Willi Vogt. Mennonitische Ahnenforschung



Gemeindebericht 1848, das Molotschnaer Mennonitengebiet

 

Gemeindebericht 1848, Mennonitenkolonien.

43. Landskrone

Am wasserlosen Fluesschen Behemtschekrak, 85 Werst nordwestwaerts von Berdjansk liegt die Kolonie Landskrone, welche aus 40 Wirtschaften (1855: 40 Wirtschaften, 47 Anwohnerfamilien, insgesamt 258 Maenner, 269 Frauen, 1857: 49 Wirtschaften, 193 Maenner, auf 2600 Desj. und 3 landlose Familien, 7 Maenner.) mit je 65 Desj. Land besteht. Ihre Gruendung fand im Jahre 1839 mit 26 Familien statt, welche zufolge Aufforderung des Molotschnaer Mennonitengebietsamtes sich aus verschiedenen Kolonien des Bezirks gemeldet hatten. Da die Niederung, in welcher das Dorf angelegt werden sollte, von geringen Umfang war, so wurden zwei von West nach Ost parallel laufende Strassen in einer Entfernung von 220 Faden abgepfluegt, an denen die Haeuser beider Reihen so gebaut wurden, dass sie mit ihren hinteren Enden sich zugekehrt standen, wodurch nicht nur die Lage der Gaerten eine viel bessere wurde, sondern auch die Haeuser sicher zu stehen kamen. Neunzehn Haeuser an der suedlichen oder Hauptstrasse wurden gleich im Gruendungsjahr von gebrannten Ziegeln nach Regel und Plan gebaut. Sieben Familien bauten an der noerdlichen Strasse von weissen Ziegeln. Im folgenden Jahr 1840 siedelten wieder 11 Familien, gleichfalls aus den anderen Kolonien sich sammelnd, hinzu und bauten, mit Ausnahme eines einzigen, and er noerdlichen Seite. Endlich im Jahre 1842 kamen die letzten drei hinzu. Ein besonders schoenes Aussehen hat diese Kolonie dadurch bekommen, dass alle Ansiedler plan- und regelmaessig und mit Ausnahme von 7, ihr Wohngebaeude aus gebrannten Ziegeln auffuehrten. Die Russen nennen bis heute noch diese Kolonie das rote Dorf (krasnyj nomer). Das unebene Land besteht aus einer 1 Fuss dicken Schwarzerdschicht auf rotgelber, tonartiger Unterlage. In den Jahren 1846 und 1847 hat die Kolonie eine 20fache Ernte gehabt bei einem Preis von 25 R. Banko pro Tscht. Die bedeutenden Schulden sind jetzt nicht nur bezahlt, sondern es sind auch die Wirtschaften vervollkommnet. Die 55 bis 65 Fuss tiefen Brunnen enthalten ein ausgezeichnetes Wasser.
In den ersten Jahren des Bestehens dieser Kolonie richtete das Fluesschen im Fruehjahr betraechtlichen Schaden an, indem es sich in Schlangenwendungen zwischen den Haeusern fortschlaengelte. Diesem vorzubeugen wurde im Fruehjahr 1844 ein 70 Faden langer und 10 Faden breiter Kanal in der Mitte der Haeuserreihen in schnurgerader Linie gezogen und das Fluesschen an Stellen mit Erde verschuettet, um das Land ebener und zur Anpflanzung der Baeume tauglicher zu machen.
Einen prachtvollen Anblick wird Landeskrone etwa in 15 Jahren darbieten, wenn der Herr fernerhin gedeihliche Zeiten gibt. Die Gaerten zwischen den Haeuserreihen werden voll gepflanzt und im besten Wachstum sein, waehrend Riesenpappeln an den Ufern des Kanals in die Luft ragen werden. Diesem Zeitpunkt duerfen wir umso mehr mit freudiger Hoffnung entgegensehen, als die jetzigen Einsassen dieser Kolonie tatkraeftige und nach der Verbesserung strebende Maenner sind. Die Zahl der bis jetzt angepflanzten verschiedenen Obstbaeume ist 5500 Stueck.
Vor der Ansiedlung war die Steppe Pachtgut des Einsassen der Kolonie Schoensee Heinrich Janzen, der aber nur ein Unterpaechter des Johann Kornies war. Kronsvorschuss haben die Ansiedler nicht erhalten. Ihr hergebrachtes Vermoegen mag sich auf 6000 R. Silber belaufen haben.
Der Ursprung der Benennung dieser Kolonie ist uns nicht bekannt gemacht worden. Der verstorbene Vorsitzer Johann Kornies teilte uns den Namen ohne besondere Erklaerung mit.

Schulz: Kornelius Enns
Beisitzer: Gerhard Peters, Kornelius Penner
Verfasser Johann Kroeker
Landskrone, den 4. Mai 1848.


Quelle: Odessaer Zeitung. 42. Jahrgang, 1904, Nr. 231




Zuletzt geaendert am 1 Mai 2008