Willi Vogt. Mennonitische Ahnenforschung



Gemeindebericht 1848, das Molotschnaer Mennonitengebiet

 

Gemeindebericht 1848, Mennonitenkolonien.

21. Blumenort

Die Kolonie wurde 1805 gegruendet am Steppenfluss Kurudjuschan, 53 Werst von Orechow und 100 Werst von Berdjansk entfernt. Der Ackerboden dieser Kolonie ist ziemlich gut, die Weidesteppe zum Teil infolge starker Benutzung sehr mittelmaessig. Die Heuschlaege sind durch Schuettung einiger Daemme im Kurudjuschan und Juschanlee behufs ueberschwemmung derselben teilweise verbessert worden. Der hiesige Steppenboden ist stark mit Lehm vermischt; wenige Stellen enthalten ungemischten Lehm. Feldsteine zum Aufbauen der Haeuser muessen in einer Entfernung von 23 Werst am Fluesschen Juschanlee geholt werden. Ihren Namen hat der Kolonie der Ansiedler Johann Warkentin nach dem Ortsnamen seiner Geburt im preussischen Elbingerwerder gegeben. Die urspruengliche Niederlassung des Dorfes Blumenort bestand aus 20 Familien (1855: 20 Wirtschaften, 48 Anwohnerfamilien, insgesamt 135 Maenner, 145 Frauen; 1857: 20 Wirtschaften, 124 Maenner, auf 1300 Desj. und 16 landlose Familien, 48 Maenner) mit 42 maennlichen und 53 weiblichen Seelen, welche in kleinen Transporten ohne Anfuehrer ins Land gekommen waren. Klaas Wiens aus Altona war ihr Leiter bei der Ansiedlung und stand als Oberschulz unter der Oberaufsicht des Vormundschaftskontors in Jekaterinoslaw.
Das Land war von nogaischen Viehherdenbesitzern besetzt, welche den Ansiedlungsort wohl raeumten, aber doch Nachbarn blieben und als solche es meist nur mit ihren Pferden zu tun hatten, indem sie die alten unbrauchbaren zum Schlachten kauften und die besten stahlen.
Als die Ansiedler an der Grenze Russlands in Grodno ankamen, erhielten sie von der Krone auf die Seele 10 Rbl. Reisegeld und 50 Rbl. fuer jede Familie zu Pferd und Wagen, nach beendigter Reise 8 Kop. taegliches Nahrungsgeld auf die Seele, 25 Rbl. zu Ackergeraet, 100 Rbl. zu Vieh und haeuslicher Einrichtung, 15 Rbl. zur Fruehlingsaussaat, 5 Rbl. zur Herbstaussaat und eine Quantitaet Bauholz im Wert von etwa 159 Rbl. 34 K. An mitgebrachtem Vermoegen war nicht mehr als im ganzen 1000 Thaler Preussisch vorhanden, woran aber die meisten keinen Anteil hatten, so dass sie ihren jetzigen Wohlstand allein der hohen Krone verdanken. Folgendes Verzeichnis gibt die Namen der Einwanderer:

Heinr. WiebeJak. Driedger
Jul. EnsGer. Wiens
Joh. WarkentinP. Wahl
Kor. Woelke Hein. Wiens
Jak. Rogalski Joh. Driedger
P. Brant P. Zacharias
Jak. BargAb. Kornelsen
Hein. PennerJoh. Warkentin
Is. ToewsBern. Friesen
Ger. Grossen Hein. Rogalski

Die guenstigen und unguenstigen Verhaeltnisse dieser Kolonie sind im Verlauf ihrer Geschichte bis 1848 die gleichen gewesen, wie in den anderen Kolonien, ebenso die hohen und Allerhoechsten Besuche.
Den 11. November 1808 ist der noch lebende Gerhard Grossen abgebrannt und Ende Februar 1821 ist das Schulhaus ein Raub der Flammen geworden.
Besonders dankbar wird des seligen Kontenius gedacht, der am 30. Mai 1830 im 81. Jahr seines Lebens in Jekaterinoslaw gestorben und auf dem Gottesacker der deutschen Kolonie Josefstal beerdigt. Dort ist ihm auch ein Denkmal gesetzt
worden. Dank ihm und Ruhe seiner Asche.

Schulz, Reimer.
Beisitzer, Dilleskij, Toews.
Verfasser Schullehrer Heinrich Warkentin
Blumenort, den 1. Mai 1828.


Quelle: Odessaer Zeitung. 42. Jahrgang, 1904, Nr. 196




Zuletzt geaendert am 1 Mai 2008