Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" Nr. 51 vom 19. Dezember 1883, Seiten 1 und 2. (gotisch) von Elena Klassen.
Asien.
Ueber unsere Ansiedlung weiß ich zu sagen, daß wir uns in vier Dörfer getheilt haben. Gnadenfeld ist das kleinste, dann folgen Gnadenthal, Nikolaipol und Köppenthal. Die Dörfer liegen in der Richtung von Westen nach Osten; längs der Straße geht an jeder Seite ein schon von uns gemachter Areck (Canal), der uns das Wasser zum Brauchen liefert, Brunnen werden wir wohl nicht bekommen, da sie zu tief sind. 12 Faden ist schon in Köppenthal gegraben, aber noch keine Spur von Wasser. An diesen Areck werden zwei Reihen Pappeln gepflantzt. Jeder Hausbesitzer hat einen kleinen Areck in seinem Garten gemacht, womit Gemüse und die Bäume bewässert werden. Das Wasser bringt man also wohin man will. Fehlts Jemand am Lehm, so wird eine kleine Furche gemacht, das nöthige Wasser hineingelassen und so ist man schnell mit der Sache fertig. Mit dem Wasser gefällt es uns so sehr gut, nur liefern die Hauptarecke für uns zu wenig Wasser, solche müssen deshalb größer gemacht werden. Noch sind vor uns, wo das Wasser hekommt, Kirgisen wohnhaft, diese halten das Wasser theils auf. Will noch etwas von unsern Häuserbauten und Wirthschaften mittheilen. Die Häuser sind der Größe nach, je nachdem der Geldbeutel und die Arbeitskraft erlaubten, gebaut. Die Hauptgebäude sind von 21 bis 29 Fuß breit, die Länge von 30 bis 50 Fuß. Die Höhe verschieden, einige haben keinen Boden, denn nur sieben Fuß bis zum flachen Erddache, andere haben Böden, dann das Dach auf eine zwei bis drei Fuß hohe Vertiefung gelegt. Der Boden besteht aus dünnen Stangen (Latten) die etwa sechs Zoll (2,615 oder 3,7662 cm (Preußen) – E.K.) auseinander liegen, dann Rohrmatten (eine Decke von Rohr geflochten) übergelegt und mit Lehm verschmiert. Acht Häuser sind schon nach altheimathlicher Art gebaut, haben ein hohes Dach, mit Rohr gedeckt. Die Wirthschaftsgeräthe findet man ebenfalls sehr verschieden vor: bei dem Einen sind sie so, daß er zum Behelf hat, der Andere hat weniger, behilft sich aber auch, denn gelernt haben wir hier schon uns den Verhältnissen anzupassen. Was die Gesundheit betrifft, dürfen wir nicht klagen, das Klima hier in diesem Thale ist gesund, nur hatten im Winter einige die Pocken, woran auch zwei Kinder starben.
Jakob Funk.
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