Briefe von Jakob und Agatha Janzen aus Taschkent, Turkestan und Johann Penner von der bucharischen Grenze, Turkestan in der "Mennonitische Rundschau" vom 1. Februar 1882

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Die Rundschau" vom 1 Februar 1882, Seiten 1-3. (gotisch) von Elena Klassen.

 

Taschkent 5. November 1881. Geliebte Geschwister in Christo! Was kann es schönres geben, und was kann selger sein, als wenn wir unser Leben, dem Herrn in Glauben weih`n? – Mit nicht geringer Freude durfte ich vergangenen Sonnabend d. 31. Oktober*) deinen werthen Brief nach unserm Styl vom 3. September lesen. Nun geliebter Bruder, wie du uns aufgefordert zur Theilnahme an Euren Empfindungen, so muß ich auch Euch mitzuempfinden ersuchen von dem, was wir empfinden. Doch es geht mir eigenthümlich. Ich weiß nicht, ist`s Freude oder Trauer, woran Ihr Theil nehmen sollt; ohne tiefe Seufzer und manche Thräne geht’s eben unsererseits nicht ab. So manches mal haben wir, seitdem wir unsere Hochzeit gefeiert, unsern Wohnort gewechselt. Es sind der Orte, wo wir gewohnt eben so viel als wir Kinder zählen, und das sind 6 Söhne und 3 Töchter; und noch haben wir sonst nirgends einen Grabhügel gemacht, hier aber in Taschkent birgt eines der 28 Gräber, die wir hier gemacht, die Hülle unseres ältesten Sohnes.Da war ich mir denn sonst klar, daß ich Euch zum Mitweinen auffordern würde, doch es hat der Herr gethan, und Gottlob! Wir wissen unsern Jakob bei Jesu; daß er zu Jesu gehe, versicherte er uns noch mit dem letzten Odem (Atem? – E.K.). So könne wir uns denn einerseits freuen; er ist alles Leids überhoben, anderseits aber vermissen wir ihn sehr. Im vorigen Winter half er in der Schule; jetzt aber vertritt Heinrich Janzens Kornelius seine Stelle. Hiermit ist auch schon deine Frage, ob Janzens hier sind, beantwortet. Auch Jakob Funk ist hier, er ist noch ledig. Den 9. Oktober durften wir sie mit noch 3 Familien von der Molotschna und 6 Familien vom Kuban begrüßen. Ihre Reise hierher ist über Erwarten glücklich zurückgelegt. Krankheit haben sie ganz wenig leiden dürften, gestorben ist keiner, außer am Trakt (Wolga) ist ein kleines Kind gestorben während sie sich dort die Fahrzeuge herrichteten. Bis dahin nämlich waren sie per Dampf gefahren. Pferd ist auch keines gefallen. Du hast auch von H.Janzens und ihren Kindern Briefe zu erwarten, jetzt lassen sie alle grüßen. Die Anna ist krank, auch Heinrich kränkelt. J.Funk läßt auch sehr grüßen, er hat es hier gleich sehr drock (Druck? – E.K.), eben weil ihm allerlei zur Hand steht. Er richtet sich jetzt eine Werkstube ein, er gedenkt sich sein Brod mit Tischlerarbeit und Malerei zu verdienen.
Die „Rundschau“ hatte ich einige Tage vor deinem Briefe erhalten, und also kennen gelernt. Das Blatt gefällt mir außerordentlich. Möchte dern demjenigen, durch dessen Vermittlung ich sie erhalten, meinen Dank abstatten. Ich freue mich, durch dieses Blatt an so viele liebe Freunde und Bekannte zu gleicher Zeit schreiben zu können. Auf diese Weise kann ich auch den vielen Lieben in Amerika ein Lebens- und Liebeszeichen geben, was wir, wenn ich jedem besonders schreiben soll, nicht gelingen will. Da fiel mir heute schon Heinrich Schmidt bei, mein ehemaliger Schüler in Gnadenthal, dem ich noch eine Antwort schulde auf einen Brief, den ich von ihm am Kuban erhielt. Ich habe mich damals herzlich gefreut, daß sich einer meiner Schüler so lieblich vernehmen ließ; gleich darauf zu antworten wollte nicht werden und so ists verblieben; möchte hierdurch einigermaßen das Versäumte nachgeholt haben. Die Adresse ist mir abhanden gekommen. Am 7. November, vorgestern Abends fiel hier schon Schnee, obzwar die Bäume noch nicht völlig entlaubt sind; heute ist Sonnenschein, ist zu bezweifeln, ob der Schnee bis Abend vorhalten wird. Die Sommerhitze war erträglicher, als man es sich dachte. Zwar ist es wohl öfter bis 49 Gr. R. warm gewesen, doch haben die Unsern ihre Arbeit (nametlich Fahren, Steine, Kiesel, Ziegeln und Erde, kurz was es denn gibt für Fuhr..ohn (unleserlich – E.K.) zu fahren) immer fortsetzten können. Der Regen ist hier dieses Jahr nicht so früh im Frühjahr verschwunden als man es gwwohnt ist, auch hat es jetzt im Herbst außer Erwarten früh angefangen zu regnen. Der letzte Frühregen kam Pfingsten, und der erste Spatregen d. 16 Sonntag nach Trinitatis (Dreifaltigkeit, erster Sonntag nach Pfingsten – E.K.), und liegen wohl 17 Wochen dazwieschen, wo es nicht geregnet hat, was nach hiesiger Bewohntheit wenig ist. Dem Herrn unserm Gott steben (stehen? – E.K.) ja auch die Gesetze der Natur zur Verfügung.
