Die Kolonie ist im Jahre 1804 gegruendet worden. Sie
liegt am linken Ufer der Molotschna, 28 Werst von Melitopol entfernt. Der etwas
salzige Boden der Niederung ist den Baeumen und dem Grase nicht besonders zutraeglich;
das sandige Ackerland dagegen bringt bei unablaessigem Fleiss des Landmannes im
Ackern und Duengen gutes Getreide hervor.
Den Namen Muensterberg hat Oberschulz
Klaas Wiens der Kolonie gegeben, weil einige Doerfer in Preussen ebenso heissen.
Von
den 21 urspruenglich hier angesiedelten Familien stammen 5 aus dem Marienburgischen,
9 aus dem Elbingschen und 7 aus dem Tiegenhofschen Bezirke in Westpreussen. Einige
von ihnen sind mit der Partie des in Altona wohnhaften Klaas Wiens, andere mit
derjenigen des Gerhard Wiens und wieder andere mit derjenigen des Hermann Neufeld
eingewandert. Die von nogaischen Herdenbesitzern bewohnte kahle Steppe wurde ihnen
von einem Hofrat Tscholkow angewiesen.
Schon auf der Reise in der Stadt Grodno
erhielten die Einwanderer das erste Hilfsgeld von der Krone, und zu ihrer Ansiedlung
ist ihnen Nahrungs- und Vorschussgeld, wie auch Lebensmittel und Bauholz im Gesamtwerte
von etwa 12 387 Rub. 5 Kop. Banko als Vorschuss abgelassen worden. An eigenen
Mitteln besassen die meisten ausser den noetigen Fuhrwerken wohl nichts. Viehseuchen
in den Jahren 1805, 1829, 1833, 1844 und 1845, Missernten 1833 und 1834, Heuschrecken
besonders 1821 und 1823, sowie andere widrige Ereignisse haben das Emporkommen
der Kolonie zu Zeiten sehr gehindert, durch das Bemuehen der Vorgesetzten und
der Landesobrigkeit, namentlich des Wirklichen Staatsrats Kontenius, des Hauptkurators
von Insow und Fuersten Woronzow, des Begruenders der fuer die Mennonitenkolonien
so hoch bedeutsamen Handelsstadt Berdjansk, ist durch Kulturfortschritte auf allen
Gebieten der Landwirtschaft der Wohlstand bedeutend gefoerdert worden.
Schulz
Johann Duck
Beisitzer Kornelius Toews, Joh. Braun
Schullehrer Peter Isaak
Quelle:
Odessaer Zeitung. 42. Jahrgang, 1904, Nr. 185