Nachrichten aus Gnadenthal, Aulie – Ata und Spende für Asien in „Mennonitische Rundschau“ vom 15 November 1883, Nr. 22, S.1 - 4

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

Mit freundlicher Genehmigung des Mennonite Heritage Archives Mennonite Heritage Archives

Asien.

Aulie – Ata, Gnadenthal, 6 September.

Liebe Rundschau! Du möchtest doch gerne mehr von uns und unserer Umgebung mittheilen, darum will ich Dir einiges schreiben. Ich möchte alle die in Christo jesu sind, und sich meiner und meiner Familie erinnern, den wahren Frieden wünschen, denn derselbe ist der Trost, in der Noth. Ach wie oft fehlt der Friese, wenn ich so zurück blicke in die Vergangenheit und die Zeit unseres Hierseins, wie oft hat mein Herz es erfahren, daß nicht Friede da war, ja der Herr hat durchgeholfen, und es möglich gemacht, trotz unserm vielen Kleinglauben. Es geht den Gläubigen dennoch immer das Licht wieder auf. Und in diesem Licht blicken auch wir jetzt wieder auf, denn der Herr hat uns unsere Ernte bewahrt und wir haben sie dürfen einsammeln; zwar ist sie gering, doch dem Herrn sei Dank dafür, der uns durch dieselbe eine Hoffnung schimmern läßt in die Zukunft hinein. Weizen giebt es bis 50 P. Per Desjatin (wiewohl er untergepflügt und weitläufig aufgegangen war), Hafer ist auch verschieden, dennoch ziemlich gut, noch ganz wenig ausgedroschen, doch nach einigen Versuchen giebt es von ein Pud Aussaat 12 Pud und darüber. Gerste ist sehr wenig, da fehlt es uns noch an Kenntniß der Zubereitung des Landes. Hirse wird es auch noch schön geben. Es fehlt uns Allen an Kraft und Geduld, dann wird es Alles wohl werden. Gartengemüse von allen Sorten sehr gut, dennoch beim Besten ist es verschieden; wo man etwas hat bedüngen können, da ist es besonders gut, sonderlich bei den Kartoffeln, die auf solchem Lande vortrefflich gedeihen. Es ist hier eine blaue Gattung, von welcher ich eine Kartoffel wog, die zwei Pfund schwer war, habe aber gehört, daß unter den Geschwistern solche von vier Pfund sind; das sind Ausnahmen. Wir werden hinreichend bekommen und Einige werden sie nicht brauchen. Die Wassermelonen sind nicht sehr häufig, dennoch verschieden, wir haben wenig, einige noch weniger. Heu und Spreu für Futter ist hinreichend und das Stroh wird wohl Alles zu Brennmaterial verwendet werden. Die Witterung ist abwechselnd, dennoch trocken; vom 31. August auf den 1. September wurden die Berge ganz mit Schnee bedeckt. Im Thal hatte es so viel geregnet, daß etwas Wasser stand, und darauf sind Nachtfröste gefolgt. Die Getreidepreise sind niedrig, Weizen vier Rbl. und etwas darüber (@ Battmen 12 Pd.) Roggen vergangene Woche gekauft @ B. 2 Rubel 40 Kopeken und 2 R. 64 Kop. Mehl billige Sorte 28 Kop. @ Pud. Es wird bald wieder theurer werden, denn der arme Kirgise hat keinen Speicher, und so vergräbt er es in die Erde. Die Armuth unter ihnen ist sehr groß; wer es hat, der hat es, wer nicht hat, der hat auch gar nichts. O ein armes Volk nach Leib und Seele. Es ist mir ganz deutlich, daß es unsere Aufgabe ist, diesem armen Volke in dieser letzten Zeit das Licht des Evangeliums zu bringen. Ach, daß wir dazu recht geschickt würden.

Euer im Herrn verbundener

Jakob Mandtler.

Einige Male schon ist in der Rundschau die Adresse der in Asien wohnenden Mennoniten dahin verstümmelt worden, daß es hieß „Dsiatic Russia“, während es heißen sollte Asiatic Russia, zu deutsch:

Asiatisches Russland.

Bruder Jakob Janzen aus Asien meldet, daß der Rechenschaftsbericht in Nr. 16 der halbmonatlichen „Rundschau“ dort mit tiefer Bewegung und Freude gelesen wurde. Jene verzeichneten acht Sendungen sind in voll erhalten worden, wir hoffen auch bald über den Empfang der neunten Sendung zu hören. Die erst neulich abgegangene zehnte Sendung übertraf alle früheren bei weitem, denn sie betrug 2124 Rubl. 50 Kop. Wir hatten das Glück in Chicago an eine Firma gewiesen zu werden, wo es für den Dollar etwas mehr als zwei Rubel gab. Für die Privatvertheilungen ist es nun nicht so einfach, denn die von den Gebern bestimmte Dollar Summe ist nach Rubeln zu berechnen, doch man wird schon damit fertig werden.

Für Asien erhalten.

XXV.

Von der Bruderthaler Gemeinde durch J.W.P. Hillsboro, Kansas, 145 Doll und zwar

für Aeltesten J. Janzen`s Familie 16 Doll. und für die Gemeinde 129 Doll.

XXVI.

1.) Durch J.H. Hillsboro, Kansas, gesammelt von G. Gäde 110 Doll. und zwar:

für Cornelius Funk 45 Doll., für Br. Riffel 30 Doll., für die übrigen Familien der Kubaner Brüdergemeinde 35 Dollars.

2.) Vom Aeltesten in Reno Co.Kansas 100 Doll. und zwar 50 Doll. für seine Geschwister Jakob Kröker, Heinrich Kröker, Peter Wiebe und Koopen. Die andern 50 Doll. sind bestimmt für die Armen in J.Janzens Gemeinde.

3.) DurchJ.H. in Montain Lake Minn., von Aron Walls Gemeinde 20 Dollars.

A.N. in Y.N. Sowohl Jacob Janzens als auch Heinrich Janzens, früher Lichtfelde, sind gegenwärtig in Asien. Briefe an irgend Jemand auf jener Ansiedlung sind außer dem Namen der Personen und Ortsnamen (Dörfer) wie folgt zu adressieren:

Tscheres gorod Orenburg w gorod

Aulieata, Turkestansky Kray,

Mennonitu……

…… Asiatic Russia.