Zur Verwunderung unserer Verwandten und Freunde müssen wir mittheilen, daß wir noch keinen Ansiedlungplatz haben. Diejenigen Jünglinge, die bei der Uebersiedlung hierher 15 Jahre und darüber bis 20 Jahre waren, sind laut Gesetz schon verpflichtet zu dienen, und so gern man uns hier auch hat, über diese Angelegenheit ist man in Skruppel; Gott weiß, wie sie endlich wird gelöst werden. Sonst den andern Einwanderern sind Freijahre zuerkannt und Land gibt die Krone uns gern. Auch kann ich`s nich unerwähnt lassen, daß man uns hier in der Stadt jetzt schon den zweiten Winter das Quartier unentgeltlich läßt, so auch Lökalitäten für Schule und Gottesdienste. Gegen unsern Gottesdienst bezeugt man wahre Hochachtung; ja überhaupt genießen wir hier Achtung, die an jenes „Hosianna“ in Jerusalem erinnert, Gott weiß, ob vielleicht bals das „Kreuzige“ auch in Erinnering kommen wird. Was diese Achtung anbelangt, so ist das selbstverständlich von der russischen Bevölkerung vorzüglich gesagt, aber auch die Einheimischen verdienen in dieser Beziehung unser Lob. Es sind meistens Mohamedaner, und in ihren Sitten und Gebräuchen noch recht alterthümlich. Durch manchen Anblick wird man an verschiedene Ausdrücke in der Bibel erinnert. Wenn man hiesige Bauart besieht, denkt man an das Dachaufgraben der Viere, die den Sichtbrüchigen vor Jesu ließen. Denn man hat einfach Balken auf die Mauer gelegt, dann aufgespaltene weidene Aeste in der Dicke eines Kinderarms von einem Balken zum andern (manchmal recht dicht) übergelegt, dann kommt eine Bordan, eine aus trockenen Rohrstangen künstlich geflochtene Matte, bald größer bald kleiner, von der Größe eines Deckels einer deutschen Kiste, diese sind dann aus gespaltenem Rohr gefertigt, recht schlön, bis zur Größe einer kleinen doppelten Scheuerthüre rsp.. cir., 4 Arschin (1 Arschin  -
0,71 m – E.K.) lang und eben so breit. Auf diese Bordanien, die auch zu verschiedenen andern Zwecken verwendet werden, schüttet man Erde, tritt diese fest und verschmiert oben auf mit gutem Lehm. Da ists denn bei einiger Mühe möglich, ein Bette mit einem Krankem durchzubringen. Kein Nagel, weder hölzern noch eisern ist zu solchem Bau nothwendig. Sieht man wieder das Kameel mit Futter, Klee oder Luzerne beladen eins hinter dem andern zusammengebunden, oft das folgende am Schwanz des vorhergehenden, einherschreiten, und ihnen ist entweder mit einem Strick geradezu das Maul zugebunden, während man den Strick um Unterkiefer und Schnauze herumschnürt, wie wir es wohl dem zu schlachtenden Rind oder Schwein thun, oder sie haben ein eigens dazu verfertigtes Maulnetz auf, dann denkt man an jenes Wort: „Du sollst dem Ochsen der da drischt das Maul nicht verbinden.