Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 22. August 1923, Seiten 7-8. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau).
Auszug aus einem Privatbriefe des Geschäftsführers des Luxemburgskaya Hilfskomitee der A. M. R., Peter Wittenberg an Cornelius F. Klassen vom 30. Juni 1923.
....., den es liegt in beideseitigem Interesse, und wieviel mehr im Interesse aller unserer Luxemburger Mitbürger, wenn wir gegegseitig auf dem Laufendem bleiben, und will ich versuchen, Ihnen wiederum ein kleines Bild über die gegegwärtige Lage unserer Luxemburger Wolost vor Augen zu führen. Die Aussichten auf eine gute Ernte konnten hier nicht besser sein, als wie sie waren. Ich sage "waren", denn die Hoffnung auf eine gute Ernte ist gänzlich geschwunden. Eine Pracht war es, das Getreide anzusehen wie es grünte und wuchs, aber es scheint so, als ob es bei uns keine guten Ernten mehr geben soll. Sollen wir hier wegziehen? Bei vielen steigt wieder die bange und schwere Frage auf, was werden wir essen und trinken, und heizen und anziehen? Die Aermsten, die da kein Pferd hatten und haben, mußten im Frühjahr, bis alle die Saatzeit beendigt hatten, mit ihren Paar Desjatinen aussähen warten und zudem wurde es nur flach und in Stoppel eingepflügt, infolgedessen und dieweil der Regen schon ziemlich lange Zeit ausgeblieben ist, ist solches Getreide nur sehr spät und spärlich aufgegangen, ist gegegwärtig etwa 2 Werschok hoch, und fällt um. Frau Abr. Isaak, von Jugowka, war hier vorigen Sonntag bei uns zu Gaste und weite bitterlich, sie hat eben 4 Desjatinen können sehr spät einsäen lassen, und es scheint, alles vertrocknet. Sie grämt sich fast zu Tode, denn es fehlt ja bald an allem, Brot, Kleidung und Heizung. Wenn A. M. R. auch weggeht, sowie auch die A. R. A., dann wird´s doch wohl noch vielen schlimmer ergehen. Morgen teilen wir doch wohl zum letzten Male aus, und räumen wir dann somehr gänzlich auf mit den Produkten, welche zur Allgemeinen Verteilung gehören. Am schlechtesten sind ja wieder die Dörfer dran, so wie Klinos, Jugowka, Kaltan, Ischalka, die Russenecke usw. Unsere Dörfer sind ja verhältnismäßig besser dran, und habe ich z. B. persönlich etwa 4 1/2 Deßjatinen ziemlich guten Weizen.
Etwas über die Traktoren: - am 5. Juni fingen wir an zu pflügen, und pflügten so ununterbrochen fort, bis zum 25. Juni, dann hieß es mit einemmale, der Kerosin sei alle, und kamen die Fuhrleute fast leer zurück. Schröder und ich fuhren nach Sorotschinskaja, und es verhielt sich wirklich so, denn die Quäker hatten nicht nur die 600 Pud genommen, welche sie leihweise von Schröder hatten, sondern hatten noch 200 Pud genommen, mit der löblichen Absicht, uns selbiges sofort zu erstatten, wenn sie wieder selber Kerosin bekommen werden. Wir haben sehr gut gepflügt, im Vergleich zu den Quäkern. Den Russen hat es geglückt, denn ihr Quantum Land haben wir schon rumgeplügt. Im ganzen sind gepflügt 151 Desj. Jetzt steht alles. Die Traktoren arbeiten alle ausgezeichnet.
Nächste Woche wollen wir die Kleider verteilen, wenn es noch 10 = mal so viel wären, könnten einigermaßen die größten Löcher gestopft werden, aber auch dieses ist für viele eine sehr große Hilfe. Hier wird jetzt sehr mit der Heuernte geschafft. Ich lasse machen, selbst bin ich mit den Traktoren, Kleider einteilen, Payok austeilen, Abrechnungs = Aufstellungen so vernommen, daß ich zu allem annehmen muß. Dank dem Entgegenkommen des Herrn Pr. A. Miller, habe ich mit Familie schöne Kleidungsstücke und Fußzeug erhalten. Da ich mich persönlich bei ihm nicht bedanken kann, werde ich es brieflich tun. Ihre Eltern gesund. In meiner Familie herrscht Fieber. Herzlich grüßend,
P. Wittenberg.
Auszug aus einem Privatbrief von Peter Abram Wittenberg, Donskoje, Neu Samara, in der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 6. September 1922, Seite 13.
Brief von Peter Abram Wittenberg, Donskoje, Neu Samara, in der "Mennonitische Rundschau" vom 27. Dezember 1922, Seite 9.
Brief von Peter Wittenberg, Donskoje, Neu Samara, in der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 9. Mai 1923, Seite 8. |