Brief von Peter Bergmann aus Dolinsk, Gouv. Samara in der "Mennonitische Rundschau" Nr. 36 vom 5. September 1894

 

Abgeschrieben von Lydia Friesen (geb. Esau) (Email), alle ihre Berichte.

Kopie der Zeitung "Mennonitischer Rundschau" Nr. 36 vom 5. September 1894, Seite 1. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau).

 

Dolinsk, Gouv. Samara, 27. Juli 1894. Wir haben die Aussichten auf recht gesegnete Ernte, nur fürchten wir, daß uns der Winter überaschen wird. Frühgesäte Gerste wird bereits gemäht, der Weizen ist aber noch grün und wird wohl noch 14 Tage stehen bleiben müssem. Gartengemüse und Barstan sind den 22. Juli erfroren und auch der Weizen, der in der Blüthe stand, wurde durch den Frost geschädigt. Gerste und Hafer stehen gut, Roggen schlecht, hat langes Stroh und keine Aehren.
   Wir hätten einen schneereichen und sehr langen Winter, so daß wir erst am 16. Mai das Säen beendigen konnten. In Folge des vielen Regens war der Graswuchs üppig und konnten wir viel Heu machen. Kartoffeln wird es reichlich geben, wenn sie ferner vor Schaden bewahrt bleiben. Der Weizen preist gegenwärtig 50-60 Kop. das Pud, Gerste und Hafer werden nicht gekauft.
   Hier sind die Mähmaschinen noch rar und zudem können die Leute noch nicht gut damit umgehen, und wenn es bis zur Ernte mit den Taglöhnern nicht anders wird, so werden wir wohl Schwierigkeiten haben.
   Der Gesundheitszustand ist nicht am besten. In Folge des schroffen Witterungswechsels leiden viele Leute an Erkältungen und Husten.
   Gruß an alle Bekannten und Verwandten in Amerika, besonders an die l. Schwäger Jacob und Johann Bös, welch leßterer für mich die "Rundschau" bestellte, wofür ich bestens danke. Wir bitten um Nachricht.

                                                           Peter Bergmann

   
Zuletzt geändert am 21 November, 2016