“ Wiederum bin ich durch den eigenthümlichen Bau hiesiger Thore, die sich oft unter einem ziemlich großen, sorgfältig gebauten Dach befindet, an die Verhandlung über das Erde Elimelechs und die Heirath der Ruth erinnert. Unter solchem Thore hat eine ziemliche Versammlung Platz. Wenn Freunde zusammentreffen, die sich etwa selten treffen, oder die sich besonders lieben und ehren, so sieht man eine Begrüßung so ceremoniell, daß man denkt, darum habe der Heiland auch wohl das Grüßen auf dem Wege verboten, wenn Er seine Jünger mit besondern Aufträgen aussandte. Doch ich muß mich kurz fassen, daß mein Brief auf die Post kommt. Sende anbei einen Brief von Bruder Johannes Penner, früher Bezirkslehrer von Köppenthal (Wolga). Er ist als Gemeindelehrer von dort mit hergekommenm und als solcher mitgegangen nach Buchara, wohin die Brüder von der Wolga gingen, um dort zu suchen, was man uns hier noch nicht versprochen, Freiheit auch für die in Rede stehenden Jünglinge. Einen unter ihnen hatte nämlich das Loos getroffen, und die Behörden machten Ansprüche an ihn. Spätere Nachrichten aus Buchara bringen noch nichts Erfreulicheres, als gedachter Brief von Br. Penner enthält. Scheints dir geeignet, so verschaffe ihm Platz in der „Rundschau“. Auch sonst magst aus diesem einrücken, was dir eben geeignet scheint.
Eure Geschwister
Jak. U. Agatha Janzen
P.S. Ein Spezieller Bericht über Sterbefälle:
Seit Neujahr sind von den Unsern hier gestorben: 3 Ehemänner: Kornelius Wedel aus Waldheim (sammt Frau und dem ältesten Sohne), Dietrich Wiens  aus Blumstein, der starb jedoch auf einer Reise ins Bucharische nach den dortigen Brüdern: und jetzt von den Neuangekommenen Peter Wiens aus Wernersdorf, (wovon Br. Peters schreibt). Sechs Ehefrauen: Aganetha Pauls (geb. Wiebe aus Wernersdorf Ab. W. Toch.). Die Gattin des Joh. Bärgen aus Fischau, (eine geb. Wiebe). Die Frau des obengenannten Korn. Wedel aus Waldh., geb. Pankratz; Anna Peters geb. Pauls. Ferner Maria Wiebe, Tochter von Leonhard Dücken aus Blumenstein, ihr Gatte ist ein Sohn des Peter Wiebe aus Wernersdorf; und schließlich die Gattin des Isaak Koops, eine geborne Kröker aus Neukirch. Vier Jünglinge sind gestorben: Johann K. Wedel, Heinrich H. Gräwe, Kleefeld, Abrah. Kröker, Stiefsohn des Kor.Esau aus Neukirch, und unser Sohn Jakob.
Auch starb P. Wallen Tiene (12 Jahre) aus Alexanderkron; dann noch mehrere Kinder unter 2 Jahren. Die Gesammtzahl der Gestorbenen seit Neujahr beträgt 27. Dietrich Braunen aus Blumenort sehnen sich sehr nach Nachricht von ihren lieben Kindern in Amerika; sie grüßen sie herzlich. Ihre Tiene ist hier gestorben. Auch grüßen sie mit Innigkeit Franz Edigers aus Gnadenfeld und bitten sehr um Nachricht und Adresse. Einen herzlichen Gruß an Alle, die sich meiner erinnern.
Jakob Janzen.

