Brief von Jakob Funk aus Köppental, Asien, ein Bericht über die Spende, Personalnachrichten , Suchanzeige und eingegangenen Spenden für Asien in "Mennonitische Rundschau" Nr. 44 vom 31. Oktober 1883

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" Nr. 44 vom 31. Oktober 1883, Seiten 1 und 3. (gotisch) von Elena Klassen.

 

Asien.
Köppenthal, 4 September.
Wir sind mit dem Einernten unseres wenigen Getreides ziemlich fertig und haben Einige mit dem Dreschen begonnen; dasselbe wird aber nicht mittelst Dampfmaschinen wie in Amerika oder mittelst Dreschstein wie im südlichen Rßl. Betrieben, sondern auf sehr kunstlose und einfache Weise: Wir lassen das Getreide von den Pferden auf der Tenne austreten und je mehr Pferde, desto besser geht es. Die Einwohner des Landes nehmen auch noch die Kühe zu Hilfe, doch das wird von uns nicht gethan. Einen bedeutenden Schaden haben wir uns zugefügt, daß wir das Getreide nach gewohnter Art tief unterpflügen; mann kann so auf 16 Pud per Dessjatine rechnen, d.h. Weizen, während Hafer reichlicher giebt. Die Wärme war im Sommer nicht groß und es dünkt uns gar zu schnell, daß der Winter schon vor der Thür steht. Am ersten September fiel auf dem Gebrige bereits ziemlich Schnee, bei uns im Thale aber wars ein kalter Regen.
Den 2. September hat es in der Nacht schon soviel gefroren, daß die Wassermelonen litten. Kartoffeln und Gemüse bekommen Einige hinlänglich, wer dagegen auf schlechtem Lande gepflanzt hat, bekommt nichts. Wenn das Land frisch oder mit Mist befahren ist, dann giebt es viel Frucht. Den Weizen habe ich noch nicht aus, hatte beinahe drei Dessj. und rechne auf vier Battman (zwölf Pud – ein Battman), Kartoffeln nur wenig und klein, es giebt aber auf gutem Land sehr große. Heinrich Janzens, (früher Lichtfelde) haben von der alten Heimath von den amerikanischen Kartoffeln wohl zwei oder drei Pfund mitgenommen und hier gepflanzt, welche sehr groß geworden sind; eine wog zwei Pfund. Die von der blauen Sorte sind auch sehr groß. Die Kirgisen pflanzen nicht Gemüse, auch nicht Kartoffeln, jetzt aber kommen sie nach Zilau (Geschenk), stehlen auch des Nachts Kühe und Kälber, deshalb müssen wir das Vieh im Stall haben. In Chiwa ist es aber noch gefährlicher, denn da haben diese schlimmen Nachbarn schon einen Mord begangen und zwar Heinrich Abrahams mit dem Gäbel den Kopf aufgespalten und sodann beraubt; die Frau Abrahams war zum Fenster entlaufen. Ein andermal haben sie geschossen, aber nicht tödlich getroffen, sondern nur ins Ohr und in das Kinn. Auf den Hilferuf waren die Räuber entlaufen, bald aber, da die Leute zur Ruhe sich begeben, wieder gekommen und die Pferde doch gestohlen. Die Hausbewohner hatten es wohlgemerkt, aber geschwiegen, um nicht getötet zu werden. Der Gesundheitszustand ist gut. Gegewärtig ist am leidendsten Jakob Janzens Sohn Heinrich, dessen linkes Bein übel aussieht. Er ist schon sehr abgelebt und wolle Gott sich dieses Knaben doch bald erbarmen.
Das Holzfahren aus dem Walde soll jetzt wieder losgehen, denn das hohe Wasser ist schon gefallen, doch wird der viele Schnee es oben auf den Gebirgen, wo der Wald ist, des Nachts sehr kalt machen. Mehrere Häuser sind angefangen zu bauen, wozu noch alles Holz fehlt. Nun der himmlische Vater weiß ja was uns fehlt und Er kann ja bald wieder warme Witterung geben. Den 2. September ist Jakob Kröker und sein Schwiegersohn Neufeld von Taschkent wieder hieher zurückgekommen, denn dort erhalten diese Familien nicht Land. Siebert Görtzen und Georg Rüffel sind noch da, werden aber auch wohl kommen. Görtzens Söhne Heinrich und Johann sind in Taschkent diesen Sommer der Klimakrankheit erlegen und die Andern fast alle sehr krank gewesen. Alle Lieben in der Ferne herzlich grüßend,
Jakob Funk.

Die Unterstützungsgelder für Asien werden dort, wie wir vernommen, nicht mehr in der f.Z. (ferner Zukunft? – E.K.) von Br. Janzen beschriebenen Weise vertheilt (siehe No. 9 wöchentl. und No. 5 halbmonatl. „Rundschau“) sondern das Geld wird nur an Diejenigen verabfolgt, die infolge Brotmangels dringend der Unterstützung bedürfen. Dies wird jedenfalls auch den dortigen Verhältnissen am angemessensten sein, sehr zu wünschen aber wäre es, daß das einkommende Geld weiter reichen möchte, als nur zur Befriedigung der nothwendigsten Bedürfnisse. So wäre es z.B. ganz dem Sinne der amerikanischen Geber entsprechend, wenn durch dieses Geld arme Familien zu einer Kuh kommen könnten, was auch für die Gemeinde dort eine große Erleichterung wäre, denn auf dem Lande liefert ja die Kuh einer Familie sozusagen die halbe Nahrung. Zudem ist es augenscheinlich, daß jene Geld mehr für Viehzucht als Ackerbau geeignet ist. Wir sagen dies nicht, um in die Angelegenheiten der lieben Freunde drüben zu greifen, sondern es soll dies nur die hiesigen Geber anspornen, in der bisherigen reichen Unterstützungen noch etwas fortzufahren, damit die Unterstützungsbedürftigen endlich festen Boden unter die Füße bekommen und sich übe Wasser halten können.

