaupt nicht mehr in der Saatzeit zu Hause hielten, schickten doch mindestens alle dieselben sofort nach Beendigung der Feldarbeiten wieder in den Unterricht, der dann in vollem Bestaende Ende Mai abgeschlossen werden konnte,
Jetzt wird's auch in diesem Stuecke dort noch vollkommener geworden sein!
Nehmen wir den Faden unseres Berichterstatters wieder auf, so erzaehlt derselbe weiter: Es wurde seit ca. 35 Jahren nach neuen Methoden unterrichtet, die russischc Sprache als obligatorischer Gegenstand eingefuehrt, die noetigen Lehrbuecher fuer beide Sprachen und fuer die Realien angeschafft, sogar eine Fortbildungsklasse angehaengt, Absolventen jener Klasse fungierten spaeter als Lehrer, Dorfschreiber und einer bekleidet den Posten eines Buchhalters.
In letzter Zeit wurden auch die schoenen Kuenste, Musik und Gesang, in Neu-Osterwick gepflegt. Schade nur, dass der Blaeserchor, der schon recht Tuechtiges leistete und zur Verschoenerung mancher Festlichkeit sehr

         
 
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Zuletzt geaendert am 12 November 2006.