Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" Nr. 19, vom 13. Mai 1891, Seite 1. (gotisch) von Elena Klassen. 
  
Asien 
Aulieata 
Nikolaipol,  15 März 1891. 
Seit  meinem letzten Berichte ist wieder manches Erfreuende, aber auch Betrübende  vorgekommen. Alles, was uns in unserem Glaubensleben erfreut und beglückt, das  kommt von Herrn, denn wir haben einen Gott, der da hilft und einen Herrn, der  vom Tode errettet. Der Mensch in seinem verderbten Zustande lebt in seiner  Jugend gewöhnlich ohne Gott oder Gottesfurcht, er ist in Sünden todt; und hat  kein Erbarmen mit seiner Seele, die doch zum Leben geschaffen ist. Alles  Ermahnen und Warnen seitens der Eltern und Lehrer ist fruchtlos und das ist´s,  was gläubige Eltern betrübt und traurig macht, wenn ihre Kinder so in der Welt  leben und sich von dem Feinde beeinflussen lassen und Sünde auf Sünde häufen.  Da ist denn aber wieder das Erfreuliche, daß der Herr, unser Heiland, nicht  handelt mit uns nach unseren Uebertretungen und Sünden, wenn wir sie bekennen  und bereuen, sondern daß bei Ihm viel Vergebung ist. 
Im  vergangenen Herbst hatten wir die Freude, daß sich mehrere unserer Kinder dem  Herrn ergaben, und Vergebung ihrer Sünden im Blute des Lammes fanden. Es sind  17 Seelen durch die Taufe der Gemeinde einverleibt worden. Der Herr möchte  Gnade geben, daß noch viele Andere sich von ganzem Herzen bekehren und selig  werden. 
Letzten  Herbst hatten wir lange schönes Wetter, aber immer trocken; der Winter war  nicht sehr strenge, bis ausgangs Februar war Schlittenbahn; die Leute haben  recht fleißig Gebrauch gemacht davon, nur ich mußte zusehen und in der warmen  Stube bleiben, denn ich bin sehr kränklich. 
Jetzt  ist der Frühling wieder da, aber er erscheint nicht auf`s lieblichste, es ist  immer trocken und windig, die Nachtfröste hören sich auch noch nicht auf. Den  12. März wurde mit der Saatzeit begonnen. Nun giebt es wieder viel zu schaffen,  aber ich kann nichts dabei thun, mein Bein bessert noch nicht, die Aertzte  können es nicht heilen. Ich harre auf die Hilfe des Herrn, Er ist ja der rechte  Artzt, der auch den Unheilbaren gesund macht zu seiner Zeit. 
Unsere  Familie, Kinder und Großkinder, ist Gottlob gesund. In Köppenthal liegt die  alte Großmutter Jacob Ham krank und ist vielleicht ihrem Ende nahe. Im Herbst  starb die Jacob Dück`sche, die einige Jahre bei Samarkand gewohnt. Ihr Sohn  Jacob reiste nach Molotschna, Dück hat seine Wirtschaft verkauft, die Mäschen  haben sich verdingt und er will auch hinreisen. Gestorben ist im Winter  Bernh.Dücken ein neugeborenes Töchterlein, im März Cornelius Etten ein  neugeborenes Söhnlein und Andreas Bollers (wahrscheinlich Buller – E.K.) wurde  ein Söhnlein todt geboren.  
Bitte  noch alle Freunde öfters zu schreiben, man findet nur selten einen Aufsatz von  Freunden. Grüße mit 1 Thess. 5, 23,24. 
      Martin Janzen |