Brief von J. Janzen aus Nikolaipol, Turkestan und eine Quittung von J. F. Harms über Spende in der "Mennonitische Rundschau" Nr. 20 vom 14. Mai 1884

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" Nr. 20 vom 14. Mai 1884, Seiten 1-3. (gotisch) von Elena Klassen.

 

Asien.
Nikolaipol, 12 März. Lieber Bruder H. Mein letzter Brief vom 5. März ging an deine alte Adresse. (Dennoch erhalten; die Postmeister finden moch noch. Edr.(Editor – E.K.)) Unterdessen ist uns die 13. Sendung – 91. Rbl. 40 Kop.  zugegegangen, und von der 14. Sendung giebt Dein soeben erhaltener Brieg Nachricht. Gott sei gepriesen! Der Gesundheitszustand ist gut; der Winter war sehr mäßig – jetzt soll die Saatzeit beginnen. Die Schule in Köppenthal ist auch vier Wochen eingestellt und H.Janzens Heinrich tritt an Jakob Funks Stelle als Lehrer. In Gnadenfeld ist morgen Schulprüfung. Hier und in Gnadenfeld wird die Schule wohl im Gange erhalten werden können. Unsere Sache mit der Behörde ist zwar noch im Kampf, jedoch immer noch erträglich. Es ist noch Niemand aus unsere Mitte genommen.
In Liebe grüßend
J.Janzen.

 

Quittung.
Der Unterzeichnete erhielt und beförderte die folgenden Gaben, die zur Unterstützung solcher Mennoniten einliefen, die von Asien nach Amerika auswandern sollen.
Von Ungenannt (Burrion, Kann.) $ 1.00
Von P.G. (Marion, J. Dak.)              1.00
Von J.B., C.B., u. A.K., Manitoba, zus. 3.00
Von J. Overholt                                 1.00
Durch C.W., Minnesota                   21.00
                                        Total       $27.00

J.F.Harms,

Canada Marion Co., Kansas

Die Gaben für Asien fließen  bisher noch nur recht spärlich, vielleicht kommen sie aber auch nach andern Plätzen reichlicher, was uns ganz recht wäre. Lieber leser, mache dich frei und thue wenigstens etwas! Zur Weiterbeförderung der Gaben ist nach wie vor bereit
J.F.Harms,
Canada, Marion Co., Kansas

Die letzten Nachrichten aus Asien von den schwergeprüften Glaubensgenossen in Chiwa lauten traurig über die Maßen: „Die Turkmenen haben es sich vorgenommen, die armen Deutschen rein auszuplündern, daß sie umkommen oder davongehen müssen, um dann von ihren Hütten Besitz zu ergreifen. Auch das letzte Stück Vieh ist genommen, Kleider, Betten, Hausgeräthe, kurz Alles, was sich fortnehmen läßt, wird am hellen Tage abgeholt. Einer Witwe Töws wurden 80 Rbl. in baarem Gelde geraubt.“ Ist es nicht gräßlich, ihr l. (lieben – E.K.) Leser? Es bleibt den Aermsten nichts Anders übrig, als zu Fuß die Stätte des Unglücks zu verlassen und vorwärts zu pilgern, bis sie das Geld aus Amerika in Empfang nehmen und sich per Achse weiter befördern lassen dürfen. Welche Noth aber mag den Armen auf solch mühseliger Wanderung bevorstehen? Wahrlich, wir müssen ernstlich Fürbitte einlegen, daß unser allmächtiger himmlischer Vater diese unsere Mitbrüder vom Uebel erlösen wolle, außerdem aber müssen wir auch mit der That helfen, wenn uns nicht das Wort Jakobi treffen soll: „Und Jemand unter euch spräche zu ihnen (zu den Armen): Gott berathe euch, wärmet euch und sättiget euch, gäbet ihnen aber nicht, was des Leibes Nothdurft ist: was hülfe (hilft – E.K.) ihnen das? Also auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist er todt an ihn selber.“
   
Zuletzt geändert am 16 September, 2016