Kronstal (Dolinsk), Chortitza Kolonie. Kurze Beschreibung

  Kronstal wurde im Jahre 1809 gegruendet und zaehlte nach der Liste von 1814 insgesamt 18 Familien und 98 Seelen. Diese Familien kamen aus den Doerfern Kronsweide und Rosenthal, daher auch der Name Krons-thal. Unter der ersten siedelte auch Jacob Niebuhr (Neubauer), von Kronsweide, wo er eine Windmuehle und eine Baeckerei betrieben hatte, nach dem neuentstandenen Kronstal ueber, wo er eine Wirtschaft gekauft hatte. Er war der Grossvater , der seinerzeit der groesste mennonitische Muehlenbesitzer Russlands wurde.
   
 
Dorfschule
  Die einklassige Dorfschule stand ungefaehr in der Mitte des Dorfes. Folgende Lehrer haben an der Schule gearbeitet: 1. Wilhelm Rempel. Er wanderte in den 1890-er Jahren nach Canada aus. War da etliche Jahre Lehrer und wurde dann in einem kleinen Staedtchen Saskatchewans Postmeister. 2. Abram Penner 1861-1920 (#467620)
er war auch Prediger. Er hat eine Reihe von Jahren an der Schule unterrichtet; ging dann nach Nikopol, wo er Mitinhaber der sogenannten Gesellschaftsmuehle wurde. 3. Jacob H. Rempel; er stammte aus Michaelsburg, Fuerstenland. Er blieb nur ein oder zwei Jahre in Kronstal und wurde dann Kassierer bei der Firma "Lepp & Wallmann" in Schoenwiese bei Alexandrowsk. 4. David Martens von Neuenburg. 5. Jacob Quiring, Warwarowka, Nikolaipoler Ansiedlung. 6. Frl. Helena Klassen, Neu-Rosengart. 7. Heinrich (?) Dyck, Nikolaipol. 8. Johann Unger. 9. Johann J. Klassen, Osterwick. Er hatte eine Reihe von Jahren in einem der Doerfer der Orenburger Ansiedelung unterrichtet und kam dann nach Kronstal.
     
Gemeindewesen
    Kronstal gehoerte zum Osterwick Kirchspiel, und hatte mit Osterwick eine Kirche. Sie stand am oestlichen Ende Osterwicks, an der Grenze der beiden Doerfer.
     
   
Bruedergemeinde
    Die Bruedergemeinde war in Kronstal stark vertreten, aber auch in Osterwick gab es eine Anzahl Glieder dieser Gemeinde. Das Versammlungshaus stand in Kronstal. Wann es errichtet wurde ist unbekannt. In Kronstal und Osterwick duerfte die Bruedergemeinde um die Jahrhundert wende Fuss gefasst haben. Einer der Gruender war Jacob J. Dyck aus Osterwick. Er und seine Frau liessen sich in der Molotschna taufen. Dyck war Prediger und duerfte als der erste Leiter der Bruedergemeinde in Kronstal angesehen werden. Als er spaeter nach Nikopol verzog, wo auch er Mitinhaber der schon erwaehnten Gesellschaftsmuehle war, uebernahm Kornelius Pauls, Kronstal, die Leitung; er starb 1919-20 an Typhus. Sein Nachfolger wurde Peter Braun aus Osterwick, der 1923 nach Canada auswanderte. Ein einflussreicher Bruder in der Gemeinde war Peter Froese aus Osterwick; auch dieser ging 1923 nach Canada.
Die Kooperation zwischen den Kirchlichen und der M.B. liess in jenen Tagen so manches zu wuenschen uebrig.
     
   
Industrie
    Am oestlichen Ende des Dorfes stand die Faerberei des Jacob Elias, die um die Jahrhundertwende entstanden sein koennte. Es war ein kleiner, unansehnlicher Bau, der auf dem Hinterhof stand. Spaeter wurde das Unternehmen vergroessert. Ein langgestreckter Bau entstand an der Strassenseite des Hofes. Ausser der Faerberei wurde auch eine Tischlerei eingerichtet. Als Antrieb fuer die Maschinen diente schon nicht ein Rosswerk, sondern ein Naphtamotor. Gesundheitshalber musste Elias das Geschaeft aufgeben. Es war im Jahre 1908, als Elias das Werk an Wilhelm Dyck verkaufte. Jacob Elias war auch eine Reihe von Jahren Vorsaenger in der Kirche von Osterwick.
    Wilhelm Dyck, betrieb ein Geschaeft, welches Arbeitswagen, Federwagen, Schlitten, Putzmuehlen, Moebel u.a. fabrizierte. Im Sommer arbeiteten in diesem Unternehmen bis zu 30 angestellter Arbeiter. Waehrend des ersten Weltkrieges wurden die meisten Arbeiter zum Militaer einberufen, und das Geschaeft konnte nicht weiter bestehen. Nun wurde ein Muehlstein eingestellt. Die Muehle arbeitete laengere Zeit Tag und Nacht. Dann war kein Naphta (Erdoel) mehr erhaeltlich, und so fand auch dieses Geschaeft seinen Abschluss.
     
