Diese Kolonie wurde im Fruehjahr des Jahres 1824 gegruendet,
liegt am rechten Ufer des Flusses Juschanlee und ist 77 Werst von Berdjansk entfernt.
Der Plan, welcher den Ansiedlern abgemessen wurde, bildet eine laengliche, nicht
rechtwinklige Flaeche, deren weiteste Ausdehnung sich von Sued nach Nord erstreckt.
Der Boden ist hart, hat wenig schwarze Erde und eine Unterlage von gelbem Ton.
Die Wiesen sind, wenn nicht besonders guenstige Witterung eintrifft, zur Heuernte
unfaehig. Das Ackerland ist meistens eben, nur ein trockener Steppenfluss durchschneidet
es in schraeger Richtung. Durch tuechtige Verarbeitung des Landes erhaelt man
bei einigermassen guenstiger Witterung gute Getreideernten. Auch in den Gaerten
ist das Wachstum ein befriedigendes.
Der erste Schulze Gerhard Wall machte
den Vorschlag, die Kolonie nach einem Dorfe in Preussen Prangenau zu nennen, was
vom Gebietsvorsteher
Johann Klassen aus Ohrloff genehmigt wurde.
Anfaenglich
haben sich in dieser Kolonie 23 Familien niedergelassen, unter welchen 3 Freiwirte
sich befanden. (1855: 20 Wirtschaften, 41 Anwohnerfamilien, insgesamt 171 Maenner,
171 Frauen; 1857: 20 Wirtschaften, 128 Maenner, auf 1300 Desj. und 15 landlose
Familien, 61 Maenner.) Acht dieser Familien stammten aus dem Marienburgischen,
4 aus dem Tilsitschen Kreise und 11 aus der Chortitzer Kolonie.
Die Steppe
war Johann Kornies in Pacht gegeben und wurde von Tartaren als Viehweide benuetzt.
Die
Ansiedler erhielten einen Kronsvorschuss von 6515 Rbl. Banko. Ihre eigenen vom
Auslande hergebrachten Mittel betrugen mit Einschluss des Viehes und Ackergeraets
ungefaehr 2155 R. Banko.
Die guenstigen und unguenstigen Ereignisse in ihrer
Entwicklung bis zum Jahre 1848 hat diese Kolonie mit den anderen gemein.
Schulz
Peter Epp.
Beisitzer: Abraham Buehler, Gerhard Peters.
Der Verfasser dieses
Peter Epp.
Prangenau, den 27. April 1848.
Quelle: Odessaer
Zeitung. 42. Jahrgang, 1904, Nr. 220