Brief von Peter und Maria Zimmermann, in der "Mennonitischer Rundschau" vom 18.06.1902, Seite 10

 

Abgeschrieben von Lydia Friesen (geb. Esau) (Email), alle ihre Berichte.

Kopie der Zeitung "Mennonitischer Rundschau" vom 18.06.1902, Seite 10. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau).

 

Kaltan, Samara, den 29. Apr. 1902. Weil die "Rundsch." ein so lieber Bote ist, und uns von nah und fern manche Nachricht bringt, so dachte ich, ihr auch was mit auf die Reise zu geben. Wenn ich die "R." bekomme, sehe ich immer zuerst nach, ob was aus unserer alten Heimat, der Krim, darin ist. Ich habe dort noch eine Schwester, sowie Vettern und Nichten, Euch allen einen herzlichen Gruß.
Wir sind, dem Herrn sei Dank, jeßt alle ziemlich gesund außer mir, ich habe Luftmangel und Husten, muß des Nachts viel sißen, so daß mir die Stunden lang werden; aber, dem Herrn sei Dank, ich weiß, der Heiland ist bei mir, ich habe seine Nähe schon oft verspürt, und kann mich freuen, daß er auch mein Heiland ist. Der Herr hat uns auch jeßteine Wunde geschlagen, indem er unsern lieben Sohn Heinrich von uns nahm. Am 6. März, 3 Uhr morgens, schlug seine Todesstunde nach einer 8 Monate langen Krankheit. Er hat sein Alter auf 20 Jahre, 9 Monate und 3 Tage gebracht. Er hat noch den Schlag bekommen; die leßten 30 Stunden hat er schprachlos gelegen, dennoch kann ich mich freuen, daß er froh gestorben ist.
Im vorigen Jahr war hier eine Mißernte, daß wir mit trüben Augen in die Zukunft blickten, doch auch ich bin wieder stärker im Glauben geworden, denn der Herr hat mein Gebet erhört und wunderbar geholfen, ihm sei die Ehre.
Muß noch berichten, daß wir noch in der Saatzeit sind.
Alle, guten Gaben kommen von Gott dem Herrn; darum danket ihm und hoffet auf ihn. So will ich auch ihm danken, daß er uns so väterlich durchgeholfen hat, und hoffen, daß er unsere Felder segnen wird.
Will noch nach Amerika zu Freunden und Bekannten, zuerst nach Hoffnungsort, Saskatchewan. Euren Brief, liebe Nichte, haben wir erhalten und sehen, daß Ihr und die andern Geschwister noch lebt. Nur von Johann Willms schreibst du nichts. Vetter Bernhard Willms, Du schreibst auch nicht, so schicke einen Auffsaß an die "Rundschau", wir lesen ihn gern.
Muß noch nach N. Dakota, zu der Nichte Peter Engbrecht: was macht Ihr? Wir haben uns im vorigen Jahr ein Wohnhaus gebaut, dann kam die Mißernte; so ist es jeßt schwer für uns bis zur Ernte. Ich habe gelesen, daß Euer Sohn Heinrich gestorben ist.
Muß noch schreiben, daß unsere Eltern hier bei uns sind, nämlich bei meinem jungsten Bruder Peter. (warscheinlich ein Druckfehler -L.F.) Mutterchen ist steif auf den Beinen und leidet an der Wassersucht; in der Stube kann sie ohne Krücken gehen, aber draußen nicht. Vaterchen hat es sehr schwer mit der Luft; es sind die Tage gekommen, von denen es heißt, sie gefallen mir nicht. Der Herr wolle mit und bei ihnen sein bis an ihr Ende. - Will noch zu Johann Penners:
einen Herzlichen Gruß an Euch alle.
Noch einen Gruß an alle Freunde hüben und drüben.

Peter u. Maria Zimmermann.

 

Bemerkungen von Lydia Friesen(Esau):

Peter Zimmermann (? - 6 Oct 1933) (#1240751)
Maria Peter Isaak (17 Jan 1856 - 16 Nov 1917( (#1240752)

Brief von Peter und Maria Zimmermann aus Kaltan, Neu Samara. In der "Mennonitische Rundschau" vom 24.12.1902. Abgeschrieben von Lydia Friesen (geb. Esau)

   
Zuletzt geändert am 7 November, 2016