Nachstehendes Schreiben von einem Leidensgefährten an den andern wurde uns von Br. Janzen zur Verfügung gestellt. Wir betrachten es als einen wichtigen beitrag zur Geschichte  der Üebersiedler. Interessant ist es noch, daß es etwas in die innern Gemeindeverhälnisse hineinblicken läßt und die gegenseitigen freundschaftlichen Gesinnungen bekundet. Es lautet folgt:
Geschrieben von der bucharischen Grenze am 11. Okt. 1881. Mein lieber Bruder Jakob Janzen! Den Frieden unseres Herrn Jesu Christi wünsche ich Dir, den Deinen und allen Brüdern zuvor! Ich hatte es mir vorgenommen, nicht früher an Dich zu schreiben, als bis wir uns niedergelassen haben würden. Da sich aber nun durch die Brüder aus Eurer Mitte, die uns unsere in Kaplanbek nachgelassenen Sachen hergebracht haben, so passende Gelegenheit bietet, so will ich bei meinem Vornehmen nicht bleiben. Zur Ruhe sind wir noch nicht gekommen; der Stand unserer Sache ist der: Vor ungefähr 5 Wochen sind wir aus Buchara ausgewiesen worden, nachdem wir dort eine Woche auf den Bescheid vom Emir gewartet hatten. Der Aufbruch mußte zwar schnell geschenen, (zwei Wagen waren zerbrochen, Fast`s kleine Agnete sollte beerdigt werden, das Grab war schon fertig, es wurde aber kein Aufschub bewilligt, Fast mußte sein Kind als Leiche mitnehmen, und die Wagen mit den zerbrochenen Rädern wurden aufgeschleift), dennoch können wir nicht über Unbill (Kränkung, ungerechte Behandlung – E.K.) klagen, einer der befehlenden Beamten beschenkte mehrere Kinder sogar mit Zucker. Man begleitete uns einige Werst ins Russische, und mit Buchara hatten wir vorläufig abgeschlossen. An dem Katte-Kurganer Regierungsschef (Natschalnik) fanden wir einen väterlichen Freund. Der eröffnete uns, daß sich zu beiden Seiten der russisch-buchar.Grenze ein ziemlich großes Stück Ackerland hinziehe (ohne Bewässerung), das für Weizenbau sich eigne und ungefähr 16 Werst lang und eben so breit sei und Eigenthum zweier Moscheen in Samarkand sei. Wir erfuhren nun weiter, daß es Pachtland sei und der Pachtpreis für 1 Jahr in dreizehntel des Ertrages bestehe. Man  rief uns, in Samarkand mit den über das Land gebietenden Personen (ungefähr 6 Mullahs und 1 Kaufmann) die Ansiedlung auf dem Moscheeland abzuschließen.Wir schicken Herm.Janzen, Gerh.Esau und Cor.W.Penner hin. Nachdem sie 1 ½ Wochen dort gewesen waren, kamen sie unverrichteter Sache zurück. Die Mullahs sahen es zwar gerne und waren froh dazu, daß wir uns auf ihrem Lande niederlassen wollten, aber hiezu war außer der Genehmigung des Samarkandes Natschalniks auch die des bucharischen Emirs nöthig. Jener ertheilte sie sofort, dieser aber hatte eine Reise in südliche Gegenden unternommen, so daß längere Zeit über die Ankunft seiner Antwort vergehen würde. Das war das Resultat der Reise nach Samarkand. Da erhielten wir am vorigen Montag durch den Katte-Burganer Natschalnik den Befehl vom General Gouveneur, daß C.Quiring sich stellen sollte. So machten wir uns denn zum zweiten Male auf, die Grenze zu überschreiten, was der Natschalnik seiner Behörde berichtete, auch daß wir den C.Q. mitgenommen. Schon vorher hatten wir uns das Moscheenland zeigen lassen, daß wir nun wußten, wohin wir uns zu wenden hatten. 12 Werst südl. vom Ssaraffschanthal steigt ein ziemlich hohes Gebirge auf, an dessen nördl. Abhange hatte man uns eine Quelle gezeigt; dorthin zogen wir. Das war am Dienstag. Am darauffolgenden Donnerstag erschienen wieder bucharische  Beamten und geboten uns, Buchara zu verlassen, das Land, worauf wir uns befänden, wäre nicht Moscheenland. Man erwiederte ihnen, wir könnten unter keinen Umständen nach Rußland zurück, wir wären dort einem Gesetze verfallen, das wir nicht annehmen könnten. Darauf erlaubte man uns, auf das Moscheenland zu fahren, wo wir auf weitere Ordre warten sollten.
