Brief von Jakob Kröker, Dolinsk, Samara. In der "Mennonitische Rundschau" vom 15.11.1922

 

Abgeschrieben von Lydia Friesen (geb. Esau) (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 15. November 1922, Seite 11. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau).

 

 

(Eingesandt durch Br. Jakob Reimer, Chinook, Mont.)
   Dolinsk, den 20. August 1922.
Lieber Freund!
   Ich habe Deine Briefe erhalten, herzlich Dank! Wir wünschen Dir mit Deiner ganzen Familie die beste Gesundheit, das beste Wohlergehen und den Frieden, den kein Mensch geben kann.
   Ueber unsere Lage: Wir hatten 1920 ganz gutes Getreide, doch da kam der Hagel und zerschlug alles, so das wir nur 44 Pud ernteten. Ich borgte mir 138 Pud, davon gab der Regierung 27 Pud. 1921 war eine Mißernte, doch ich bekam 40 Püd, dazu schickte mir meine Schwester Liese, deren Mann Franz Unrau ist, aus Sibirien 8 Pud. Doch ich erhielt nur 3,5 Pud davon, das andere nahm die Kommission. Ich borgte noch 4 Pud und habe mich mit meiner Familie dann notlich durchgeschlagen. Bruder Peter ist auch hier im Dorf, auch Schwester Sara, die einen Andreas Kliewer geheiratet hat. Meine Eltern sind beide tot. Onkel Franz ist auch schon gestorben. Seine Töchter sind, so viel ich weiß, noch alle drei in Pologie.
   Wir hatten in diesem Jahr 1 3/4 Deßj. gesät ernteten 80 Pud, davon habe ich schon 4 Pud abgegeben, dann schulde ich ja noch 138 Pud einem Russen, wie viel er verlangen wird, weiß ich noch nicht, aber der liebe Gott weiß es.
   Nun lieber Freund, sage ich Dir mit der ganzen Familie viel Mal Dank für die Wohltat, die Du an uns getan. Wenn Ihr könnt, schickt uns noch mehr. Ich habe dort auch noch Onkels und Tanten, doch weiß ich nicht, wo sie wohnen, es sind Quirings, Krökers. Meine Frau ist eine Tiene geborene Wedel aus Waldheim. Sie hat dort auch Freunde mit Namen Sperlings.
   Wir hatten auch etwas durchs Hilfskomitee erhalten, viel Dank an alle, daß Ihr dort Mitleid mit uns habt. Jeßt erhalten wir aber nicht mehr. Wenn Du kannst, aber auch andere, dann bitte helft uns, Gott vergelte es Dir und Euch allen. Wenn der Russe etwas vom Geborgten jeßt haben will, dann halten wir nichts, bitte helft uns deshalb. Ich bin in 44 Jahren nicht in solcher Not gewesen.
   Einen herzlichen Gruß an Dich und Deine Familie und an alle Brüder und Schwestern, die uns helfen.
Danke, danke, danke.
   Jakob Kröker, Dolinsk, Post Pleschanow, Gouv. Samara.

 

Bemerkungen von Lydia Friesen (geb. Esau):

Jakob Kröker     (02.05.1877, Kronberg, Schoenfeld - 12.11.1953, Dolinsk, Neu Samara)
Katharina Wedel (23.01.1878, Waldheim, Molotschna - 21.10.1967, Dolinsk, Neu Samara)

http://www.blackseagr.org/blksea-db/getperson.php?personID=I37153&tree=66

Katharina Wedel ist die Tochter von:

Jakob Wedel       (#988972)
Katharina Dueck (#1197724)

Brief von Jakob und Katharina Wedel aus Dolinsk, Neu Samara.

Schwester Liese:

Elisabeth Kroeker   (07.05.1881, Kronberg, Schoenfeld - 06.01.1941, Margaret, Manitoba) (#1033072)
Franz Peter Unrau  (11.05.1879, Franzthal, Molotschna - 30.10.1961, Abbotsford, British, Columbia) (#1033436)

Schwester Sara:

Sara Kroeker              (13.05.1890 - ?) (#1049842)

Andreas Peter Kliewer  (27.03.1887, Rudnerweide, Molotschna - 12.11.1942, Siberia) (#883443)

Auf diesem Foto ist die Grossfamilie Quiring: Rechts von Grossvater Quiring sitzt seine Tochter Sara Kröcker(geb. Quiring),
daneben ihr Mann Peter Kröcker mit den Kindern Jakob (1877-1853), Lisa (1881-1941), Sara (1890-?), Peter (1883-?).

   
Zuletzt geändert am 18 Februar, 2017