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Land zu erwerben, teils mit erspartem, teils
mit aus den Landesbanken entlehntem Gelde Grundbesitz erworben
haben. In mehr als fuenf (Gouvernements des europaeischen
Russlands trifft man nicht wenige an, die im Besitze von Hunderten
Dessaetinen sind. Sogar Gueter, welche aus einem oder mehreren
Tausenden von Dessaetinen bestehen, trifft man nicht selten
an. Selbst im asiatischen Russland entstehen in juengster
Zeit kleinere und groessere Mennonitenansiedlungen. Wo in
aller Welt sind die Mennoniten so gut situiert wie in Russland?
Annaehernd vielleicht in den Vereinigten Staaten Nordamerikas
oder in Canada, wo aber wegen Mangel an Arbeitern das Wirtschaften
viel schwerer als bei uns ist.
Wie war nun eine solche Ausbreitung der Mennoniten in Russland
moeglich? Was gab den zwei ersten Niederlassungen die Kraft,
Baeumen gleich starke Aeste zu treiben, die sich wiederum
verzweigen? Nebst dem Fleisse und der Genuegsamkeit, die man
als allgemeine Tugenden der Mennoniten bezeichnen kann, bat
der Umstand die gedeihliche Entwicklung des Mennonitenvoelkleins
ermoeglicht, das; die Gesamtheit fuer die Zukunft der Landlosen
und Armen sorgte. Die Molotschnakolonie erhielt obrigkeitliche
Erlaubnis, die letzten 11000 Dessaetinen des ihnen angewiesenen
Landes nicht zu besiedeln, sondern zu verpachten, um so eine
Moeglichkeit zu haben, von dessen Ertragen anderweitig fuer
Arme Land zu kaufen. Ungeachtet des Protestes von solchen
Landlosen, welche auch die letzten 11000 Dessaetinen verteilt
haben wollten und hoeheren Orts darum einkamen, wurde an dieser
segenbringenden Einrichtung von unserer weisen Obrigkeit nichts
geaendert. Diese Quelle zur Ansammlung von Geld zu weiterem
Landerwerb ist der sogenannte Pachtartikel, Was die Alte Kolonie
betrifft, so ist sie im Besitze eines gemeinschaftlichen Kapitals,
das sich aus den Einnahmen eines Schaefereilandes - 2295,5
Dess. - bildet und die Bestimmung hat, fuer die Armen eine
Moeglichkeit zu schaffen, auf einen gruenen Zweig zu gelangen.
So ist fuer die Arme" unter den Mennoniten und ueberhaupt
fuer die Nachkommenschaft schoen vorgesorgt, und ein dauernd
hilfloses Proletariat kann kaum entstehen, Wohl gibt es trotzdem
unter den Landlosen Arme; aber sie sind's nur so lange, bis
sie Gelegenheit haben, ans einem von der Mutterkolonie gekauften
und durchs Los ihnen zugefallenen Landstuecke anzusiedeln
(d. h. wenn sie nicht selbst an ihrer Armut schuld haben,
weil sie faul und liederlich sind). Zwar haben sie
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