Später, 13 Oktober. Gestern kam ich nicht zum Schreiben, ich hatte in der Nacht von Sonntag auf Montag bei dem alten Dietrich Wiens, fr.Blumstein, der sehr krank hier ankam, gewacht. Während wir die Abendandacht hielten, ist der leidenden Bruder von diesem Pilger- und Jammerleben erlöst worden. Gott gebe ihm in Gnade das Erbtheil, das uns bereitet ist von Anbeginn der Welt.... In Kurzem habe ich Dir den Stand der Dinge mitgetheilt. Der Heiland sagt: „In der Welt habt ihr Angst,“ das erfahren wir reichlich; Er fährt fort: „Aber seid getrost, denn ich habe die Welt überwunden.“ Da lernt man, den Beruf für die Ewigkeit im Glauben ergreifen. Die Erde versagt uns Alles. Wie dunkel will es einem da so oft vor den Augen werden, aber dem Gerechten muß das Licht immer wieder aufgehen in der Finsterniß, und durch Christi Blut sind wir Gerechte. Mein Theurer, ich hätte wohl Manches Dir zu sagen, aber wie kann Dinte (Tinte? – E.K.) und Feder das lebendige Wort ersetzen! Ich habe mich sehr gefreut, daß Ihr, wie ich aus einem Briefe des Br. Cor, Dyck und Br. P. Quiring ersehen habe, auch nachzukommen gedenkt. Wohin? Nun, Gott kann seine Verheißungen nicht unerfüllt lassen. Lasset uns rufen Tag und Nacht, daß Er uns errette in einer Kürze. Ich sprach heute mit Onkel Klaaßen (er war recht leiden, jetzt etwas besser) über Eure Lage; er sagte: „Der Tag, an dem wir mit den Molotschnaer Brüdern vereinigt würden, würde mir ein Festtag, ein tag hoher Freude sein“ Die Stimme zitterte ihm vor innerer Bewegung. O Brüder, Gott hat es zwar zugelassen, daß es zur Trennung gekommen ist, aber Er kann es nicht zulassen, daß wir getrennt bleiben. Kann Gott denn schweigen, wenn Ihr und wir Eine Bitte vor seinen Thron bringen, die Bitte um Einigung in Ihm? Und wenn Er unser armes Gestammel zurückwies, so kann Er doch nicht die Bitte seines Sohnes, unseres Vertreters, Joh.17,11., überhören. Die Einigkeit im Geist, umschlungen vom Bande des heiligen und heiligenden Friedens werde unser gemeinsames Eigenthum. Die Gemeine (Gemeinde? – E.K.) Jesu muß einig werden in Ihm. Laßt uns nicht fragen: Wie soll es aber werden? Da bin ich auch mit meinen Gedanken am Ende, aber wir wollen  rufen und glauben, daß es werden soll. Wenn Gott und wir wollen, was soll uns dann wohl hindern! Lieber Bruder, schreibe doch einmal. Ich habe gehört, daß du wieder Schule hältst, Gott segne dich und stärke dich mit seiner Liebe und Geduld. Daß Br. Abr.Peters noch immer recht leidens ist, schmerzt mich; Gott erhalte ihn. Brüder, ich habe Euch lieb, o liebte ich stärker. Grüße Br. Peters sehr von mir, und besonders von Onkel M.Kl., der ebenso auch dir seinen Gruß entbietet. Grüße alle l. (lieben – E.K.) Amtsbrüder, Br. Abraham Wiebe und Braun. Cornelius Waller sind ganz in eurer Nähe, meine herzlichsten Grüße an die liebe Familie, sowie auch von meiner Frau, diese grüßt auch dein l. (liebes – E.K.) Weib. Seid ihr alle gesund? Gott stärke uns in den trübsalsvollen Tagen der fluchbeladenen Erde. O, wie viel banges Sehnen, Sefzen der Kreatur und der Kinder Gottes. Gott helfe uns durch Jesum in die Heimath. Jerusalem, das droben ist, die ist unser aller Mutter. O Bruderherz, wie wird uns sein, wenn wir durch die Perlenthore Salems einziehen und die Wohnungen, die Jesus uns bereitet hat, beziehen werden? Da werden unsere Hallelujahs noch so viel „Kyrie Eleisons“ (Herr, erbarme dich – E.K.) dem Throne Gottes und des Lammes entgegenhallen mit starkem Siegesgeschrei. „Über ein Kleines.“ Wer weiß, wie bald?  In herzlicher Liebe dein dem obern Jerusalem mitpilgernder Bruder
Joh. Penner

 

*) Der Brief brauchte also von Ellhart, Amerika, bis Taschkend, Asien, cirka zwei Monate, was zwar eine lange Zeit ist, doch es immerhin ermöglicht, mit den Lieben in der Ferne einen Briefwechsel zu unterhalten. Auf Ersuchen mehrerer unserer Leser geben wir nochmals die Adresse dorthin, und zwar noch etwas vollständiger als in Re.8 11 Jahrg. Man schreibe in russischer Sprache:
Tscheres Gorod Orenburg.
Mennsnitn (? – E.K.) Name...
Taschkent
Via Europe to Asiatic Russia.
(Die letzte Zeile schreibe man in Englisch)

Die Redaktion
   
Zuletzt geändert am 22 Dezember, 2016