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Brief von Peter Kliewer, Dolinsk, Samara, aus der "Mennonitische Rundschau" vom 29. Juni 1898, Seite 3 |
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Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 29. Juni 1898, Seite 3. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau).
Weil die Rundschau ein sicherer Bote ist, so wollen wir auch ein Lebenszeichen hinüber nach Amerika senden
zu den Geschwistern und allen Freunden, Onkeln und Tanten, Vettern und Nichten. Weil Schwager Peter
Heinrichs in der Rundschau anmeldet, daß er einen Brief hergeschrieben hat, haben wir doch noch bis jeßt
keinen Brief von Amerika erhalten, obwohl wir schon vier Briefe von hier hingeschickt haben, auch zu die
Onkel Kliewers. Wir sind mit den Kindern schön gesund, außer Sohn Peter, der ist schon seit zwei Jahren
leidend an der englischen Krankheit. Seine Krankheit stammt vom Pferdeabstürzen her. Er ist nicht zerbrochen,
nur die Glieder alle verstaucht, - so hat sich die englische Krankheit beigefunden und dazu noch wohl die
Auszehrung; jeßt haben wir mit ihm sehr viel Mühe und Arbeit. Er kann schon seit dem vorigen Sommer
August nicht gehen; er sißt und wenn er müde ist, so muß er niedergelegt werden. Seine Krankheit ist
sehr wechselhaft, zuweilen hat er viel Hunger und Durst, und zuweilen keinen Appetit. Er hat sich schon sehr
durchgelegen, auch vom Sißen hat er Wunden. Aber weil er schon immer auf Hirse sißt und auch liegt, so war
es schon mal alles besser; jedoch von dem immer Liegen und der Hiße ist die seine Haut wieder auf eine
Stelle ab, und ist eine Wunde. Es ist ein sehr großes Hauskreuz, aber es ist einmal nicht anders, als des
lieben himmlischen Vaters Absichten. Aber wir Menschen sind so schwach, uns in solche Geduld zu geben,
so ist es in Ebräer 12, 11. So wollen wir uns auch in Geduld geben und das Kreuz, welches der Herr uns auferlegt,
geduldig tragen. - Wo sind Jakob Funkes geblieben? Die lassen sich gar nicht mehr hören. Daß die Frau Heinrich
Siebert auch schon tot ist, werdet ihr wohl schon wissen, und ihm, Siebert, ist durch den Schlag die linke
Seite gelähmt: so hat er alles Wirtschaften aufgegeben und ist nach seinem Heimatsort Saratow zu der
Gemeinde gegangen. Seid alle gegrüßt von uns Geschwistern, Peter und Helena Kliewer. Unsere Adresse ist:
Bemerkungen von Lydia Friesen (Esau): Peter Heinrich Kliewer (16.11.1857, Rudnerweide, Molotschna, South Russia - 21.04.1919 (#664312) "außer Sohn Peter": Peter Peter Kliewer (31.08.1884, Russia - 3.02.1899, Dolinsk, Neu Samara, Russia) (#1049841) "Schwager Peter Heinrichs" Peter Johann Heinrichs (2.01.1862 - 24.10.1922) (#277036) "Wo sind Jakob Funkes geblieben?" Jacob Cornelius Funk (3.05.1848, Alexanderkrone, Molotschna, South Russia - ?, Mountain Lake, Minnesota) (#70502) "die Frau Heinrich Siebert" Justina Andreas (Abt.1828 - ca 1898) (#342491) Registrierliste der aus Preußen nach Russland ("Am Trakt" Kolonie) 1855-71 eingewanderten Familien (Personen). Von Alexander Wiens und Andreas Riesen. |
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Zuletzt geändert am 27 Januar, 2017 |