 

Personal-Nachrichten.
Asien. Wittwe Kornelius Neumann, Köppenthal, bittet die „Rundschau,“ doch ihren lieben Bruder Kornelius Franz (früher Rußl. Trakt in Hansau gewohnt), aufzusuchen und gleich seine Adresse mitzutheilen. Neumann ist auf der Reise vom Trakt hierher gestorben und die Wittwe wirthschaftet mit ihren Kindern. Der älteste Sohn, Kornelius, ist 18 und der jüngste, Jakob, bald 2 Jahre alt und sind außer diesen noch drei Knaben und zwei Mädchen. Mitunter hat sie es recht schwer in ihrer Wirthschaft, aber sie ist nicht verzagt, denn sie lebt in der Hoffnung und im Glauben, daß wir einer besseren Welt entgegen gehen. Den Weizen hat sie noch nicht ganz geschnitten, denn dieses ist eine langwierige Arbeit; sie schneidet mit ihren Kindern selbst, denn annehmen kann sie nicht. Ein Haus von 18 Fuß breit und 56 Fuß lang hat sie voriges Jahr mehrentheils selbst aufgebaut. Voriges Jahr war der älteste Sohn fast immer krank, jetzt alle schön gesund.
J.F.

 

Erkundigung – Auskunft.
Da wir von unsern Freunden und Bekannten im fernen Amerika so lange nichts gehört, so möchte ich mich durch dieses werthe Blatt darnach erkundigen, wo sich dieselben aufhalten. Da ist zunächst unser Schwager Cornelius Bergmann, fr. in Plum Grove, Buttler Co., Kansas, doch seit er von dort fort ist, haben wir eine Reihe von Jahren nichts von ihm gehört. Auch an Onkel Joh. Bergmann, der von Samara, Rßl., dorthin gezogen ist, sowie an Abraham Klaaßen, früher Kaminke, Preußen, wie an manche unserer früheren Nachbarn von Fresenheim, an Franz Epp und Andere, hätte ich schon so gerne geschrieben, doch weiß ich ihre Adresse nicht. Alle diese Freunde und Verwandten bitten wir dringend um Nachricht, namentlich meiner l. (lieben – E.K.) Frau wegen (Bergmanns Tochter, früher Schoenau), der es sehr schwer ist, schon so lange nichts von ihrer Schwester und von ihren Verwandten gehört zu haben. Ihnen Allen zur Nachricht, daß mir uns und unsere fünf Kinder der besten Gesundheit erfreuen, auch dies von ihnen Allen hoffend, unterzeichnet sich in Liebe und Hochachtung
Heinrich Janzen.
Briefe an mich sind zu adressieren:
Via Orenburg
W gorod Aulieata
Kolonie Koeppenthal, Asiatic Russia

 

Für Asien erhalten

1. Von der Johannesthaler Gemeinde in Kansas durch J.H. 25 Doll. 86 Cents, bestimmt für die Gemeinde unter Aeltesten J.Janzen, jedoch mit der ausdrücklichen Bemerkung, daß auch den etwa fünf Familien, die früher im Verbande der Brüdergemeinde standen und gegenwärtig vielleicht nicht zu Janzens Gemeinde gehören, von diesem Gelde auch der betreffende Theil zukommen soll. Diese Bestimmung ist nachträglich auch in Betreff der in voriger Nummer vermerkten 75 Doll. getroffen und ist diese ganze Summe – 100 Doll. 86 Cents – als von der Johannesthaler Gemeinde kommend zu betrachten, wie wir es auch in der halbmonatlichen Ausgabe der „Rundschau“, die in Asien gelesen wird, richtig angeben.
2. Von der Gemeinde unter Aeltesten Jakob Wiebe, gesammelt auf dem neulichen Erntefeste und uns übermittelt durch A.H., 145 Doll. für die Gemeinde unter Aeltesten J. Janzen. Mit diesem zusammen kamen foilgende Summen für die bezeichneten Personen und Familien ein:
a) Von G.P. für Aeltesten J.Janzen                           15 Doll.
b)  /-/ H..F. für Denselben                                         15 Doll.
c) /-/ J.H. für Denselben                                            15 Doll.
d) /-/ A.H. für Denselben                                            5 Doll.
e) /-/-/-      für Abraham Koop                                    5 Doll.
f) /-/-/-      für die Familie des verstorbenen
Aeltesten A. Peters                                                       5 Doll.
g) /-/-/- Thomas Koop                                                 5 Doll.
h) /-/ H.H. für Denselben                                            5 Doll.
i) /-/-/ P.E. für Heinrich Kröker                               10 Doll.
k) /-/-/ J.B.  für Isaak Penner, fr. wohnhaft in
Alexanderwohl                                                          25 Doll.

3. Von Johann Brown, Convey. McPherson Co. Kansas, für Jakob Friesen 10 Doll.
4. Durch Jakob Willms, Leslie, Reno Co., Kansas, 145 Dollars, gegeben von: J.W.I. 50 Doll., A.* 35 Doll., J.W. II. 30 Doll., P.K. 20 Doll. und E.* 10 Doll. Bestimmt ist das Geld wie folgt:
Für Martin Janzen                                   35 Doll.
/-/   H. Janzen und Funken                   100 Doll.
/-/   eine ungenannte leidende Frau       10 Doll.

   
Zuletzt geändert am 15 Dezember, 2016