Kopie der Zeitung  "Mennonitische Rundschau" vom 26. März 1902, Seite 9.  (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau). 
  
  
Doliensk, den 8. Feb. 1902. Liebe  Geschwister, Freunde und Bekannte! Weil ich Euch gerne einen Besuch abstatten  wollte, aber mir leider die Adressen fehlen, so will ich einen Bericht an die  "Rundschau" einsenden und versuchen, Euch damit aufzumuntern zum  Schreiben. 
Da sind die Geschwister Peter,  Heinrich und Agatha Frans, sollte dieses Schreiben Euch erreichen, so wünsche  ich Euch die beste Gesundheit. Wir sind, Gott sei Dank, schön gesund. Kinder  haben wir noch fünf am Leben. Wir wohnen hier auf der Samarischen Ansiedlung,  sind aus Memrick, Waldeck, dahingezogen. Wir haben hier 40 Deßj. Land. Es war  im vorigen Jahr hier eine allgemeine Mißernte. Es fehlt uns noch an allem.  Schnee haben wir hier im Ueberfluß, auch bisweilen Schneesturm. Es ist hier ein  langer Winter und es kostet viel Futter, so daß der Winter hier ein wenig teuer  kommt. 
Nun, Jhr lieben Geschwister, wie  geht´s Euch dort? Ich habe Euch unsre Lage ein wenig geschildert, so bitte ich  Euch, schickt uns Eure Adresse und einen langen Brief, so werde ich auch von  uns mehr schreiben. Ein herzliches Lebewohl. 
Kornelius Frans, 
Gouvernement Samara, Stanzija Sorotschinßkaja,  Dorf Doliensk, Rußland. 
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