Die Kolonie wurde 1805 gegruendet am Steppenfluss Kurudjuschan,
53 Werst von Orechow und 100 Werst von Berdjansk entfernt. Der Ackerboden dieser
Kolonie ist ziemlich gut, die Weidesteppe zum Teil infolge starker Benutzung sehr
mittelmaessig. Die Heuschlaege sind durch Schuettung einiger Daemme im Kurudjuschan
und Juschanlee behufs ueberschwemmung derselben teilweise verbessert worden. Der
hiesige Steppenboden ist stark mit Lehm vermischt; wenige Stellen enthalten ungemischten
Lehm. Feldsteine zum Aufbauen der Haeuser muessen in einer Entfernung von 23 Werst
am Fluesschen Juschanlee geholt werden. Ihren Namen hat der Kolonie der Ansiedler
Johann Warkentin nach dem Ortsnamen seiner Geburt im preussischen Elbingerwerder
gegeben. Die urspruengliche Niederlassung des Dorfes Blumenort bestand aus 20
Familien (1855: 20 Wirtschaften, 48 Anwohnerfamilien, insgesamt 135 Maenner, 145
Frauen; 1857: 20 Wirtschaften, 124 Maenner, auf 1300 Desj. und 16 landlose Familien,
48 Maenner) mit 42 maennlichen und 53 weiblichen Seelen, welche in kleinen Transporten
ohne Anfuehrer ins Land gekommen waren. Klaas Wiens aus Altona war ihr Leiter
bei der Ansiedlung und stand als Oberschulz unter der Oberaufsicht des Vormundschaftskontors
in Jekaterinoslaw.
Das Land war von nogaischen Viehherdenbesitzern besetzt,
welche den Ansiedlungsort wohl raeumten, aber doch Nachbarn blieben und als solche
es meist nur mit ihren Pferden zu tun hatten, indem sie die alten unbrauchbaren
zum Schlachten kauften und die besten stahlen.
Als die Ansiedler an der Grenze
Russlands in Grodno ankamen, erhielten sie von der Krone auf die Seele 10 Rbl.
Reisegeld und 50 Rbl. fuer jede Familie zu Pferd und Wagen, nach beendigter Reise
8 Kop. taegliches Nahrungsgeld auf die Seele, 25 Rbl. zu Ackergeraet, 100 Rbl.
zu Vieh und haeuslicher Einrichtung, 15 Rbl. zur Fruehlingsaussaat, 5 Rbl. zur
Herbstaussaat und eine Quantitaet Bauholz im Wert von etwa 159 Rbl. 34 K. An mitgebrachtem
Vermoegen war nicht mehr als im ganzen 1000 Thaler Preussisch vorhanden, woran
aber die meisten keinen Anteil hatten, so dass sie ihren jetzigen Wohlstand allein
der hohen Krone verdanken. Folgendes Verzeichnis gibt die Namen der Einwanderer:
Heinr. Wiebe | Jak. Driedger |
Jul. Ens | Ger. Wiens |
Joh. Warkentin | P. Wahl |
Kor. Woelke | Hein. Wiens |
Jak. Rogalski | Joh. Driedger |
P. Brant | P. Zacharias |
Jak. Barg | Ab. Kornelsen |
Hein. Penner | Joh. Warkentin |
Is. Toews | Bern. Friesen |
Ger. Grossen | Hein. Rogalski |
Die guenstigen und unguenstigen
Verhaeltnisse dieser Kolonie sind im Verlauf ihrer Geschichte bis 1848 die gleichen
gewesen, wie in den anderen Kolonien, ebenso die hohen und Allerhoechsten Besuche.
Den
11. November 1808 ist der noch lebende Gerhard Grossen abgebrannt und Ende Februar
1821 ist das Schulhaus ein Raub der Flammen geworden.
Besonders dankbar wird
des seligen Kontenius gedacht, der am 30. Mai 1830 im 81. Jahr seines Lebens in
Jekaterinoslaw gestorben und auf dem Gottesacker der deutschen Kolonie Josefstal
beerdigt. Dort ist ihm auch ein Denkmal gesetzt
worden. Dank ihm und Ruhe seiner
Asche.
Schulz, Reimer.
Beisitzer, Dilleskij, Toews.
Verfasser Schullehrer
Heinrich Warkentin
Blumenort, den 1. Mai 1828.
Quelle: Odessaer
Zeitung. 42. Jahrgang, 1904, Nr. 196