Die Kolonie wurde im Jahre 1819 unter Aufsicht des Oberschulzen
Peter Toews bei persoenlicher Anwesenheit des Oberrichters Fadejew am Fluesschen
Kuruschan etwa 50 Werst von Orechow und 90 Werst von Berdjansk, gegruendet. Der
Name Margenau ist von einem gleichnamigen Dorf in Preussen hergeleitet, welches
ebenfalls, wie das hiesige Margenau, unweit Rueckenau liegt. Die Ansiedler waren
aus der Elbinger Niederung und der zwischen der Weichsel und Nogat gelegenen Gegend
der Gebiete Marienburg und Tiegenhof hergekommen. Sie wurden mit ihren in Lichtfelde
angesiedelten Genossen in den aelteren Molotschnaer Mennonitenkolonien freundschaftlicht
aufgenommen und ueber den Winter 1818 auf 1819 im Quartier behalten.
Die aus
vielen Anhoehen und Niederungen bestehende Steppe war vor ihrer Ankunft verpachtet
und wurde von Nogaiern als Viehweide benutzt. Sie ist fuer den Graswuchs nur mittelmaessig,
fuer den Getreidebau ziemlich gut geeignet. Die Oberflaeche ist eine mit gelbem
Lehm vermischte Erde, stellenweise auch reiner Lehm und in den Niederungen mehr
oder weniger Schwarzerde.
Die Kolonie wurden von 24 Familien (1855: 24 Wirtschaften,
68 Anwohnerfamilien, insgesamt 272 Maenner, 262 Frauen; 1857: 24 Wirtschaften,
168 Maenner auf 1560 Desj. und 24 landlose Familien, 96 Maenner) gegruendet, von
denen 16 Familien so arm aus Preussen gekommen waren, dass sie ausser einem Fuhrwerk
und einigem Hausgeraet nichts besassen. Sie erhielten einen KronsVorschuss von
180 R. 40 K. Silber auf die Familie. Die uebrigen 8 Familien waren seit 1803 zu
verschiedenen Zeiten eingewandert und hatten zum Teil schon in anderen Kolonien
Wirtschaften besessen. Sie verfuegten durchschnittlich ueber 120 R. bares Geld,
3 Pferde, einen Wagen, sowie Haus und Ackergeraet und haben keinen Vorschuss erhalten.
Die
Kolonie Margenau ist den gleichen foerdernden und hemmenden Einfluessen ausgesetzt
gewesen, wie die anderen Kolonien des Bezirks und ist durch Ackerbau, Schafzucht,
Wald- und Gartenanlagen, sowie Seidenbau zu gutem Wohlstande gelangt.
Schulz
Johann Harms.
Beisitzer Klaas Penner, Heinrich Dirksen.
Schullehrer Kornelius
Isaak.
Quelle: Odessaer Zeitung. 42. Jahrgang, 1904, Nr. 189