Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 21. März 1900, Seiten 6-7. (gotisch) von Willi Janzen.
Nikolaidorf den 9. Februar 1900. "In Prediger 9;10 lesen wir: Alles, was dir vor die Hand kommt zu tun, dass tue nach deinen Kräften."
Im Anschluss an dieses will auch ich einmal es versuchen, nach meinen geringen Kräften etwas für die "Rundschau" zu schreiben. schon öfters, wenn ich die "Rundschau" las, habe ich gedacht, ob die Amerikaner nicht auch möchten neugierig sein, etwas von hier zu erfahren. Ganz besonders veranlasst etwas für die "Rundschau" zu schreiben, bin ich durch den Besuch unseres lieben Freundes und Vetters Peter Voth von Oklahoma; denn so manches, aus längst verflossenen Jahren, ist einem dadurch zurück in Gedächtnis gerufen worden; ja ich muss sagen, es ist, als ob einem ein sehnen angekommen sei, die lieben Jugendfreunde und Bekannten noch einmal zu sehen. Da es aber wahrscheinlich hier in diesem Leben nicht geschehen wird, so wünsche ich, dass es in der frohen und heiligen Ewigkeit, bei dem Vater in Licht, wo keine Trennung stattfinden wird, geschehen möchte.
Nun will ich kurz berichten von den Erfahrungen, die ich oder wir während der Zeit gemacht haben, als der liebe Freund Peter Voth uns hier besuchte. Die erste Begrüßung mit ihm, von meiner Seite, fand statt in Rosenort auf dem Begräbnisse unseres 1. Onkels Johann Janzen # . Dessen Frau ist unsere Tante, geborene Elisabeth Bärg # . der verstorbene Onkel ist etwas über 66 Jahre alt geworden, gestorben den 2. und begraben den 7. Dezember 1899. Es waren Stunden des Segens, die wir auf dem Begräbnisse miteinander verleben durften; denn solche Stunden der Trauer und Freude sollten uns unvergesslich bleiben. Ein Dichter sagt:" Es ist und bleibt der alte Bund, ein jeder Mensch muss sterben". Ein anderer sagt: "Nichts Gewisses ist als sterben".
Da wir auf dem erwähnten Begräbnisse uns so manches mitgeteilt und nach manchem gefragt hatten, wurde auch zugleich beschlossen und beraten wie der 1. Freund P. Voth seine Besuchsreise hier unter uns anstellen würde, mit seinem alten Vater Peter Voth Waldeck (Memrik), früher Klippenfeld, zusammen; denn derselbe wollte ihn überallhin begleiten. Doch wir mussten es erfahren, was der Herr durch den Propheten Jesaja Kap. 55;8 und 9 spricht: "Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr," u.f.m. Ehe eine Woche verflossen war, erhielten wir schon die Nachricht, dass der erwähnte alte Vater Peter Voth gestorben sei; er war nämlich schon den 8. Dezember 1899 bei seinem Halbbruder Jakob Schulz in Blumenort krank geworden und nach 6 tagen gestorben. Er wurde den 18. Dezember in Klippenfeld begraben; sein Alter war etwas über 73 Jahre. Nicht lange danach starb in Mariawohl den 20. Dez. der alte Gerhard Warkentin, beinahe 71 Jahre alt, und wurde den 25. Dez. begraben.
Nun hatte der 1. Freund Peter Voth schon bei sich beschlossen, uns nicht mit seinem persönlichem Besuche zu erfreuen; doch als wir zum Begräbnisse seines Vaters nach Klippenfeld fuhren, drangen wir darauf, uns doch noch zu besuchen; und Folge dessen kam er mit seinem leiblichen Bruder Heinrich Voth, Klippenfeld den 21. Dez. vorigen Jahres bis hier und verweilte bis zum 24. unter uns, wo so manches besprochen und mitgeteilt wurde; doch: "Schnell wie der Wind entflieh'n die Stundendahin, wie Ströme, fließt die Zeit".
