Die
in dieser Kolonie urspruenglich angesiedelten 15 Familien langten in einer
gemeinschaftlichen Partie mit den Ansiedlern der Kolonie Schoenwiese im Jahre
1794 ohne Anfuehrer aus dem Regierungsbezirk Marienwerder hier an. Sie fanden
neben ihrem Ansiedlungsplatze zwei nicht unbedeutende der hohen Krone zugehoerige
Gebaeude, in welchen saemtlichen 15 Familien bis zur Erbauung eigener
Haeuser Obdach eingeraeumt wurde. Die Haeuser wurden im Jahr 1797
angelegt; die Krone hatte dazu jeder Familie 120 Stueck Bauholz verliehen.
Die
Kolonie wurde in der Niederung Kilschin in ziemlich gerader Richtung zwischen
der Gouvernementsstadt Jekaterinoslaw und der Kreisstadt Nowomoskowsk von ersterer
15 und von letzterer 12 Werst entfernt, hart am Fluesschen Kiltschin,
das in suedoestlicher Richtung die Laendereien dieser Kolonie durchfliessend,
sich in den Samarafluss ergiesst, da wo in frueherer Zeit eine Kronsgartenanlage
bestanden, wovon damals aber nur noch verkrueppelte Kirschbaeume zeugten,
angelegt. Diese Spuren einer Gartenanlage veranlasste[n] die Ansiedler dieser
Kolonie, sie mit dem Namen Kronsgarten zu belegen.
Der Boden auf der Hoehe,
wo sich das Acker- und Weideland befindet, ist bis 2 Fuss tief mit schwarzer
Erde bedeckt und enthaelt eine Unterlage von gelblichem Lehm. Er ist fuer
alle Getreidearten und Obstkulturen gut geeignet.
Die Niederung, welche oestlich
von dem Samarafluss begrenzt wird und eine Naturwaldung von 578 wilden Birnbaeumen,
2837 Ruestern, 15447 Eichen und 688 Pappeln enthaelt, hat sandigen Boden
und bietet an freien Stellen ergiebige Heuschlaege.
Da aber diese Laendereien
nicht mehr als 780 Dess. enthielten, so war nur Land fuer 12 Familien vorhanden,
65 Dess. auf die Familie gerechnet. Die fehlenden 195 Dess. wurden deshalb neben
den Laendereien der Kolonie Rybalsk auf der entgegengesetzten Seite des Samaraflusses
zugeteilt, und zwar so, dass das noerdliche Ende von dem erwaehnten
Fluss begrenzt wird. Dieses Stueck Land ist ungefaehr 8 Werst suedoestlich
von der Kolonie Kronsgarten entfernt und seiner grossen Entfernung und hohen
bergigen Lage wegen zur Bewirtschaftung ungeeignet, wesshalb man im Jahre
1846 daselbst eine gemeinschaftliche Schaeferei angelegt hat.
Da die Einwanderer
unbemittelte Leute waren und sie auf der 14woechentlichen Herreise ihre Gelder
ziemlich verzehrt hatten, so bestanden ihre hergebrachten Mittel sozusagen nur
in Fuhrwerken. Sie erhielten aber von der hohen Krone 500 Rub. banko auf die Familie
und Reisezehrgeld 75 Rub. banko auf jede Seele, ausserdem zu einer gemeinschaftlichen
Windmuehle 800 Rub. banko.
Die Kolonie hatte bei ihrer niederen Lage durch
die Ueberschwemmungen des Dnjeprflusses in jedem Fruehjahr mehr oder weniger
zu leiden. Im Jahre 1820 namentlich standen fast alle Gebaeude unter Wasser
und wurden zum Teil stark beschaedigt; auch gingen alle Gartengewaechse
verloren. Im Jahr 1845 war die Ueberschwemmung noch bedeutender, viele Ackerfelder
wurden unter Wasser gesetzt, die Gartenfruechte gingen alle verloren, die
Obstbaeume verdorrten noch im gleichen Jahr oder spaeter, so dass
der Schade an Feldfruechten, Baeumen, Umzaeunungen und Gebaeuden
sich auf 2115 Rub. 25 Kop. Silber belief. Da entschlossen sich die Ansiedler mit
Genehmigung der hohen Obrigkeit in den Jahren 1847 und 1848 ihre ohnehin schon
mehrenteils baufaelligen Gebaeude eine Werst oestlich an einen hoeheren,
den Ueberschwemmungen nicht ausgesetzten Platz zu verlegen.
Bereits haben
sich am neuen Ort im verflossenen Jahr 1847 neun Wirte angesiedelt und mit Ausnahme
eines von Holz aufgefuehrten Hauses alle Wohnungen von gebrannten Ziegeln
55 Fuss lang und 32 Fuss breit gebaut. Die uebrigen 6 Wirte sind
in voller Taetigkeit, ein gleiches zu bewerkstelligen. Das 1835 von gebrannten
Ziegeln unter einem Dach erbaute Bet- und Schulhaus soll auch noch in diesem Jahr
auf den neuen Bauplatz uebertragen werden.
Durch die im Jahr 1809 der hiesigen
Gemeinde von der hohen Krone geschenkten 2 spanischen Zuchtboecke und 8 Zuchtmuetter
ist die veredelte Schafzucht eingefuehrt worden, welche im Verein mit dem
im letzten Jahrzehnt zu hohem Preise gestiegenen hier angebauten Weizen den Wohlstand
der Gemeinde begruendet hat. Die Gemeinde Kronsgarten wurde erst im Jahr 1843
unter Verwaltung des Chortizer Gebietsamtes gestellt.
Kronsgarten, den 6. Mai
1848.
Dorfschulz Pleneris.
Beisitzer Klaassen. Klaassen.
Dorfschullehrer
Johann Wieler.
Quelle: "Die Gemeineberichte von 1848
der deutschen Siedlungen am Schwarzen Meer". M. Woltner 1941 Leipzig S. 27-28