Brief von Abraham Koop aus Asien in der "Mennonitische Rundschau" Nr. 8 vom 21. Februar 1883

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" Nr. 8 vom 21. Februar 1883, Seiten 1 und 2. (gotisch) von Elena Klassen.

 

Asien.
Centralasien. Abraham Koop schreibt unterm 8. Oktober v.J. (vorigen Jahres – E.K.) an seine Bruder in Nebraska u.a, Folgendes: „Lieber Bruder, aus der „Rundschau“ habe ich ersehen, daß du meinen zweiten Brief erhalten hast; die da veröffentliche Adresse war ganz richtig, deßhalb schreibe nur. Mit unserm Bau sind wir nicht ganz fertig geworden; der Stall hat noch kein dach und auf das Wohnhaus muß noch Lehm (? Jedenfalls ist hier Lehm gemeint. Edr) hinaufgebracht werden. Der Winter hat uns zu schnell ereilt; schon am 3. Oktober schneite es sehr, daß die Arbeit nicht gut von statten gehen wollte. Als es kälter wurde, zogen wir bis zu drei Familien in ein Haus. Isaak Koopen und Jakob Krökers befinden sich in unserm Hause. Koop hat mir geholfen, das Haus aufbauen. Die Ziegeln kaufte ich für 2 Rbl. 50 Kop. das Tausend; ich brauchte 13 Tausend und 8 Fuhren Holz; welches aus dem Gebirge bei sehr schlechtem Wege geholt werden mußte. Um die Bäume zu fällen, mußte tüchtig geklettert werden; hinunter gingen die Stämme dann schnell. Noch etwas weiter höher hinauf liegt den ganzen Sommer Schnee und wenn es bei uns regnet, so schneit es da. Als ich die zweite Fuhre Holz holte, brach mir die Achse am Wagen, denn der Weg ist sehr steinigt, auch geht er oftmals so nahe an Abgründen hin, daß nur ein Wagen Raum hat. Unser Weg führt 78 mal durch ein Wasser, welches aus Quellen und aus dem geschmolzenen Schnee entsteht und einer Schlucht entlang fließt bis es in den Urmaral, den wir auch durchschreiten müssen, was bei hohem Wasser auch schon gefährlich war. Weil wir im Frühjahr so spät hier eintrafen und uns auch mit der Sache nicht verstanden, so ist unsere Ernte sehr gering ausgefallen. Gerste und Hafer gibt es vielleicht drei Bathman und Weizen einen. Ein Bathman, enthält 12 Pud. Leider haben wir unsere Ernte noch nicht unter Dach  und Fach, ja einiges Getreide ist noch nicht mal gemähr; ich habe das meinige schon ab, doch nach Hause gefahren habe ich noch nichts. Ich habe schon Weizen gekauft, nämlich @ Bathm. 6 Rbl. Als die Kirgisen im Juni Kronsabgaben zahlen mußten, verkauften sie den Bathm. Für 3 Rbl., sie liefern den Weizen jetzt ab. Das Klima ist gesund, und von uns, die wir aus Taschkent gezogen, ist erst eine Person gestorben, nämlich ein Knabe von 12 Jahren. Als ich das erste Mal nach Holz fuhr, brach ich mir eine Rippe, doch ich ließ es zurecht machen, und die Arbeit durfte nicht liegen bleiben. Dem Herrn sei Dank, ich bin nun wieder ganz gesund.“

   
Zuletzt geändert am 11 Dezember, 2016