Es wäre noch manches von hier zu berichten, doch will ich mich beeilen zu schlissen, sonst möchte mein Schreiben zu lang werden; möchte aber noch zugleich etliche meiner Freunde und Bekannten mit diesem auffordern, mich mit einem Schreiben zu besuchen.
Zuerst komme ich zu den 1. Nachbarn und Jugendfreunden Peter und David Unruh, Kansas. Was macht ihr? Lebt ihr samt allen euren Geschwistern und Eltern noch? Ich habe in der "Rundschau" gelesen und auch in einem Briefe von unserer Cousine Witwe Jakob Reimer, Minnesota, die dort bei euch auf Besuch gewesen ist, dass euer Vater schon lange krank gewesen ist. Der Herr schenke ihm Gnade zum Leiden und ein seliges Ende. Bitte euch, erwähnte Freunde noch um einen schriftlichen, besser noch, um einen persönlichen Besuch; zugleich auch um die richtigen Adressen.
Nun komme ich zu dir, lieber Jugendfreund Johann Ediger. Was machst du mit deinem ganzen Hause, hast du den Gruß nicht empfangen, den ich dir zuschickte, durch mein Schreiben an unsere Freunde Jakob Nickels, oder habt ihr von eben genannten Freunden meinen zweiten Brief an euch nicht erhalten?
Doch ich gehe weiter, zu meinem Jugendfreund Peter Friesen. Wo steckst du eigentlich? Lebst du noch? Oder seid ihr schon alle amerikanisch verbürgert, dass ihr Russland schon ganz vergessen habt?
Nun Fahre ich nach Nebraska zu dem 1. Jugendfreund Jakob Peters. Bist du zuhause? Hast du Frau und Kinder? Bitte darüber berichten.
Jetzt geht's nach Minnesota. Zuerst Peter Wiens. Ich grüße mit diesem. Und ihr Freunde in Minnesota, als Jakob Janzen, Peter Friesens und Witwe Jakob Reimer, seid auch gegrüßt. Nun gehts noch in den hohen Norden hinein, nach Kanada zu Onkel und Vetter Peter Bärg. Was macht ihr?
Zum Schluss bitte ich alle genannten und nicht genannten Freunde und Bekannten um Briefe und die richtigen Adressen, wenn auch durch die "Rundschau" dann könnte noch einmal ein Briefwechsel in Gang kommen.
Alle Leser, Freunde und Bekannten und den Editor grüßend mit Psalm 103;15-18 verbleibe euer Freund
Johann Töws
Peter Voth Oklahoma +25.12.1853 Gnadenfeld Molotschna - 19.09.1925
Vater Peter Voth Waldeck Memrik früher Klippenfeld *21.11.1826 Wernersdorf Molotschna - 14.12.1899 begraben am 18.12.1899 Klippenfeld Molotschna
Jakob Schulz der Halbbruder aus Blumenfeld
Onkel Johann Janzen * - 02.12.1899 Rosenort begraben am 07.12.1899 Rosenort (#52654)
Tante Elisabeth Janzen geb. Bärg (#102467)
Gerhard Warkentin gest. 20.12.1899 begraben am 25.12.1899 Mariawohl
Jugendfreunde:
Peter und David Unruh Kansas
Johann Ediger
Jakob Nickel
Peter Friesen
Jakob Peters Nebraska
Peter Wiens Minnesota
Jakob Janzen Minnesota
Peter Friesen Minnesota
Cousine Witwe Jakob Reimer Minnesota
Onkel und Vetter Peter Bärg Kanada
Onkel Peter Bärg *17.11.1817 Heegewald Groß Werder - 31.07.1901 Kanada
Vetter Peter Bärg *03.11.1856 Nikolaidorf Molotschna - 23.01.1933 Kanada
Johann Töws #885307 |