Die Kolonie ist im Jahre 1805 am Kurudujuschanlee gegruendet
worden. Sie liegt in der Flussniederung auf ebener Flaeche. Die Dorfstrasse zieht
sich parallel mit dem Flusse hin, welcher 11 Werst westlich in die Molotschna
muendet. Ein Steppenfluss vereinigt sich noerdlich vom Dorfe mit dem Kurudujuschanlee
und erweitert die Niederung, welche im Winter bei eintretendem Tauwetter oder
auch im Sommer bei grossen Regenguessen ueberschwemmt wird, wie auch der Hauptfluss
sich ueber das angrenzende Land der Gemeindeschaeferei ergiesst. Vier Daemme fassen
das Wasser bis zu 6 Arschin Tiefe und beim Anschwellen desselben werden die Heuwiesen
in der Niederung auf kurze Zeit in einen Wassersee verwandelt. Am rechten Ufer
des Flusses, nordwestlich vom Dorfe ist eine Sand- und Grandgrube, die den Bewohnern
dieser und aller angrenzenden Kolonien besonders beim Haeuserbau gute Dienste
tut. Von der jetzigen Kreisstadt Berdjansk 100 Werst, von Orechow 52 Werst.
In den ersten Jahren des vierten Jahrzehnts wurde die Gehoelzplantage auf
jeder Seite des Dorfes zu einer halben Dessjatine auf den Wirt angelegt. Gegenwaertig
sind die Baeume von folgender Groesse: Pappeln bis zu 27 Arschin hoch und mit
26 Werschock Umfang, Eschen mit einer Hoehe von 16 Arschin und einem Umfang von
12 Werschock. Der Boden in der Niederung ist zum Graswuchs mittelmaessig geeignet,
die aecker bestehen auf den kleinen Bergruecken aus lehmiger Schwarzerde; wenige
Stellen sind unbrauchbarer Lehmboden.
Der Gruender dieser Ansiedlung, der
hiesige Mennonit Johann Warkentin aus Blumenort im Elbinger Werder, wo auch ein
Rosenort liegt, hat diese Kolonie zur Erinnerung an den frueheren Wohnort Rosenort
genannt.
Die hier angesiedelten 20 Familien (1855: 20 Wirtschaften, 40 Anwohnerfamilien,
insgesamt 137 Maenner, 142 Frauen; 1857: 20 Wirtschaften, 121 Maenner, auf 1300
Desj. und 8 landlose Familien, 48 Maenner) sind aus mehreren Orten aus dem Werder,
einer Insel zwischen der Weichsel und Nogat, hierher gekommen. Folgendes Verzeichnis
gibt die Namen der Ansiedler.
Peter Born
Klaas Dick
Heinrich Wiebe
Franz
Thiessen
Gerhard Fast
Johann Neufeld
Gerhard Rempel
Philipp Warkentin
Jakob
Janzen
David Boschmann
Heinrich Hamm
Peter Thiessen
Gerhard Zacharias
Isaak
Enns
Klaas Siemens
Peter Born
Jakob Wiens
Johann Klassen
Jakob
Berg
Dirk Wiebe
Die Einwanderung geschah in mehreren Partien und ohne besondere
Anfuehrer. Die namadisierenden Tataren, welche diese Steppe benutzten, mussten
zwar bei der Ankunft der Deutschen auf Anordnung der Obrigkeit die Gegend raeumen,
blieben aber gefaehrliche Nachbarn.
Ein besonders trauriges Ereignis traf die
Kolonie im Jahre 1811 in der Nacht vom 19. auf den 20. April. Der Ansiedler Jakob
Berg, welcher Gebietsbeisitzer war, fuhr mit dem Sohne des Klaas Wiens Jakob und
einem Fremden, namens Dirk Reimer in Kolonialangelegenheiten, um die Landvermessung
zu befoerdern, des Abends ueber die Steppe. Sie wurden von Tataren ueberfallen
und ermordet. Des anderen Tages fand man ihre Leichen auf der Steppe der Kolonie
Tiege. Durch die geraubten Sachen wurden die Moerder entdeckt.
In der Kolonie
befindet sich eine Ziegelei, welche den Wirten Peter Friesen und Johann Warkentin
gehoert und den Haeuserbau befoerdert.
Im Jahre 1825 den 22. Oktober wurde
die Kolonie des Besuches Sr. Majestaet Kaiser Alexander I. gewuerdigt und im Jahre
1825 des Besuches des Grossfuersten Konstantin Nikolajewitsch. Des Umweges halber
ist die Kolonie von anderen hohen Personen nicht besucht worden.
Der Seidenbau
hat sich in wenigen Jahren bedeutend erhoeht und gewaehrt den taetigen Wirten
eine Einnahme von 30 bis 60 Silberrubel. Ebenso ist der Ackerbau und die Gartenkultur
in erfreulichem Aufbluehen begriffen.
Schulz Wiens.
Beisitzer: Fast, Friesen.
Schullehrer
Bernhard Fast.
Quelle: Odessaer Zeitung. 42. Jahrgang, 1904, Nr.
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