Auf
Anordnung Sr. Exzelenz des Herrn Hauptkurators der Kolonisten Suedrusslands infolge
Bittschrift der Chortitzer Mennonitenaeltesten wurde laut Allerhoechstem Ukase
vom 30. Maerz 1833 zur Ansiedlung der sich mehrenden und an Landmangel leidenden
Chortitzer Mennoniten das im Alexandrowschen Kreise des Jekaterinoslawschen Gouvernements
gelegene 9540 Dessjatinen enthaltende und an das Mariupoler Kolonistengebiet angrenzende
Grundstueck bestimmt, welches von dem zur Ansiedlung der Juden bestimmt gewesene
Land uebrig geblieben war, worauf dann auch im Jahre 1936 zur Ansiedlung der Kolonie
geschritten und im gleichen Jahr 29 Wohnhaeuser aufgebaut wurden, wozu aber noch
3 Wirte und einige Kleinhaeusler anbauten, so dass die Dorfschaft gegenwaertig
aus 32 Landwirten und 14 Kleinhaeuslerfamilien besteht.
Die Benennung der Kolonie
Bergtal wurde vom Chortitzer Oberschulzen Bartsch vorgeschlagen, von den Ansiedlern
angenommen und von der hoeheren Behoerde bestaetigt. Sie sollte ihre oertliche
Lage bezeichnen.
Die Kolonie liegt 180 Werst von der Kreisstadt Alexandrowsk
und 23 Werst von Mariupol entfernt an einem kleinen Bache, welcher von den angrenzenden
Russen und Griechen Badny genannt wird.
Der Erdboden ist muerbe und grandig
und trocknet bei eintretender Hitze bald aus. Der bedeutendste Teil des Futtergrases
auf der Wiesensteppe ist der gelbe oder Steinklee, welcher bei trockener Witterung
klein bleibt und nicht blueht.
Um die Laendereien, Feuerstellen, Gaerten und
Strassen zweckentsprechend und regelmaessig einzuteilen, wurden die drei hiesigen
Wirte Wilhelm Rempel, Jakob Martens und Johann Wiebe als Deputierte gewaehlt,
die so lange dieses Geschaeft verwalteten, bis nach geschehener Ansiedlung der
uebrigen 3 Kolonien dieses Bezirks ein gemeinsames Gebietsamt bestaetigt wurde.
Ausser
einem kleinen Chutor, den die Bauern des Grafen Tolstoi hier besassen, wurde auf
dem ganzen Grundstueck keine Wohnung gefunden, und die Ansiedler waren genoetigt,
sich so gleich nach ihrer Ankunft auf diesem Platze vorerst Buden, Zelte oder
Erdhuetten zu errichten, um ihre besseren Effekten vor Naesse zu schaetzen, bis
erst nach 2-3 Monaten die Wohnhaeuser fertig waren.
Da die meisten der Uebersiedler
nur unbemittelte Familien waren, so wurden ihnen zur Ueberfuehrung ihrer Sachen
und ihres Eigentums aus dem Chortitzer Bezirke fuer jede Familie 5 Fuhren auf
Rechnung der Reihendienste abgelassen. Einige dieser Ansiedler gerieten beim Aufbau
ihrer Haeuser und spaeter durch ein paar Missernten in tiefe Schulden, gegenwaertig
aber haben sie solche, nachdem sie seit einigen Jahren fuer Getreide und andere
Erzeugnisse eine gute Einnahme gehabt, wieder fast ganz getilgt, ausser 2 Wirten
auch alle schon gute Staelle und Scheunen meistenteils aus eigenen Mitteln erbaut.
Die
groesste Einnahme, welche die Landwirtschaft in dieser Gegend eingebracht, war
die Weizen- und Leinsamenernte, da diese Getreidearten gut gedeihen und in der
nicht weit von hier entfernten Hafenstadt Mariupol stets fuer sehr gute Preise
abzusetzen waren. So tut es dem fleissigen Landmann nicht mehr leid, dass er die
Beschwerde der Uebersiedlung sozusagen ohne Vermoegen gewagt hat.
Gebe der
Herr und nur seinen Frieden und erhalte er uns unseren Allergnaedigsten Kaiser
und die ueber uns zum Schutze bestehende Kolonial-Verwaltung, so lebt hier ein
Voelkchen, das sich seines Daseins freut.
Dorfschulz: Penner
Beisitzer: Falk,
Funk.
Schullehrer: Heinrich Wiens.
Bergtal, den 1. Mai 1848.
Quelle:
"Unterhaltungsblatt fuer deutsche Ansiedler im suedlichen Russland."
1852 Nr. 9-11