   
Landwirtschaft und Kleinindustrie
   

Die Landwirtschaft prosperierte. Gedroschen wurde mit Pferdekraft, ausser Johann Martens (seinerzeit Oberschulze der Chortizer Wolost) und Peter Janzen, die einen Motor besassen.
Die Kleinindustrie war in Kronstal nur schwach vertreten. Da war eine Windmuehle - Besitzer, der schon erwaehnte Peter Janzen. Spaeter erweiterte er sein Geschaeft dahin, dass er einen Muehlstein einstellte, der von einem Oelmotor betrieben wurde. Seinerzeit gab es auch eine Stellmacherei und Tischlerei, die von Peter P. Dyck, auf der Ecke, betrieben wurde. Laut Ueberlieferung hat er in seinen jungen Jahren Tretmuehlen gebaut. Er soll solche in den Doerfern der Molotschna-Kolonie und auf den Guetern des Grossgrundbesitzers Falz-Fein errichtet haben. Peter P. Dyck, wie auch sein Vater, Gross­und Urgrossvater vor ihm, waren Tischler, Stellmacher und Baumeister; alle hiessen sie Peter mit Vornamen.
In der Werkstatt des Peter P. Dyck gab es eine Hobel (Rieht) - maschine, eine Bandsaege, Drechselbank und Lochmaschine; diese wurden mit dem Pferdegang (Rosswerk) in Betrieb gesetzt. Nachdem Vater Dyck gestorben und sein unverheirateter Sohn, Abram, verkrueppelte und seine letzten Jahre im Rollstuhl zubringen musste, wurde das Unternehmen ausser Betrieb gesetzt.

    In den "Vermoegensteuerlisten des Forsteidienstes 1908" sind fuer Kronstal folgende Unternehmen angegeben.
   
Name des Geschaeftsinhabers
Benennung des Geschaefts
Wert des Geschaeftes in Rubeln
Wohnort des Geschaeftsinhabers
Ort des Geschaeftes
Grandma
           
Jakob Niebur Maschinenfabrik 15.000 Kronsthal Olgafeld #111037
Jakob Elias Motormuehle 3.000 Kronsthal   #neu
Peter Janzen Windmuehle 1.800 Kronsthal   #340831
Peter Dick Wagenbauwerkstatt 1.500 Kronsthal   #151863
Wilhelm Janzen Windmuehle 1.300 Kronsthal    
Jakob Klaassen Wagenbauwerkstatt 1.000 Kronsthal    
W. M. Janzen Windmuehle 800 Kronsthal N.-Kapitanowka  
Jakob Elias Faerberei 750 Kronsthal   #neu
Korn. Dick Ziegelei 400 Kronsthal Bratjin-Dar  
     
    Die Spalte "Wohnort des Geschaeftsinhabers" ist hier irrefuehrend, es ist in Wirklichkeit der Ort wo man fuer dieses Unternehmen die Steuer zahlte. Wir wiessen mit Sicherheit dass Jakob Niebur Besitzer der Maschinenfabrik in Olgafeld 1908 nicht in Kronstal wohnte. So haben wir auch noch die Windmuehle von W. M. Janzen in Nowo-Kapitanowka und die Ziegelej von Kornelius Dyck in Bratin-Dar diese wohnten 1908 wahrscheinlich nicht mehr in Kronstal aber kommen oder stammen von da.
     
   
Verschiedenes
    Die Bande unter Leitung von Machno hat hat auch einige Einwohner aus Kronstal auf seinem gewiessen. Jacob Paetkau, welcher Leiter des Selbstschutzes gewesen war, musste dieses mit qualvollem Tode bezahlen. Peter Penner und ein Juengling mit Namen Enns sind spurlos verschwunden. Heinrich, vielleicht auch Franz Banmann, nimmt man an, sind von den Machnowzen erschossen worden.
Die "Hauptstrasse" Kronstals (der aermste Winkel des Dorfes) wurde Petersburg genannt. Zur Zeit der Auswanderung (1923) bestand das Dorf aus 64 Hofstellen, wovon 21 Bauernhoefe und 43 Anwohnerstellen waren. Viele der Anwohner arbeiteten in den Fabriken in Osterwick; etliche in der Werkstatt des Wilhelm Dyck; andere wieder waren Zimmerleute. Mit dem Kleinbauerntum war in Kronstal nicht viel was los; nur wenige von ihnen beschaeftigten sich mit Ackerbau.
     
     
   
Quellen:
1. Osterwick 1812-1943. J. Neudorf, H. Neudorf, D. Rempel. 1973. Clearbook. B.C.
      2. Diese Steine, die Russlandmennoniten. A. Reger, D. Plett. 2001. Manitoba.
      3. Bericht der Chortitzer Wolostverwaltung ueber das Vermoegen der Handel- und Gewerbetreibenden im Jahre 1908
    4. Damit es nicht vergessen werde. G. Lorenz, 1974. Winnipeg
    5. Als ihre Zeit erfuellt war. Walter Quiring, Helen Bartel, 1963. Canada
Zuletzt geaendert
 
am 23 August 2009